Kategorie: eigene Prosa - Atrahor - AU? idk?
Genre: supernatural smut or something like that?
Warnings: sexuelle Inhalte (angedeutet), Blut, Vampirismus, uhmmm ne Ohrfeige, idk, der Vampirismus-Part ist slightly dubcon?
Rating: P18
Pairing: Caedes & Nayati
Ficathon: Kinkster's Paradise
Challenge: Kink Bingo (5/25)
Kink: blood kink
Sonstiges: have some weird bloody vampire/shapeshifter smut which is kind of fluffy but also kind of a hatefuck? idk? i just really love these two okay & also, i never wanna edit anything again o m g i'm so done with editing
Bite my neck
And press your hips into me
»Was willst du?«
Es sind nur drei kleine Worte, und doch lassen sie keinerlei Zweifel daran, dass du denkbar wenig begeistert von dieser Konfrontation bist.
Wahrscheinlich war es ein Fehler, überhaupt auf das energische Klopfen zu reagieren. Wahrscheinlich hättest du besser so getan als seist du nicht zu Hause und den ungebetenen Gast ignoriert. Aber das hast du nicht. Nach dem dritten Klopfen bist du aufgestanden und zur Haustür gegangen. Was du bitter bereust, als du dort ausgerechnet Nayati vorfindest. Die wahrscheinlich letzte Person auf Erden, die du jetzt in deiner Nähe haben willst.
»Willst du mich nicht hereinbitten? Oder mich wenigstens anständig begrüßen?« Er sieht dich halb fragend, halb vorwurfsvoll an. Als hättest du ihn gebeten, hier aufzutauchen.
»Nein, will ich nicht«, entgegnest du knapp. Du denkst für einen Moment darüber nach, ihm einfach die Tür vor der Nase zuzudonnern. Aber selbst, wenn du deine gute Erziehung außer Acht lässt und all die Gründe bedenkst, die dafür sprechen, hält dich immer noch deine verdammte Neugier davon ab. Das verlockende Was wäre, wenn, das dich eines Tages - dessen bist du dir gewiss - noch den Kopf kosten wird. »Also, noch mal: Was tust du hier?«
Nayati rollt mit den Augen und drängt sich kurzerhand an dir vorbei in den Flur, ohne eine Begrüßung, eine Einladung oder irgendetwas anderes abzuwarten, deinen stummen Protest - einen genervten Blick und die Tatsache, dass du nicht beiseite trittst, um ihn durchzulassen - gekonnt ignorierend. »Gut, dass es mir egal ist, was du willst«, meint er, anstatt deine Frage zu beantworten. »Ich bin nicht zum Spaß hier, also lass uns das ganze verkürzen, indem wir ausnahmsweise nicht stundenlang diskutieren. Einverstanden?«
Du willst eigentlich weiter protestieren, aber letzten Endes seufzt du bloß und antwortest: »Meinetwegen. Bringen wir's hinter uns.«
Was auch immer es überhaupt sein mag.
***
Du sitzt auf der Bettkante und beobachtest Nayati - was ihn nervös zu machen scheint. Er lehnt an der gegenüberliegenden Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, und weicht deinem Blick aus. Fast, als seist du gar nicht da. Als sei das hier gar nicht dein Schlafzimmer. Und als sei er gar nicht hergekommen, weil er anscheinend irgendetwas mit dir zu besprechen hat. Was das ist, hat er dir immer noch nicht verraten.
»Wie war das? Bringen wir es schnell hinter uns?«, sagst du nach einer Weile. »Raus mit der Sprache: Was willst du?«
Nayati korrigiert seine Haltung. Er stößt sich von der Wand ab, verharrt einen halben Schritt davon entfernt und sieht irgendwie … unsicher aus. Was so untypisch ist, dass es dich dazu bringt, ihn noch skeptischer zu mustern als zuvor.
