[Tatort Münster] Die Besichtigung

[theskew]

Team: Nimmerland
Titel: Die Besichtigung
Fandom: Tatort Münster (AU)
Prompt: AU: Canon Divergence - für mich
Länge: 595
Zeit: 30min
A/N: Endlich komm ich mal wieder zum Schreiben!
A/N2: Ratet mal, womit ich die letzten zwei Wochen verbracht habe :)


“Herzlich Willkommen!” Ein Mann mit dunklen Haaren, Brille und Anzug öffnete die Tür. “Mein Name ist Karl-Friedrich Boerne, ich bin Eigentümer der Immobilie.”

“Thiel”, sagte Thiel.

“Sie interessieren sich also für die Wohnung?”

Thiel nickte. Er wollte keinen Smalltalk führen, aber er konnte es sich nicht leisten, vor dem Typen kein gutes Bild abzugeben. Er brauchte diese Wohnung.

“Folgen Sie mir bitte.”
Thiel folgte dem Anderen bereitwillig in die rechte der beiden Wohnungen im Erdgeschoss. Ihre Schritte und Stimmen hallten in den leeren Zimmern nach.

“Das hier wäre das Wohnzimmer”, präsentierte Boerne den ersten Raum. “Sechsundzwanzig Quadratmeter, Fenster in Richtung Osten, also Morgensonne, dreifachverglast.”
Thiel tat so, als würde er das Zimmer und die Umgebung genau begutachten, wusste aber selbst nicht so recht, wonach man überhaupt schauen musste. Seine bisherigen Wohnungen hatte er entweder nicht aussuchen können, weil es preislich nicht anders gepasst hatte, oder seine Frau - Exfrau - war bei den Besichtigungen dabei gewesen und hatte auf die kleinen Details geachtet. Er nickte, was Boerne zufrieden zu stellen schien.
“Folgen Sie mir weiter ins Schlafzimmer”, sagte er, und Thiel folgte ihm ins Schlafzimmer.

“Etwas kleiner, wie Sie sehen, die genauen Maße habe ich sicher irgendwo, die suche ich Ihnen gleich raus, wenn Sie wollen.”
Thiel schüttelte den Kopf. So wichtig war das nun auch wieder nicht.
Die Fenster schienen nach Norden zu gehen, wenn er die Himmelsrichtungen richtig abgezählt hatte. Ansonsten war das hier, wie das Wohnzimmer auch, ein leerer Raum. Nicht viel zu sehen. Im letzten Moment fiel ihm ein, nach der Platzierung und Anzahl der Steckdosen zu gucken, ein Tipp, den ihm seine Frau - Exfrau - immer wieder eingetrichtert hatte. Eigentlich wusste er gar nicht, wie viele Steckdosen genug waren, aber er fühlte sich ein bisschen sicherer in seiner Entscheidung, die sowieso von vornherein festgestanden hatte.

Er ließ sich von Boerne noch das Bad (“Mit Platz für Waschmaschine und Trockner!”) und die Küche (“Die Einbauküche können Sie ablösefrei übernehmen!”) zeigen und nickte dann. Die Wohnung war erstaunlich geräumig, schön aufgeteilt und sofort bezugsfertig. Er war positiv überrascht.

“Wenn Sie die Wohnung nehmen wollen, können Sie gleich den Mietvertrag unterschreiben”, riss ihn Boerne aus seinen Gedanken und begann bereits damit, in seiner Aktentasche zu suchen.

Obwohl das für seine Verhältnisse etwas schnell ging, nahm Thiel das Angebot an.

Einige Sekunden lang kehrte Stille ein, dann fragte Boerne: “Was machen Sie denn beruflich?”

Es dauerte einen Augenblick, bis Thiel seine Smalltalk-Aversion überwunden hatte. “Ich bin Rechtsmediziner”, antwortete er dann knapp. Dass er die Rechtsmedizin als neuer Chefarzt leiten würde, musste er ja niemandem ungefragt aufs Brot schmieren.

“Wie passend!” Boerne sah kurz auf. “Ich leite die Münsteraner Mordkommission.”

Ob er da auch so viel redet, fragte sich Thiel, aber Boerne war schon wieder dabei, in seinen Unterlagen zu wühlen. Dann reichte Boerne ihm den Vertrag, und Thiel überlegte nochmal einen Moment lang, aber eigentlich wusste er, dass er die Wohnung nehmen würde, sie war ideal gelegen und erstaunlich günstig, so ein Glück würde er nicht nochmal haben.
Bereitwillig las und unterschrieb er den Vertrag, und hoffte inständig, dass der Kerl als Leiter der Kommission nur Papierkram machte und ihn nicht bei seinen Obduktionen stören würde.

“Auf gute Nachbarschaft”, sagte Boerne und Thiel schüttelte seine Hand. Dann nahm er die Schlüssel und verließ das Haus, in das er bald einziehen würde.

Erst als er schon längst wieder auf seinem Fahrrad saß, dämmerte ihm, dass der andere gerade von “Nachbarschaft” gesprochen hatte. Und dann fiel ihm auch wieder ein, dass in der Anzeige gestanden hatte, dass der Vermieter mit im Haus wohnte.
Verdammt.
Das konnte ja heiter werden.