byleth & baëll » lass uns diese welt verbrennen

Sep 30, 2018 19:16

Story: RPG storyverse / Sylène series (pre canon)
Genre: Ähm. Dark Fantasy & irgendwie Romance mit D/s-Dynamik I guess?
Warnings: D/s-Verhältnis, speech restrictions, Blut, Bisse, Selbstverletzung (Kontext fragwürdig, also, kein classic self harm, es ist halt Byleth, don't @ me), Sex (so semi explicit lel), Erwähnungen von Alkohol
Rating: P18
Charaktere: Byleth & Baëll

Ficathon: not over
Prompt: [030], aus "Das ist Liebe" von Samsas Traum
Challenge: 120er (love) & Kink Bingo (14/25, D/s)

Sonstiges: Triff mich, wie ich zu einem 120er-Stichwort schreibe, ohne es auch nur ein einziges Mal im Text zu erwähnen, während der OS irgendwie sowieso nur sehr lose auf Stichwort & Prompt basiert, lol. Ein bisschen Byleth-Background jedenfalls. Nicht noch mal abschließend Korrektur gelesen, generell ein bisschen sehr wirr & kryptisch, also pls bear with me.

Nichts und niemand kann uns trennen
Lass uns diese Welt verbrennen
Das ist Liebe -
Wenn jedes Wort auf meiner Zunge
Wenn die Sonne auf der Haut gefriert
Das ist Liebe -
Wenn der Kopf nur noch den einen
Nämlich deinen Namen buchstabiert



I.

»Du …«

Die Finger, die sein Kinn leicht anheben, sind kühl, fühlen sich weich an. Beinahe, als hätten sie nie auf einem Schlachtfeld das Schwert geführt; als hätten sie nie jemandem mit einem leisen Schnipsen das Leben ausgehaucht. Byleth erschaudert, als diese Finger ihn zum ersten Mal berühren. Trotz aller Sanftheit fühlen sich sofort an, als gehörten sie zu der mächtigsten Person, die diese Welt kennt. Sein Blick senkt sich, hinab zu der Hand, die ihn packt, wandert an einem Arm entlang, der so blass ist, dass die Adern an einigen Stellen durchscheinen, bis hin zu dem Gesicht, an dem sein Blick schließlich hängenbleibt.

»Dein Name ist Byleth, oder?«

Diese Stimme. Nicht die Stimme eines Kriegers, eines Kommandeurs, aber wohl die Stimme eines Eroberers. Weich und einlullend, doch zugleich fest und sicher; mit jeder ausgesprochenen Silbe versichernd, dass hinter diesen Worten jemand steht, der weiß, wie er das bekommt, was ihm zusteht - und auch das, was ihm nicht zusteht, wenn er es will.

Byleth wagt es nicht, zu sprechen, aber er nickt.

Der Blick seines Gegenübers hat den seinen fixiert; dessen ist er sich absolut sicher, obwohl er in den Augen, deren Schwärze sich nicht auf die Pupille beschränkt, sondern das gesamte Auge bedeckt, eingerahmt von ebenso schwarzen Wimpern und porzellanweißen Lidern, nur schwerlich eine Blickrichtung oder einen Ausdruck erkennen kann. Die bleichen Lippen verziehen sich zu einem leichten Lächeln, das nur Byleth allein gilt, ehe Baëll ihn wieder loslässt und weitergeht, als sei nichts gewesen.

Byleth wird das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas an ihm hinterlassen hat; selbst, als er sich abwendet und sich mit den anderen Anwesenden unterhält, allen mehr Beachtung schenkt als Byleth selbst, fühlt es sich immer noch an, als sei er da. Als könnte Byleth ihn jederzeit spüren, wenn er nur an diesen Moment zurückdenkt, und als habe er dort, wo er eben noch direkt vor ihm gestanden und eine Hand nach ihm ausgestreckt hat, eine spürbare Leere hinterlassen.

Vielleicht, denkt Byleth, ist das die Macht, die dem König der Hölle innewohnt und die alle so sehr fürchten.

II.

Baëll.

Den Namen auszusprechen, fühlt sich an wie ein Gebet, das man nur gen Himmel schickt, weil man vor Verzweiflung nichts anderes mehr zu tun weiß, obwohl man gar nicht an den Gott glaubt, den man um seine Gunst und seine Gnade anfleht.