»Hat Lynire dich geschickt?«
»Nein, so … so ist es nicht.« Er schüttelt den Kopf, beißt sich auf die Unterlippe, und obwohl er deinem Blick gerade standhält, zumindest einen Moment lang, wirst du das Gefühl nicht los, dass er trotzdem lieber wegsehen würde. »Sie weiß hiervon nichts.«
Auch das ist untypisch. Wenn er etwas tut, was ihr gegen den Strich geht, sorgt er normalerweise dafür, dass sie davon erfährt - denn in den allermeisten Fällen hofft er, sie damit verletzen zu können. (Heimlichkeit ist nicht sein Stil, denkst du, nicht im Geringsten.)
»Schau nicht so«, murmelt er, als hätte er anhand deines Blicks die Gedanken dahinter erraten. »Als hättest du noch nie irgendwas getan, was sie nicht erfahren sollte.«
Wo er recht hat … Allerdings überrascht es dich bei ihm weitaus mehr als bei dir selbst.
»Was in aller Welt könntest du von mir wollen, wovon sie nichts wissen soll?«
Anstatt dir eine Antwort zu geben, zuckt er bloß mit den Schultern. Und im nächsten Moment gibt er sich einen Ruck, kommt auf dich zu und lässt sich neben dir auf der Bettkante nieder. (Vielleicht, um dich nicht länger direkt ansehen zu müssen, denkst du.)
»Was auch immer du vor hast … rück endlich raus mit der Sprache. Ich habe im Moment nicht genug Energie für deine Spielchen.« Du verlierst langsam die Geduld, und die plötzliche Nähe macht dich noch unruhiger als du es in seiner Gegenwart sowieso schon bist. Du hältst die Luft an, rückst ein Stück weit von ihm ab. Die Gesellschaft lebendiger Wesen meidest du in letzter Zeit eher. Dieser Moment erinnert dich schmerzhaft daran, wieso. Lebendige Wesen. Lebendiges Blut. Viel zu verlockend.
»Ich spiele keine Spielchen mit dir. Ausnahmsweise.« Für einen Moment klingt der Hauch eines Schmunzelns in seinen Worten mit, und als du dich zu ihm umdrehst, um zu sehen, ob es sich auch auf seinen Lippen zeigt, erhaschst du nur noch einen flüchtigen Blick darauf; dann wird sein Ausdruck wieder ernst. Er atmet tief durch, ehe er die nächsten Worte ausspricht. »Ich will, dass du mein Blut trinkst.«
Im ersten Moment bist du nur verwirrt; dann verziehen sich deine Lippen zu einem bitteren Lächeln. »Verarschen kann ich mich auch selbst.«
»Oh ja, darin bist du der unangefochtene Meister«, schnaubt er.
»Wenn das alles ist, kannst du gleich wieder verschwinden.« Du deutest auf die offenstehende Zimmertür. »Den Weg nach draußen kennst du ja, oder?«
»Mir gefällt das hier genauso wenig wie dir, aber es ist leider kein Scherz. Es ist ein ernsthaftes Angebot.«
»Ich brauche dein Blut nicht.« Es klingt nicht halb so sicher wie du es dir gewünscht hättest und du kannst ihn dabei nicht ansehen.
»Kannst du nicht mal für fünf Minuten aufhören dich selbst und alle anderen anzulügen?« Der Blick, den er dir zuwirft, lässt dir bewusst werden, wie dankbar du manchmal dafür bist, dass Blicke nicht wirklich töten können. »Lynire spürt es. Du weißt, dass du es vor ihr nicht verstecken kannst.« Du bemerkst einmal öfter, wie verbittert er klingt, sobald es um das Seelenband zwischen dir und Lynire geht. »Und ob ich will oder nicht, ich spüre es dadurch auch. Keine Ahnung, ob sie das mit Absicht macht, aber …« Er lässt den Satz unvollendet und zuckt erneut mit den Schultern. »Jedenfalls macht es mich verrückt. Und es muss aufhören.«
Du weißt, dass es im Grunde genommen zwecklos ist, deinen Blutdurst zu leugnen. Man merkt ihn dir überdeutlich an. Angefangen bei der blutroten Färbung, die deine Iriden in den letzten Wochen angenommen haben, bis hin zu deinem ganzen Verhalten gegenüber menschlichen - oder menschenähnlichen - Wesen. »Dann eben anders«, seufzt du. »Ich will kein Blut. Und schon gar nicht deins.«
Aber auch das ist gelogen. Gewissermaßen.
