Originalgeschichte.
Zusammenfassung: Jo glaubt seinen Traummann gefunden zu haben: gutaussehend, reich und gut im Bett. Und er scheint seine Gefühle zu erwidern. Einziges Problem: Robert ist gut zwanzig Jahre älter als er, hat eine Frau und zwei Kinder...
Warnungen: Yaoi, M/M, 18+
Die Zeit kroch natürlich nur so dahin und ließ die zwei Tage wie mindestens zwei Wochen erscheinen. Es war mir in diesem Zustand beinahe unmöglich, in die Stadt zu gehen, meine Wohnung aufzuräumen, mich mit Freunden zu treffen, geschweige denn irgendetwas für die Uni vorzubereiten. Zu Hause zu bleiben hingegen hätte die Zeit noch zusätzlich verlängert, deshalb ging ich stoisch meinen täglichen Verpflichtungen nach und bat im Stillen die Uhr, doch ein wenig schneller zu gehen.
Am Donnerstag wurde es natürlich später als sieben. Wie immer war ich trotzdem um sieben schon frisch geduscht und setzte mich erwartungsvoll aufs Sofa, versuchte ein Buch zu lesen, von dem kein einziges Wort in meinem Kopf ankam.
Zwanzig nach klingelte es dann endlich an der Tür. Mein Herz begann zu rasen, das Buch wurde achtlos auf den Couchtisch geworfen und ich rannte beinahe. Als ich dann die Türe gespielt lässig öffnete, brach die Enttäuschung wie kaltes Wasser auf mich herein. Vor mir stand nicht Robert sondern das Mädchen, das einen Stock über mir wohnte.
„Hey“ sagte sie freundlich lächelnd. „Ich bin Lizzy, ich wohne nen Stock über dir. Ähm... mir ist der Zucker ausgegangen und ich bin gerade dabei, nen Kuchen zu backen, also... wollte ich fragen, ob du mir zufällig welchen borgen könntest...“
Ich hätte ihr am liebsten genervt die Tür vor der Nase zugeschlagen und ihr befohlen, sich zu verpissen, aber sie konnte ja auch nichts für die Situation. Also beherrschte ich mich und brachte ein halbherziges Lächeln zustande.
„Ja, ich glaube, ich habe sogar noch nen Packen übrig. Warte kurz.“
Ich verschwand und kramte in der Küche nach einer Packung Zucker. Kurz darauf wurde ich fündig und kehrte damit zu Lizzy zurück, um ihr ein ganzes Kilo in die Hand zu drücken.
„Da, kannst du behalten.“
„Ehrlich? Ich bringe dir dann den Rest zurück.“
„Nein, brauchst du nicht, ich habe genug hier. Behalt es einfach und wenn ich irgendwann mal Mehl brauche, schaue ich bei dir vorbei.“
Sie strahlte, als hätte ich ihr gerade pures Gold geschenkt. „Danke!“ rief sie und machte kehrt, um die Treppe hinunterzulaufen.
Nun knallte ich doch die Türe zu, einfach aus Frustration. Das war doch wirklich nicht zu glauben. Lethargisch kehrte ich zu meinem Buch zurück und blätterte lustlos in den Seiten, bis ich zwanzig vor acht dann wieder die Klingel hörte. Fast befürchtete ich, schon wieder Lizzy vor der Nase zu haben, doch als ich öffnete, stand tatsächlich Robert vor mir. Er schien ein wenig außer Atem und seine Haare waren auch nicht ganz so geordnet wie sonst. War er etwa gerannt? Allein der Gedanke, er könne für mich rennen, ließ mein Herz höher schlagen.
„Hey!“ begrüßte er mich mit funkelnden Augen und ich konnte nichts tun, als meine Arme um seinen Hals zu schlingen und ihm einen sehnsüchtigen Kuss zu verpassen.
„Da hat mich ja jemand vermisst“ murmelte er an meinen Lippen, als wir uns dann voneinander lösten.
„Und wie!“ grinste ich. „Komm rein.“ Mit diesen Worten zog ich ihn am Arm in die Wohnung und schloss die Tür hinter ihm. Stürmisch presste ich ihn gegen die Wand und fuhr fort, ihn zu küssen. Er schmeckte so gut und verheißungsvoll und sein Körper an meinem weckte schon wieder Wünsche und Erwartungen.
Dann wanderten seine großen Hände jedoch bestimmt zu meiner Taille, umfassten sie und schoben mich sanft ein wenig von sich.
