Fandom: Twilight
Genre: angsty shit with a bit of fluff I guess?
Rating: P12
Charaktere: Bella & Alice
Ficathon:
daswaisenhausPrompt: [#_1070] Ich muss mich noch daran gewöhnen, mich wie ein Eisklotz zu fühlen
Sonstiges: für den Twilight-Adventskranz @
miss you most (at christmas time) 1. Advent
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Bella blinzelt Schneeflocken aus ihren Wimpern. Sie starrt. Erst in die Ferne, wo sie am Horizont den ersten Anflug des Morgengrauens erahnen kann. Dann auf den Boden, auf dem eine dünne Schneeschicht sichtbar zu werden beginnt, Flocke um Flocke, fein und weiß wie Puderzucker. Dann auf ihre Finger, die fast genauso weiß sind und doch nichts reines, nichts zartes an sich haben, denkt sie. Weiß als Deckmantel, als Lüge, die etwas harmloses, unschuldiges verspricht, wo in Wirklichkeit … - Sie schlingt die Arme um ihren Oberkörper, obwohl sie nicht friert.
Sie spürt, dass sie nicht mehr allein ist, ohne dass einer ihrer geschärften Sinne es ihr verraten hätte. Sie weiß auch sofort, wer es ist. Ihr ist nicht klar, wieso, doch ihr ist so vieles nicht mehr klar, seit sie unsterblich ist, dass sie sich kaum darüber wundert.
Das Schweigen fällt ihr nicht plötzlich schwerer, weil Alice da ist. Eigentlich ist es sogar ein wenig leichter, nicht allein schweigen zu müssen.
Alice fragt nicht, was sie alleine hier draußen tut. Sie will nicht wissen, was es in der Ferne zu sehen gibt oder wieso Bella die Nacht nicht mit den Cullens verbracht hat; sie weiß genau, wann ihr übliches fragen, bitten und liebevoll drängen nichts bringen würde. Stattdessen tritt sie wortlos neben Bella und starrt mit ihr dem Nichts entgegen, keinen Mantel über den Schultern, in dessen Taschen sie die Hände vergraben könnte, keine Schuhe an den Füßen, die sie über den Schnee tragen, keine Fassade aufgelegt, die kaschiert, wie sie wirklich ist, zumindest von außen: Eiskalt und so schön, dass es beinahe schmerzt, sie anzusehen.
»Ich muss mich noch daran gewöhnen«, sagt Bella schließlich, die Stille durchbrechend.
Alice sieht sie an, und es ist eine Frage, die sie nicht aussprechen muss.
»Daran, mich wie ein Eisklotz zu fühlen«, erklärt Bella mit einem unsicheren Lachen. Sie versucht, es scherzhaft klingen zu lassen, wie um ihre melancholische Stimmung zu überspielen - als sei der klägliche Versuch die Mühe wirklich wert. »Winter fühlt sich nicht mehr kalt an. Nicht kälter als wir zumindest.«
Alice legt vorsichtig eine Hand auf Bellas Schulter, die Berührung subtil und doch unerklärlich tröstlich. »Du bist kein Eisklotz«, sagt sie leise, aber bestimmt. »Dazu gehört mehr als eine niedrige Körpertemperatur.«
Die Bemerkung lässt Bella ehrlich auflachen, und ihre Blicke treffen sich für einen Moment. Bella sieht zu schnell wieder weg, um alles zu erfassen, was dieser Blick bedeutet, doch da ist Dankbarkeit, Verbundenheit, Sicherheit in einer Zeit, in der so vieles ungewiss ist; ein bisschen Wärme, die zwischen ihnen aufzusteigen scheint wie der warme Atem, den keine von beiden mehr vorweisen kann.
»Außerdem musst du dich an gar nichts gewöhnen.« In Alice' Worten klingt ein Lächeln mit, das Bella augenblicklich ansteckt. »Manche Dinge bleiben für immer seltsam. Du wärst nicht du, würdest du dich an alles genau so anpassen wie alle anderen. Und es wäre ausgesprochen schade, wenn du nicht mehr du wärst.«
Alice schlingt die Arme von hinten um Bellas Taille und rückt nah an sie heran. Wie der Winter fühlt auch sie sich mittlerweile nicht mehr kalt an, nur noch vertraut; kein heißes Blut mehr in den Adern, keine Röte mehr auf den Wangen, doch einen Glanz in den Augen, den Bella nicht sehen muss, um zu wissen, dass er da ist. Kein Versuch, zu verbergen, wie sie wirklich ist, tief in ihrem Inneren, das sie so gern auf ihre ganz eigene Art nach außen trägt: Wärmer als die Sonnenstrahlen, die ihnen beiden so oft versagt bleiben, und noch schöner als ihr makelloses Äußeres es je vermuten ließe.