Die Wahrheit darin ist: Du willst Nayatis Blut eigentlich nicht. Es widerstrebt dir, diese Geste zu akzeptieren. Selbst, wenn du weißt, das ein eigennütziges Motiv dahintersteht. Es scheint dir … zu persönlich.
Die Lüge darin ist: Dein Wille spielt keine Rolle, wenn es um Blut geht. Es ist egal, was dein Verstand, dein Herz, deine Prinzipien sagen. Ein Teil von dir, der animalische, blutdurstige Teil - dieser Teil deiner selbst will. Oh, und wie.
»Ich sagte doch bereits: Es ist mir egal, was du willst. Du weißt, dass ich mich nicht davor scheue, dich zu zwingen, wenn es sein muss.«
»Du hast mich schon zu ganz anderen Dingen gezwungen«, erwiderst du. »Ganz ohne dass es hätte sein müssen.«
»Also.« Er lächelt leicht. Vermutlich die unwillkürliche Reaktion auf die Erinnerung an einige Gelegenheiten, zu denen er das unter Beweis gestellt hat. »Dann weißt du ja aus eigener Erfahrung, dass ich da keine Skrupel habe.«
Ganz unvermittelt krempelt er seinen Ärmel hoch und hält dir ohne ein weiteres Wort sein Handgelenk entgegen. Sein Handgelenk, an dem unter einer furchtbar dünnen Schicht Haut sein Puls pocht, spürbar bei jeder kleinsten Berührung, deutlich hörbar für dein feines Gehör.
Du verstehst die stille Aufforderung. Und du würdest lieber von dir aus trinken, als zuzulassen, dass er dich dazu zwingt, die Kontrolle zu verlieren. Also …
***
Nayatis Haut gibt sofort unter dem Druck deiner spitzen Eckzähne nach. Der Duft von Blut flutet den Raum und deine Sinne, kurz bevor du das frische, warme Rot endlich schmecken kannst. Gott, es ist so lange her …
Dein Verstand will gegen all das rebellieren; doch dein Verstand, dein normales Bewusstsein, deine Persönlichkeit sind in solchen Momenten nicht mehr von Belang. Etwas, was sonst tief in deinem Inneren schlummert, verdrängt all das, was dich normalerweise ausmacht. Es gibt nur noch das Blut auf deinen Lippen - und den unbändigen Durst danach.
Ein Grollen dringt aus deiner Kehle; leise, aber konstant. Weniger bedrohlich; mehr wohlwollend. Den ersten Schwall Blut schluckst du gierig und ohne dich auch nur im Entferntesten zurückzuhalten. Du kannst nicht anders.
Deine Zähne graben sich tief in Nayatis Unterarm. Tiefer als es vielleicht sein müsstet. Er zieht scharf die Luft ein und krallt sich mit der freien Hand in deine Schulter.
Das Blut strömt an seiner Hand und deinem Kinn hinab, geht auf eurer beider Kleidung über und tropft bis auf den Boden. Und du genießt es. Viel zu sehr.
***
Du hast keine Ahnung, wer von euch die Distanz, die du anfangs zwischen euch gebracht hast, wieder überbrückt hat. Erst, als du dich dazu zwingst, von seinem Handgelenk abzulassen, wirst du dir dessen bewusst, dass Nayati ganz nah bei dir ist. Er sitzt neben dir. Eure Schultern berühren sich.
»Genug?«, fragt er. Es klingt rau und atemlos und jagt dir einen seltsam wohligen Schauer über den Rücken.
Du hältst sein Handgelenk noch fest, hast es mit deinen zitternden Fingern umklammert.