„Wollen wir nicht erst mal was zu essen bestellen? Ich war den ganzen Tag im Büro und sterbe vor Hunger.“
Das war einleuchtend und auch mein Magen hatte sich schon vor einer Weile gemeldet. Daher nickte ich resignierend und akzeptierte, dass der Rest noch warten musste.
„Ok. Magst du Pizza? Wir können auch kurz runter, da ist ein Asia Imbiss, da können wir was mit hoch nehmen.“
„Das klingt auch gut. Aber was möchtest du lieber?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Hm, holen wir was vom Chinesen.“
Mit einer Hand griff ich nach meiner Jacke von der Garderobe, mit der anderen nach meinem Wohnungsschlüssel.
Er lächelte mir zu, als wir die Wohnungstür hinter uns schlossen. Im Treppenhaus war kein Mensch, also erschien es ihm wohl sicher, meine Hand sanft in die seine zu nehmen. Oh, war das schön. Von solchen Momenten lebte ich, sie sammelte ich in eine kleine Erinnerungsschachtel, und immer, wenn es deprimierend wurde, wenn ich warten und hoffen musste, holte ich sie hervor und dann schien es alles nicht mehr ganz so hoffnungslos.
Ich drückte seine warme Hand ein wenig und fragte ihn lächelnd: „Wie war dein Arbeitstag?“
Er schüttelte nur den Kopf. „Anstrengend. Aber lass uns nicht drüber reden.“
Wie ein verheiratetes Ehepaar, schoss es mir durch den Kopf und der Gedanke machte mich ganz euphorisch. Egal, wie es mit uns beiden aussah und dem Rest der Welt, jetzt, in diesem Moment, gehörten wir zusammen.
„Und deine Kinder kommen zurecht ohne dich?“
Er lachte. „Sie sind genaugenommen ja keine Kinder mehr. Michael gehe ich sowieso furchtbar auf die Nerven und er ist sicher froh, wenn er mal Sturmfreie hat. Nathalie trifft sich nochmal mit ihren Freundinnen, sie geht morgen wieder ins Internat zurück.“
Da war es schon wieder, dieses schlechte Gewissen, das ich immer nur schwer verdrängen konnte. Seine Tochter war zur Abwechslung mal zu Hause und er verbrachte seine Zeit mit mir. Ich war wahrscheinlich einfach nicht gleichgültig genug für diese Rolle. Dennoch schob ich diesen Gedanken beiseite und drückte nochmal kurz seine Hand.
„Schön, dass du da bist.“
Er lächelte mir zu und mir wurde ganz warm ums Herz. Nun traten wir durch die Haustür nach draußen und er ließ meine Hand wieder los.
Zum Imbiss waren es zum Glück nur wenige Meter, da es in Strömen zu regnen begonnen hatte. Das schöne Wetter der letzten Tage hatte umgeschlagen und ich trug anstatt T-Shirts wieder Langärmeliges und Jacken. So schnell konnte es gehen.
Wir bestellten beide etwas und ließen es einpacken. Es hatte irgendwie etwas Romantisches, wie wir so zusammen Essen kauften und uns dann, zurück in meiner Wohnung, gemütlich vor den Fernseher setzten, um zu essen. Ich vergaß sogar beinahe, wie kurz unsere Zeit einmal wieder bemessen war und dass er, wie meistens, die Nacht nicht mit mir verbringen würde.
Als wir fertig gegessen hatten, konnte ich dann doch nicht länger warten. Ich pfefferte die Plastikschale, aus der ich gegessen hatte, und die Stäbchen auf den Tisch und setzte mich rittlings auf ihn. Er war schon vor mir mit dem Essen fertig geworden, offenbar hatte er großen Hunger gehabt.
„Heute war aber nicht viel mit guter Ernährung“ neckte ich ihn und legte meine Hände um seinen Nacken, während die seinen langsam begannen, über meinen Rücken zu streicheln. „Bist du sicher, dass dein Körper das verkraftet?“
Er lächelte kurz und stahl mir einen Kuss auf die Lippen. „Na ja, vielleicht habe ich morgen, wenn ich aufwache, ein paar Falten mehr.“
„Und weiße Haare“ grinste ich, während ich ihn abermals heftig küsste. Schon jetzt sehnte ich mich mit jeder Faser meines Körpers nach ihm.
„Oh nein...“ flüsterte er an meinem Mund, „dann sehe ich endgültig aus wie der alte Sack, der ich bin.“
„Schade“ murmelte ich zurück. „Dann wird sich dein junger Toyboy vielleicht einen Neuen suchen.“
In diesem Moment wurde sein Gesichtsausdruck schmerzlich, beinahe verletzt. Obwohl dies mir einerseits einen Stich versetzte, weil es mir natürlich nicht gefiel, ihn so zu sehen, ließ es anderseits wieder mein Herz rasen. Solange er so schaute, wenn ich von Trennung sprach, hatte er immerhin noch nicht vor, diese selbst in die Wege zu leiten.
