[Original: Ellie] Notaufnahme
Team: Nimmerland
Fandom: Original: Ellie
Rating: P6
Prompt: Orte: Joker (Orte 2013: Notaufnahme) - fürs Team
zeitl. Einordnung: Fortsetzung von focus
Länge: 593
Zeit: 40min
A/N: Endspurt! Wheee!!
Antonia tippelte nervös mit ihren Füßen auf dem Boden und ignorierte erfolgreich die genervten Blicke der anderen Wartenden. Seit Stunden saß sie schon in diesem Zimmer, obwohl sie Wartezimmer und Ärzte und Krankenhäuser hasste, aber jetzt musste sie hier sein, sie musste einfach, sie konnte Ellie nicht einfach alleine lassen. Verdammt, hoffentlich war ihr nichts zu schlimmes passiert. Als nicht-Angehörige hatte sie bisher keine Auskunft bekommen, obwohl sie es mehrfach versucht hatte. Ellie konnte jeden Moment putzmunter aus der Tür zum Patientenbereich kommen, sie konnte aber auch gerade im Sterben liegen, und Antonia würde es nicht mitbekommen, und diese Ungewissheit war es, die ihr zu schaffen machte. Und das nicht nur ein bisschen.
Ellie war ruhig gewesen während der Fahrt im Rettungswagen, noch ruhiger als ohnehin schon. Antonia hingegen hatte sich so gefühlt, als wäre sie ein einziges Nervenbündel, das konstant unter Strom stand. Natürlich hatte sie versucht, es nicht so zu zeigen, hatte Ellies kalte Hand in ihren warmen Händen gehalten und leise auf sie eingeredet, um sie zu beruhigen, aber damit hatte sie wahrscheinlich am ehesten sich selbst beruhigen wollen, im Nachhinein gesehen.
In der Notaufnahme hatten sie Ellie dann direkt in den Patientenbereich gerollt und Antonia gezeigt, wo sie warten sollte. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ihr niemand sinnvoll antworten können, als sie gefragt hatte, wie lange das Ganze ungefähr dauern würde, aber das hatte sie noch verstanden. Die Wartezeit war nicht das Schlimme. Das, was wirklich an einem zehrte, war das Warten, ohne etwas tun zu können, ohne zu wissen, was gerade passierte, wie ihr Zustand war, wie es ihr ging. Ob sie auch so dringend nach Hause wollte wie Antonia. Oder ob sie vielleicht sogar bleiben musste.
Antonia ließ ihren Blick zum gefühlt tausendsten Mal durch den Raum schweifen, aber es gab einfach nichts zu sehen. Ihr Skateboard, das sie achtlos an die Wand gelehnt hatte, war vor ungefähr zwei Stunden laut klappernd umgefallen. Sie hatte es nicht aufgehoben. Daneben stand eine riesige Pflanze, irgendeine Palmenart, sie kannte sich mit Zimmerpflanzen nicht so aus, das war eher Ellies Metier. Und im restlichen Raum saß eine Handvoll Leute, so verteilt, dass man den maximal möglichen Abstand zueinander hatte. Um sich möglichst gut gegenseitig beäugen zu können, wahrscheinlich. Eine ältere Frau, die sie böse angestarrt hatte - wegen des Fußtippelns wahrscheinlich, aber irgendwie musste sie sich ja beruhigen - sah ertappt zu Boden, als Antonia ihren Blick erwiderte. Antonia schnaubte. Lächerlich.
Wie automatisiert zog sie ihr Handy aus der Hosentasche und steckte es gleich darauf wieder ein, wie sie es inzwischen auch schon öfter gemacht hatte. Der Akku war schon länger leer, und seitdem hatte sie nicht nur ihre Beschäftigung, sondern auch ihr Zeitgefühl verloren, aber die Langeweile reichte noch nicht dafür, sich eine der Zeitschriften vorzunehmen, die auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Wartezimmers verteilt lagen. Schundblätter, allesamt.
Erneut fiel ihr Blick auf ihr auf dem Boden liegendes Board, und mit einem Mal kam ihr der Raum erdrückend klein vor. War die Luft schon immer so abgestanden gewesen hier drin? Sie atmete tief durch und der Desinfektionsmittel-Geruch, der überall leicht in der Luft lag, stach so sehr in ihrer Nase, dass sie niesen musste.
Kurzerhand schnappte sie sich ihr Board und war mit wenigen Schritten an der Anmeldung.
“Falls etwas ist, ich bin draußen”, sagte sie knapp und die Arzthelferin nickte. Antonia wusste, dass sie ihr nicht Bescheid sagen würde, falls sich an Ellies Zustand irgendwas änderte, aber wenn Ellie raus kam, konnte Antonia sie direkt in Empfang nehmen. Und wenn nicht, war das eh kein Unterschied zu jetzt.