Du fühlst dich ertappt. Es ist nicht genug, noch lange nicht; aber du fürchtest dich vor dem Punkt, an dem es nicht länger in deiner Hand liegt, ob du die Kontrolle behältst. In all den Jahren hast du nie ein Gefühl dafür entwickelt, wann du dich diesem Punkt annäherst.
»Genug?«, fragt Nayati erneut, dieses Mal deutlich eindringlicher. Er hebt dein Kinn an und sieht dich für einen quälend langen Moment direkt an. Blickkontakt. Eine gefährliche Sache. (So furchtbar intensiv.) »Nicht genug«, murmelt er dann, mehr zu sich selbst als zu dir. Es ist eine Feststellung, für die er kaum mehr als ein paar Sekunden braucht.
Die Ohrfeige trifft dich vollkommen unerwartet. Wo eben noch Nähe war, hat Nayati mit einem Mal wieder Distanz zwischen euch gebracht. Wo eben noch diese beinahe zarte, wenn auch bestimmte Berührung war, ist plötzlich nur noch ein altbekannter Schmerz, gefolgt von einem Klingeln in deinem Ohr.
»Anscheinend verstehst du diese Sprache besser …« Für einen Moment scheint alles wieder beim Alten zu sein; sogar das verächtliche Grinsen, das du von Nayati gewohnt bist, kehrt zurück.
(Du ertappst dich bei dem flüchtigen Gedanken, dass Schmerz die einzige Sprache ist, die du immer verstehst. Und bei dem nicht ganz so flüchtigen Gedanken, dass er diese Sprache ruhig öfter mit dir sprechen könnte.)
Er drückt dich unsanft weiter aufs Bett, bis du die Wand im Rücken spürst. Du wehrst dich nicht. Du fühlst nur dem leichten Schmerz nach, lässt deine Finger zu deiner Wange wandern, als könntest du nicht glauben, was du da fühlst, und starrst Nayati perplex an.
Er kniet sich über dich. Fixiert dich dadurch genau dort, wo er dich platziert hat. Rücken an der Wand. Er über dir. Keine Chance mehr, auszuweichen. Du realisierst es erst, als es zu spät ist. Er hebt dein Kinn ein weiteres Mal an, mustert erneut die Färbung deiner Augen, als wollte er sichergehen. Natürlich sind sie immer noch rot. Genauso rot wie das Blut, das du begehrst und dessen Mangel deinen sonst blaugrünen Iriden überhaupt erst diese unnatürliche Farbe verleiht.
Du atmest flach und gepresst. Du willst sagen: Genug. Du willst sagen: Lass das. Du willst sagen: Verschwinde.
Doch Nayati entblößt seinen Hals, indem er den Kopf leicht zur Seite neigt.
Und du kannst gar nichts mehr sagen. Nur noch zitternd verharren.
»Trink«, raunt er, offensichtlich wenig begeistert davon, dich noch ein zweites Mal auffordern zu müssen.
Und der Puls, der an dieser Stelle noch deutlicher zu pochen scheint als irgendwo sonst, ist ohnehin viel zu verlockend, als dass du dich noch ein drittes Mal hättest bitten lassen.
***
Es ist das erste Mal, dass Nayati dich küsst.
Es ist in den letzten Monaten unglaublich viel zwischen euch passiert, ein Erlebnis unwahrscheinlicher als das andere. Die meisten weniger erfreulich, manche davon auf die eine oder andere Art sehr intim. Aber ein Kuss …
Du bist dir nicht sicher, ob das überhaupt real ist. Jetzt gerade fühlt es sich sehr real an, doch du kannst es nicht recht glauben, und das, obwohl du es so deutlich spürst, dass dein Herz einen nervösen Satz macht -
Nayati küsst dich.
Und irgendwie ist es ganz anders als erwartet
Er legt eine Hand in deinen Nacken, zieht dich zu sich heran. Presst seine Lippen auf deine. Einfach so. Ohne den leisesten Anflug der üblichen Wut und Grobheit, die er dir gegenüber sonst zeigt.