Es fühlt sich schmutzig und falsch und nach Selbsthass an, aber auf seine eigene Art befreiend, denkt Byleth. Es fühlt sich an, als könnte man sich daran gewöhnen, mit diesen Silben auf den Lippen einzuschlafen.

III.

In der Hölle gibt es keine Zeit, wie die Menschen sie kennen; aber es fühlt sich an wie Mitternacht, als jemand direkt an Byleths Ohr flüstert: »Du hast von mir geträumt.«

Baëlls Atem ist kalt, wie er über Byleths Ohrmuschel, Hals und Haaransatz streift, aber die Worte glühen, die Aussage hinter ihnen wie ein Schlag, der punktgenau trifft, nachbrennend wie ein roter Striemen auf der Haut.

»Ja«, haucht Byleth. Er wundert sich selbst darüber, dass das alles ist - kein Erstaunen, keine Fragen, nur sein rasender Puls und ein Ja. »In jeder Nacht seit unserer letzten Begegnung.«

»Hier ist immer Nacht«, raunt Baëll.

Plötzlich kann Byleth nicht nur die gesenkte Stimme hören, den eisigen Hauch der Worte spüren, sondern nimmt auch einen Körper wahr, direkt hinter seinem auf dem Bett, nicht nah genug, um ihn wirklich zu berühren, aber nah genug, um ihn für einen kurzen Moment erschaudern zu lassen.

»Vielleicht«, erwidert er, und es fällt ihm schwer, nicht zu zögern, nicht zu stocken, seine Stimme klar und fest klingen zu lassen, es wirklich auszusprechen, »wart Ihr immer in meinen Gedanken, seitdem wir uns begegnet sind, mein König.«

Da sind wieder die Finger, deren Berührung Byleth schon beim ersten Mal ganz in ihren Bann gezogen hat - Finger, dieses Mal in einem leichten, aber präzisen Griff an seinem Hals. Und der Körper hinter ihm - mit einem Mal viel näher. So nah, dass Byleth ihn fühlen kann, wie er sich an ihn schmiegt.

»Erzähl mir davon«, haucht Baëll. Ganz der Eroberer, der Herrscher, mit jeder Silbe und jeder verstreichenden Sekunde. »Was mache ich in deinen Träumen, Byleth?«

IV.

»Wie kommt es eigentlich«, fragt Byleth, während er betont langsam eine Hand hebt, um sich das honigblonde Haar aus der Stirn zu streichen, jede Bewegung verfolgt von einem leisen Klingeln seines Glöckchenarmbands, »dass Ihr euch für mich interessiert?«

Baëll sieht ihn abschätzig von seinem Thron herab an. »Habe ich dir die Frage erlaubt?«

Byleth lächelt; lächelt darüber hinweg, wie unvorbereitet ihn dieser Tadel trifft. »Ihr habt sie in mir wachgerufen, mein König«, erwidert er leise. Er weiß, dass er Kopf und Blick senken sollte, aber er tut es nicht.

»Und du denkst, das gibt dir die Erlaubnis, sie mir gegenüber auszusprechen?«

Byleth zuckt mit den Schultern. »Ich habe noch nie eine Erlaubnis gebraucht, um etwas auszusprechen.«

»Dann brauchst du von nun an eine«, entgegnet Baëll ungerührt. »Du wirst in meiner Gegenwart nur noch sprechen, wenn ich dich zuerst anspreche oder es dir ausdrücklich erlaube. Das einzige, was du unaufgeforgert sagen wirst, ist mein Name - wann immer du dich bemerkbar machen musst. Nur das, sonst nichts. Verstanden?«

Byleth lacht unwillkürlich auf. »Das könnt Ihr ni-«

Schneller, als er seinen Satz beenden kann, schnürt ihm plötzlich etwas die Kehle zu. Baëll tut kaum mehr als milde amüsiert zu lächeln und eine beiläufige Handbewegung zu vollführen, und plötzlich kann Byleth weder atmen noch sprechen.

»Noch mal.« Baëll schnalzt mit der Zunge, sein Blick fixiert sein Gegenüber, und fast schon wirkt es, als bedauere er, dass er wenige Sekunden später die unsichtbare Schlinge um Byleths Hals wieder lockert. Vorläufig. »Nur sprechen, wenn du angesprochen wirst oder ich es erlaube. Nur meinen Namen darfst du nach Belieben sagen. Verstanden?«

»Verstanden«, wiederholt Byleth, während sich zwei Gefühle in ihm ausbreiten, beide gleichermaßen stark, beinahe unbändig - einerseits Wut, andererseits eine seltsame, tiefe Zufriedenheit. Beides, weil er es nicht gewohnt ist, so herabgestuft zu werden.

