Matthias Matussek hat es fast geschafft. Fast. Nachdem ich
seinen Erguss zum Thema "Gehört der Islam zu Deutschland" lesen musste wäre meine übliche Reflexhandlung gewesen, mich an
diesem Haufen Scheisse abzuarbeiten. Aber fast hätten die Islamophoben es geschafft mich weich zu klopfen, anhand des drölfzigsten Kommentars dieser Sorte entnervt aufzugeben und zu sagen "Laßt sie halt schreiben…" Fast…
Christian Wulff´s Inthronisierung war ja nun nicht gerade ein Meisterstück an Demokratie und gelebtem Volkeswillen. Doch mit dem Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" hat der Mann tatsächlich mal einen geraden Satz rausgekriegt der mir Respekt abnötigte. Für jemanden aus der CDU ein wahrlich bemerkenswertes Statement auf das sich seitdem von Islamophoben jeglicher Sorte gerne gestürzt wird. Der Islam gehört zu Deutschland? Das klingt ja fast so, als würde Wulff die Scharia für dieses unseres Land fordern. Oder zumindest Ehrenmorde und die bösen, gefährlichen Parallelgesellschaften (klingt ein wenig nach Geheimbünden, Freimaurern, Illuminaten…) gutheißen. Wo war ich? Ach ja…
Nun hat sich unser neuer Innenminister, Hans-Peter Friedrich, kürzlich durch die Doktorarbeit eines Parteikollegen in Amt und Würden gekommen auch mal auf dieses Zitat gestürzt und meinte ganz kess "Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt." Paff! Das hat gesessen. Und nun ist Herr Matussek ganz empört davon, dass sie nun wieder alle aus ihren Löchern kommen, diese ganzen beleidigten Muslime (a.k.a. Islamische Lobby-Verbände), Islam-Freunde und Grüne. Alle krähen und empören sich aber keiner kann die These des Herrn Friedrich widerlegen! Was für ein Skandal!
Nun bin ich geschichtlich nicht all zu bewandert, aber um zu erkennen, dass der historische Einfluss des Islams auf unsere Kultur vergleichsweise gering ist leuchtet mir ein. Hat er also irgendwie ja recht, der Herr Innenminister. Und der Herr Matussek auch. Oder nicht? Eigentlich auch völlig egal, denn was Herr Wulff in seiner Rede damals meinte war nicht "Die waren schon immer hier und Jesus war eigentlich Moslem" sondern, Achtung reine Mutmaßung: "Die vielen Muslime die hier leben sind ein Teil unserer Gesellschaft, sie sind hier, sie gehen (vermutlich) nicht mehr weg, wir sollten Sie als einen Teil von uns sehen, nicht als die anderen…" Um die Richtigkeit dieser Aussage zu belegen braucht es keine historischen Fakten, um zu akzeptieren, dass Muslime ein Teil von Deutschland sind muss der Islam nicht schon seit Jahrtausenden die europäische Kultur mitgeprägt habe. Er tut es jetzt. Und zwar nicht, wie Leute wie Matthias Matussek es propagieren ausschließlich durch Ehrendmorde und Integrationsverweigerung. Oder wie habe ich diesen Abschnitt zu verstehen:
Sollten wir den 12.September 1683 als Beginn einer wundervollen Freundschaft annehmen, als die Türken vor Wien auftauchten und die christlichen Staaten des Abendlandes gemeinsam zitterten? Oder ist es die Mokka-Mode im Rokoko, die uns beglückte, oder Mozarts beschwingtes Märchen von der "Entführung aus dem Serail", dieser Exotenschauer aus Harem, Kerkermeister, Augenrollen, gewagten Miedern, gütigem Bassa Selim?
Oder fallen uns nicht doch eher die missgelaunten türkischen Subkulturen mit den verschleierten Frauen in den Großstädten ein, die Brandreden der Scharia-Anhänger in Mönchengladbach, die türkischsprachigen Viertel in Duisburg Marxlohe und die vielen, vielen islamischen Kulturvereine, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden?
Ja, so mögen wir unsere Muslime, schön über einen Kamm scherbar. Alles Terroristen, Frauen-Hasser und Gewalttäter, sprich Undeutsche! Aber der Herr Matussek kann auch anders: "Ich habe auch einige muslimische Freunde" heißt es in seinem Pamphlet. Wow, dieser Satz kommt auf meiner persönlichen Beliebtheitsskala gleich hinter "Ich hab ja eigentlich nichts gegen Ausländer….. … … AAAAABER!!11ELF!".
Also noch mal: Vielleicht ist das Zitat "Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt." sachlich nicht falsch. Aber wer hat danach gefragt? Das hat auch Wullf so nie behauptet. Warum also muss sich ein Herr Friedrich auf diese Weise äußeren? Weil er eine Fehleinschätzung unseres Staatsoberhauptes korrigieren möchte? Oder um zur Amtseinführung mal mit der Kette zu rasseln? Ich kenne Friedrich nicht gut genug um mir ein Urteil darüber zu fällen, ob er zur islamophoben Front gehört oder einfach nur mal ein Fass aufmachen wollte. Dass seine Worte Kritik nach sich ziehen würden war klar, denn solche sinnentleerten Aussagen, die etwas widerlegen wollen, dass so eh niemand behauptet hat säen nun mal Zwietracht. Sich nun darüber zu erregen, dass andere sich darüber erregen… Nun ja, das ist der rechtschaffene Zorn der "Islamkritiker".