Das einzige, was dich noch mehr überrascht, ist: Du erwiderst diesen Kuss. Du lässt zu, dass er dir sein eigenes Blut von den Lippen küsst, und du lässt zu, dass der Moment so lange anhält wie er es will.
Du verstehst nicht, wie aus diesem Angebot, dem du nur sehr widerwillig zugestimmt hast, das hier werden konnte. Eine Reihe ungehemmter Küsse, in denen du ganz und gar versinken könntest. Du weißt nur: Da war dieser intensive Blickkontakt, und für den Bruchteil eines Moments hast du geglaubt, in Nayatis Augen deinen eigenen Hunger gespiegelt zu sehen. Die unbändige Lust, Blut zu geben. Das perfekte Gegenstück zu deinem immerwährenden Durst.
Der Gedanke ist einer von vielen, die dir in Sekundenschnelle durch den Kopf schießen.
Dann, mit einem Mal, denkst du gar nicht mehr.
Seine Stimme klingt ungeduldig, und er schmiegt sich ebenso ungeduldig an dich, als er sagt: »Tu es noch mal.«
Er reckt dir wieder seinen Hals entgegen, dieses Mal die andere Seite. Du bedeckst die glühende Haut mit Küssen, fährst mit deiner Zunge daran entlang, während deine Fingernägel an Nayatis Rücken hinab wandern und du das ein oder andere erregte Seufzen nicht mehr vermeiden kannst. Aber es ist ja nicht so, als wüsstest du nicht genau, dass ihn das ganze genauso sehr erregt wie dich. Als könntest du es nicht spüren. So nah, in dieser Position, während er sein Becken deinem immer mehr entgegendrängt …
»Was soll ich tun?«, fragst du, gespielt ahnungslos. Du genießt es, dass er dich auffordert, bittet. Du genießt es, dass du ihn dazu bringen kannst, ohne dir überhaupt Mühe zu geben.
»Du weißt genau, was ich meine«, knurrt er.
»Keine Ahnung, wovon du redest«, flüsterst du ihm ins Ohr. »Du musst dich schon präziser ausdrücken.«
»Nun beiß schon zu.«
»Was, wenn ich nicht will?«
»Du willst.«
»Aber ich bin nicht mehr durstig.«
»Du …« Er seufzt verhalten auf, als du die Zähne bleckst und sie an seinem Hals entlanggleiten lässt. »Was willst du hören?«
»Die Wahrheit.« Du kannst dir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Und die Wahrheit ist: Du willst. Nicht ich.«
»Das …« Du kratzt erneut mit einem spitzen Eckzahn über seine Haut. Es erfüllt dich mit einer tiefen Zufriedenheit, dass du ihm damit ein leises Wimmern entlockst. »… ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze ist: Wir wollen beide.«
Du könntest nicht leugnen, dass das stimmt.
Und spätestens, als er nach deiner Hand tastet, sie ergreift und sie zwischen euch, zwischen seine Beine führt, willst du auch gar nicht mehr weiter über die Feinheiten diskutieren.
***
Es gibt Momente, in denen nichts mehr eine Rolle spielt, was davor war oder danach sein wird. Momente, deren Gegenwart so intensiv und einnehmend ist, dass dieses Hier und Jetzt keinen Raum mehr für irgendetwas anderes lässt.
Jemandem in die Augen zu sehen, nachdem man sein Blut trinken durfte, ist so ein Moment. Jedes Mal wieder aufs Neue, zumindest dann, wenn man denjenigen dabei am Leben lässt. Wenn man ihn küsst und ihm lange in die Augen sieht und kein Danke hervorbringt, obwohl einem genau das durch den Kopf geht.
Du kannst sein Blut noch schmecken. Salzig und metallisch und so seltsam vertraut hängt der Geschmack an deinen Lippen und auf deiner Zunge.
Du schließt die Augen.