»Gut.« Baëlls Lächeln wird ein wenig breiter, ein wenig wärmer, und er winkt Byleth zu sich heran, folgt jedem seiner Schritte mit wachsamem Blick und bedeutet ihm, sich direkt zu seinen Füßen wieder niederzulassen, direkt vor dem Thron, so nah, dass Byleth den Kopf auf seinen Schoß betten könnte. »Erzähl mir mehr von deinen Gedanken«, verlangt Baëll, während er seine Fingerspitzen durch Byleths langes Haar gleiten lässt, damit spielt, beinahe schon verträumt, gedankenverloren. »Wenn mir gefällt, was du darin mit mir anstellst, verrate ich dir vielleicht auch ein paar von meinen.«

V.

Baëll.

König Baëll.

Alle sagen diesen Namen, die meisten voller Ehrfurcht, ein paar wenige abfällig, aber je öfter er ihn hört und je öfter er ihn selbst sagt (im Schlaf murmelt, vor Verlangen wimmert, vor Bewunderung so leise haucht, dass er sich selbst kaum hören kann), desto mehr hat Byleth das Gefühl, niemand weiß, was er wirklich bedeutet.

VI.

»Hast du es dir so vorgestellt?«

Baëlls Stimme jagt Byleth eine Gänsehaut über den Rücken, jedes Mal, selbst jetzt, da ihre verschwitzten Körper sich aneinander drängen, Haut an Haut, so nah, dass es kaum mehr näher geht.

»Ja«, keucht er, und als er den Mund öffnet, legt sich die metallische Note seines eigenen Bluts auf seine Zunge. »Und nein.«

Baëll fängt für einen Moment im Spiegel seinen Blick auf, und dann sieht Byleth dabei zu, wie sich Baëlls Lider senken, wie er sich weiter vorbeugt, wie zu einem flüchtigen Kuss auf die Schulter, doch es ist kein Kuss, sondern eine Reihe messerscharfer Zähne, die einen weiteren blutigen Abdruck in Byleths Haut hinterlassen. Byleth versucht nicht, sich loszureißen; er sieht gebannt dabei zu, wie sich sein eigenes Gesicht vor Schmerz verzerrt, wie er sich trotzdem sowohl dem Biss als auch Baëlls rhythmischen Stößen immer weiter entgegenreckt, den Rücken durchbiegend, Lippen und Atem und Hände zitternd. Baëll taucht mit einem blutverschmierten Grinsen wieder hinter der klaren Kante seiner Schulter auf. Seine Finger verhaken sich in Byleths Haar, neigen beinahe sanft seinen Kopf zur Seite, und dann flüstert er: »Was war in deiner Vorstellung anders, Byleth?«

Byleth wimmert, ohne dass er es unterdrücken könnte; bei all dem süßen, stechenden Schmerz und dem groben, verflucht guten Sex ist das letzte, was er gerade will, Fragen zu beantworten. Er wartet auf den Moment, in dem Baëll sagt: Jetzt darfst du. Auf eine kühle, weiche Hand, die zwischen seine Beine greift und ihn so lange mit ihren perfekten Berührungen um den Verstand bringt, bis ihn einer dieser unglaublichen Höhepunkte überkommt - einer dieser Höhepunkte, die ihn manchmal vergessen lassen, dass und wieso er je etwas anderes als das - jemand anderen als Baëll - begehrt hat.

Aber Byleth weiß, dass es keinen Sinn hat, die Antwort zu verweigern, also atmete er tief ein, so gut er kann, und sagt dann: »Das Blut.« Sein Atem geht schwer und gepresst, und er schließt die Augen, um sich selbst nicht im Spiegel sehen und Baëlls Blick nicht in der Reflektion begegnen zu müssen. »Ich habe mir nicht vorgestellt, Euch mit meinem Blut zu beflecken. Und …« Kurz zögert er, doch dann beschließt er, tatsächlich die ganze Wahrheit zu sagen. »Ich dachte nicht, dass Ihr mich küssen würdet. Mich anfassen. Auf diese Art. Ich … dachte, das hätte ich nicht verdient - Zärtlichkeit. Zuneigung. Von … jemandem wie Euch.«

Der leiseste Hauch eines Lächelns zupft an Baëlls Mundwinkeln. Er küsst Byleths Schulter, seinen Hals, seine Wange, und mit einer Hand streichelt er an seiner Wirbelsäule entlang, in einem schleifenartigen Muster über seinen Rücken.

»Denkst du wirklich, du seist so wenig wert?«, fragt er leise. »Denkst du, du würdest in meinem Bett schlafen, würde ich so von dir denken?«

Die Worte sind nur ein Hauch; kaum merklich, so unscheinbar, dass Byleth sich gar nicht sicher ist, ob er sie wirklich gehört hat in diesem flüchtigen Augenblick zwischen angespanntem Warten und der lang ersehnten Erlösung, die kurz darauf folgt.

Der Höhepunkt, den Byleth so herbeigesehnt hat, kommt; so heftig, dass ihm danach noch minutenlang der Kopf schwirrt und sein Atem hektisch bleibt, während Baëll ihn von oben herab mit einem süffisanten Grinsen beobachtet.

Aber das, was ihm noch stunden-, wenn nicht tagelang nachhängt, ist nicht der Sex.

Es ist die Frage.

Denkst du wirklich, du seist so wenig wert?

VII.

Anfangs ist es nur Faszination. Dann ist es das Spiel mit Sex und Macht.

Aber irgendwann ist es auch: »Wirst du mich begleiten?«

Byleth war gerade dabei, sich Wein nachzuschenken, doch er hält inne, die gläserne Karaffe noch in der Hand. »Wohin?«, kommt es ihm über die Lippen, ehe er sich daran erinnert, dass er eigentlich keine Gegenfragen stellen sollte.

Doch ausnahmsweise gibt es keine Ermahnung. Keinen strengend Blick. Baëll zeigt bloß ein mildes Lächeln und antwortet: »Zu dem Bankett, über das wir gerade gesprochen haben, natürlich. Wohin denn sonst?«

»Ich bin doch sowieso eingeladen«, entgegnet Byleth - und realisiert imselben Moment, dass er schon wieder schneller gesprochen als gedacht hat.

Wieder scheint es Baëll nicht zu stören. »Ich weiß, dass du dort sein wirst«, sagt er ruhig. »Meine Frage ist, ob du mit mir dort sein wirst.«

Das hier ist keiner ihrer Machtkämpfe, keins ihrer Spielchen zwischen König und Untergebenem; das hier sind sie beim gemeinsamen Abendessen, wie sie die Pläne für die kommende Woche besprechen. Und das scheint in all seiner Normalität so surreal, so viel unwahrscheinlicher als all die verrückten Dinge, die sie hinter verschlossenen Türen tun, wenn sie beide in ihre naturgegebenen Rollen verfallen und sich gegenseitig dazu herausfordern, ihr Schlimmstes zu tun.

»Ich …« Die Schlichtheit des Moments verschlägt Byleth die Sprache, ganz ohne Befehl: Ein König, der seinen Liebhaber fragt, ob er ihn zu einem Festessen begleiten wird. Das ist echt. Das passiert gerade. Und Byleth braucht ungewöhnlich lange, um die passenden Worte für eine Antwort zu finden. Jede Antwort, die ihm einfällt, scheint ihm förmlich auf der Zunge zu gefrieren; weiter als bis dorthin schafft es keine einzige. Keine kommt über seine Lippen, und schon gar nicht so ungezwungen und schlagfertig wie sonst. Er schenkt sich endlich Wein nach, stellt die Karaffe wieder ab, nimmt eine großen Schluck aus seinem Kelch und blickt dann in das verbliebene Dunkelrot, als könnte er dort die Antwort finden, die er geben will, bis er sich schließlich dazu durchringt, zu erwidern: »Ich würde sehr gern mit Euch dort hingehen, wenn das Euer Wunsch ist.«

VIII.

Die Sonne scheint warm auf Byleths Haut, doch ihre Berührung fühlt sich für ihn seltsam kalt und lieblos an. Irgendwie falsch. Festgefroren in einer seltsamen Momentaufnahme.

Er blickt in die Runde und trinkt einen Schluck Wein aus seinem Becher. Schiebt das Essen auf seinem Teller hin und her, ohne es wirklich anzurühren. Rückt zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten die Blüten, die einer der königlichen Diener am Morgen in sein Haar geflochten hat, zurecht, und lächelt leicht, als Baëll ihn mit einem Blick das fragt, was er vor allen anderen nicht laut sagen kann: Alles in Ordnung?