Es ist totenstill bis auf eure hektischen Atemzüge und eure pochenden Herzen, denen du mit deinen nun wieder geschärften Sinnen mühelos lauschen kannst. Du spürst, wie das Blut auf deiner Haut langsam trocknet. (Genauso spürst du nur allzu deutlich die andere warme, klebrige Substanz auf deiner Haut. Und du bist dir nicht ganz sicher, was von beidem sich in diesem Moment besser anfühlt.)
Nayati kniet noch immer - oder besser gesagt schon wieder - über dir. Mit einem Arm stützt er sich an der Wand hinter dir ab, den anderen Arm hat er um dich gelegt. Er krallt sich immer noch an dir fest und er macht keine Anstalten, sich von dir zu entfernen. Anscheinend ist ihm entweder nicht bewusst, wie vertraut diese ganze Szene eigentlich ist, oder er stört sich nicht daran. Du bist froh darüber, stellst du überrascht fest. Du genießt seine Nähe. Seinen Geruch. Die Wärme, die von ihm ausgeht. Wann in aller Welt ist das passiert? Es kommt dir mit einem Mal vor als sie es Ewigkeiten her, dass ihr euch an der Türschwelle gegenseitig angekeift habt.
Als du die Augen wieder öffnest, betrachtest du eine der Bisswunden. Die Abdrücke deiner Fangzähne, die an seinem Hals prangen. Deine Finger strecken sich nach der wunden Stelle aus, streichen vorsichtig über die leicht angeschwollenen, blutverschmierten Ränder. Nayati zuckt zusammen, sagt aber nichts.
Du willst irgendetwas sagen. Etwas, was dir im Hals stecken bleibt. Vielleicht ist es immer noch Danke. Vielleicht ist es mittlerweile eher Es tut mir leid.
Du lehnst dich vor und lässt deine Zunge der Spur von Blutresten folgen. Du lässt dir Zeit und leckst über die verwundete Haut, bis sie sich sauber anfühlt. Sauber aussieht.
Nayati lässt dich gewähren. Und als du fertig bist, löst er sich von dir.
Sieht lange dich an.
Schweigt.
Und küsst dich wieder.
(Du hast keine Ahnung mehr, zum wievielten Mal.)
***
»Denk bloß nicht, dass das zur Gewohnheit wird.«
Nayati sitzt immer noch auf deinem Bett, als du zurück ins Schlafzimmer kommst und ihm einen feuchten Waschlappen und ein Handtuch zuwirfst.
»Was?«, fragst du mit einem Grinsen. »Das mit dem Blut oder -«
»Das ist der Moment, in dem du den Mund halten solltest.«
»… oder dass du dabei plötzlich vögeln willst?«
»Beides. Und ich sagte, du sollst den Mund halten.«
Du lehnst im Türrahmen und beobachtest ihn dabei, wie er die letzten Blutspuren von seiner Haut wischt.
»Sieh mich nicht so an«, murmelt er. Für einen kurzen Augenblick glaubst du, dass der Blick, den er dir zuwirft, nicht nur mahnend, sondern irgendwie auch verlegen wirkt. »Du weißt, ich hab' das nicht für dich getan. Es ist nur … irgendwie eskaliert.«
»Schon klar«, erwiderst du. Immer noch grinsend. »Aber eskaliert würde ich das nicht nennen. Wäre es eskaliert, wärst du -«
»Jetzt halt endlich -«
»Bin schon still.«
»Und hör auf so zu grinsen.« Nayati lässt das Handtuch fallen. Steht auf. Kommt auf dich zu. Bedrohlich langsam. Dieses Mal ist sein Blick nur mahnend. Und vielleicht solltest du jetzt wirklich aufhören zu grinsen -
Aber du denkst gar nicht daran.
Du hast eine Menge Blut, verflucht guten Sex und süße Genugtuung bekommen. Gerade bist du so zufrieden, dass du noch nicht einmal mehr einen Gedanken daran verschwendest, wie nah du dem gefürchteten Kontrollverlust gerade eben gekommen bist.
So schnell wird dir nichts mehr das Grinsen aus dem Gesicht wischen.
Auch (erst recht) nicht die zweite schallende Ohrfeige in dieser Nacht.