Nichts ist in Ordnung.

Die Zeit vergeht auf Erden so schrecklich langsam, wenn man sich den Kopf über Dinge zerbricht, über die man lieber nicht nachdenken würde, und gleichzeitig ein Schauspiel aufzuführen versucht. Das obligatorische Schauspiel bei jedem formellen Treffen dieser Art: Manieren und Normalität. All das, wofür er die Menschheit genauso verachtet wie den Rest der dämonischen Obrigkeit.

Manchmal wundert er sich darüber, dass er es überhaupt schon so lange mit Baëll aushält. Dass ihm all das nicht zu viel wird - zu viele Regeln, zu viele Einschränkungen. Aber das zwischen ihnen ist anders.

Das ist keine strikt eingehaltene Struktur und Ordnung, sondern bloß ihre ganz eigene Art von Chaos.

Kaum schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, wird Byleth noch unruhiger als zuvor. Und es wird nicht besser, als Baëlls Hand sich unter dem Tisch auf seinen Oberschenkel legt, eine Berührung wie ein stilles Versprechen: Bald. Bald sind wir wieder allein.

IX.

Die Frage ist: »Was beschäftigt dich?«

Und Byleths Antwort lautet: »Die Welt da draußen.«

Baëlls Finger streichen über seine Schulterblätter und seinen Nacken und er kann beinahe spüren, wie der Blick aus pechschwarzen Augen der Berührung folgt. »Was ist mit der Welt?«, hakt Baëll mit einem trägen Gähnen nach; so beiläufig, dass man fast meinen könnte, ihn ginge das alles gar nichts an.

»Ich glaube, sie ist nichts für mich.«

Baëlls Berührung verschwindet, und Byleth bedauert es beinahe, überhaupt etwas gesagt zu haben. Er dreht sich um und blinzelt Baëll fragend an.

»Die Welt -« Baëll senkt die Stimme, als sei er kurz davor, ein Geheimnis auszuplaudern, das man mit seinem Leben beschützen sollte. »- ist alles, was du willst. Sie ist alles, was du aus ihr machst.« Nachdenklich beginnt er, mit ausgestrecktem Zeigefinger die Konturen von Byleths Gesicht nach zufahren, mit dem Blick stets seiner Fingerspitze folgend: Am Haaransatz entlang, über den Wangenknochen, den Kiefer … »Die Welt gehört mir«, sagt er. »Genau wie du.« Ein Schmunzeln tanzt auf seinen Lippen, und obwohl ihm nicht nach Lächeln zumute ist, spürt auch Byleth, wie seine Mundwinkel sich ein wenig heben. »Und ich wähle meine Besitztümer stets mit Bedacht.«

Einen Moment lang schweigen sie beide. »Baëll?«, fragt Byleth dann zögerlich.

»Ja?«

»Darf ich dir eine Frage stellen?« Mit einem Mal ist Byleth sich dessen sehr deutlich bewusst, dass er irgendwann dazu übergegangen ist, Baëll in solchen Momenten mit du anzusprechen, und auch, dass er sich nicht daran erinnern kann, wann oder wieso.

Baëll hält seinen Blick und nickt leicht.

Die Wahrheit, die Byleth immer im Hinterkopf hat, wenn er mit Baëll zusammen ist, lautet: Ich werde niemals gut genug für dich sein. Aber wenn er nur lang genug in das undurchdringliche Schwarz dieser herrlichen Augen starrt, die ihn mit jedem Blick zugleich zu umschmeicheln und zu durchbohren scheinen, legt sich ein Schleier über die Wahrheit, der dicht genug ist, um ihn für die Dauer dieses Abends vergessen zu lassen. Deshalb hat er noch nie darüber gesprochen. Noch nie solche Fragen gestellt. Noch nie das Bedürfnis gehabt, dieses Meer aus Unsicherheiten auszuschütten, das sein Herz unter Wasser setzt, wann immer er anfängt, das hier zu hinterfragen, aber jetzt, in diesem Augenblick, da scheint es richtig, die ersten Zweifel durchsickern zu lassen.

»Was hast du dir dabei gedacht?« Byleth schluckt schwer, als könnte er so den imaginären Kloß in seinem Hals loswerden. »Als du mich … ausgewählt hast?«

Für einen scheinbar endlos langen Moment sehen sie sich einfach nur an; dann zieht Baëll ihn näher zu sich heran, so nah, dass es fast ein Kuss werden könnte.

»Ich habe gedacht«, raunt er an Byleths Lippen, »dass du mein Geschenk an die Welt sein wirst. Und sie mein Geschenk an dich.«

X.

Baëll.

Das ist nicht nur ein Name, sondern ein Geheimnis, das niemand jemals ganz entschlüsselt hat. Ein Rätsel, das mit einer einzigen Frage beginnt: Wer bist du?

Und dann all die Fragen, die sich daraus ergeben:
Was bist du?
Was denkst du?
Was fühlst du?
Was machst du bloß mit mir?

Byleth verirrt sich auf der Suche nach der Wahrheit hinter den Silben in Labyrinthen, die so komplex sind, dass er glaubt, er ginge für immer darin verloren, und zerbricht sich den Kopf und das Herz und so viel mehr beim Grübeln über die Frage, was das ist, das alles, Baëll, er und das, was er mit ihm macht -

Dabei ist die Antwort so einfach, sagt Baëll manchmal.

Und Byleth blinzelt ihn ratlos an und sagt nichts, weil er nichts zu sagen weiß.

XI.

»Was würdest du mit der Welt tun, wenn du frei darüber entscheiden könntest?«

Byleth zieht den Dolch aus seiner eigenen Hand und betrachtet das Blut dabei, wie es auf seinen Handrücken tropft, rot gesprenkelte Muster auf der blassen Haut hinterlassend, rund um den klaffenden Schnitt herum.

»Ich würde sie in Brand stecken«, sagt er ruhig.

»Wieso?«, fragt Baëll, ohne auch nur einen Hauch von Wertung in seiner Stimme. Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken und betrachtet Byleth, doch der sieht nicht von seiner eigenen Hand und dem Dolch auf.

Byleth leckt sein Blut ab. Fein säuberlich, bis kein einziger Tropfen mehr an dem Messer klebt. Dann wirft er es, scheinbar beiläufig, aber eigentlich sehr gezielt, und es bleibt im Türrahmen stecken.

»Einfach, weil ich sie brennen sehen will«, sagt er. »Nicht mehr und nicht weniger.«

Als Byleth träge zu ihm aufsieht, lächelt Baëll. Byleth will fragen, wieso, aber er erinnert sich daran, dass er keine Fragen stellen darf, und er hat keine Lust, um Erlaubnis zu bitten, also beißt er sich von innen auf die Lippe, legt den Kopf leicht schief und sieht seinen König stillschweigend an.

»Du willst die Welt brennen sehen? Meine Welt? Die, die ich dir zu Füßen legen würde?« Wenn er es so formuliert, klingt es seltsam falsch. Undankbar.

Aber es ist nicht unwahr, also nickt Byleth. »Ja.« Das Ja kommt ihm nur schwer über die Lippen, aber es ist die Wahrheit, nach der Baëll gefragt hat, also zwingt er sich dazu.

Baëll durchquert den Raum und setzt sich nimmt Byleths blutende Hand in seine, führt sie zu seinen Lippen und lässt seine Zunge über die Wunde gleiten. Leckt das Blut auf und lässt sie gleichzeitig heilen. Byleth sieht ungerührt dabei zu.

Und dann dabei, wie der König der Hölle vor ihm auf die Knie geht, seine Hand noch immer umfassend.

Byleth blinzelt.

Baëlls Lächeln wird ein wenig deutlicher, ein wenig ehrlicher, als er sagt: »Dann lass uns ein Feuer legen.«

XII.

Baëll.

Es klingt ein Bisschen wie die unausgesprochene Frage in jeder Begegnung, die Frage nach dem Offensichtlichen, die Frage nach dem, was man so sehr weiß, so sehr fühlt, dass man es kaum auszusprechen wagt.

Byleth hat keine Ahnung, wie diese eine Sache, dieses eine Gefühl aussieht, klingt oder sich anfühlt, aber wenn der Kopf nur noch den einen - nämlich seinen - Namen buchstabiert, wenn da kein Platz mehr ist für andere Wahrheiten, wenn das die eine Frage ist, die er zu beantworten strebt, die einzige, denkt Byleth, dann -

Baëll.

Das ist nicht viel, nur ein Name. Aber vielleicht ist es die Antwort auf all seine Fragen, wenn Byleth fest genug daran glaubt.

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