Glücklich küsste ich ihn tief und begann, mein Becken ein wenig gegen ihn zu reiben.
„Aber noch können wir dieses Schicksal vielleicht abwenden“ flüsterte ich anzüglich. „Gute Ernährung und Sport? Für ein wenig körperliche Verausgabung ist es noch nicht zu spät...“
Er lachte amüsiert und seine Hände fuhren ein wenig tiefer, um sich sanft um meinen Po zu legen. An dieser Geste war an sich noch nichts Sexuelles, sondern eher etwas Zärtliches, aber sie machte mich schon wieder rattenscharf. Er musste mich nur berühren und schon durchfloss mich das Begehren wie ein rauschender Lavastrom.
„Dann hoffe ich auf deine Hilfe, dieses Unglück anzuwenden“ sagte er nun, als seine Hände leicht begannen, meine Backen zu kneten und mir ein kleines Keuchen entlockten.
„Nichts lieber als das“ entgegnete ich und konnte nicht verhindern, dass sich meine Augenlider schon etwas senkten. Dann wurde ich ernst.
„Gehen wir ins Bett? Ich will dich...“
Sein Blick ging mir durch Mark und Bein. Er war tief, leidenschaftlich und... intensiv. Mein Körper wurde von einem Gefühl der Aufregung erfasst.
„Ok. Dann los.“
Ich fühlte einen leichten Klaps an meinem Hintern, dann lösten sich seine Hände von mir. Ganz hibbelig stand ich auf und zog ihn an einer Hand nach oben, dann ging ich ihm voraus zu meinem Bett. Zwar hatte die Wohnung nur einen Raum, aber ich hatte ihn mit einem Vorhang geteilt, so dass das Bett nicht sofort sichtbar war, wenn man ihn betrat. Nun zog ich Robert dahinter und knipste die kleine Nachttischlampe an, die alles in ein warmes, orangenes Licht tauchte.
Das Begehren überflutete mich wie eine Welle und auf einmal schien mir jeder Zentimeter zwischen uns zu viel. Mit einer raschen Bewegung zog ich ihn an mich, presste mich an ihn und suchte seinen Mund. Jedes Mal, wenn ich ihn küsste, spürte ich mich in eine beängstigende Bodenlosigkeit fallen, aber ich konnte nicht anders, ich war süchtig nach diesem Fall. Seine Lippen waren heiß und fordernd, wie immer, seine Zunge ergriff beinahe brutal von meinem Mund Besitz und ich zerschmolz fast in seinen kräftigen Armen, die mich an seinen großen, kantigen Körper pressten.
Mein Kopf brachte keinen anderen Gedanken mehr zustande, als dass ich ihn wollte, so schnell wie möglich.
„Zieh dich aus“ keuchte er, als wir uns voneinander lösten, dann biss er seitlich leicht in meinen Hals, was mir sofort das Blut in die Lenden schießen ließ.
Bebend trat ich einen Schritt zurück und zog mir mein Shirt über den Kopf. Ich fühlte seinen glühenden Blick auf mir und das machte mich so heiß, dass ich ihn am liebsten gleich wieder an mich gezogen hätte. Stattdessen beherrschte ich mich, und öffnete Knopf und Reisverschluss meiner Hose, ließ sie nach unten gleiten und schlüpfte heraus.
Sein Blick wanderte nach unten, wo sich meine beginnende Erregung durch meine engen Pants abzeichnete. An sich trug ich lieber Boxershorts, doch ich wusste, dass ihn Pants an mir heiß machten, das hatte er mich gesagt, also zog ich sie immer dann an, wenn ich wusste, dass er vorbeikommen würde. Und seine Augen sagten mir in diesem Moment, dass es wieder genauso war. Er zog mich mit Blicken aus und mir war, als stände ich schon komplett nackt vor ihm.
Langsam, als fürchtete er, mich zu erschrecken, streckte er eine Hand aus und legte sie auf meine nackte Brust. Die zarte Berührung entlockte mir ein entrücktes Seufzen und mein Kopf fiel etwas zurück, während sich meine Augenlider flatternd leicht senkten.
Ich genoss das Gefühl seiner warmen Hand, die mich liebkoste, zunächst nach oben wanderte und dort ein wenig an meinem Hals verweilte, dann wieder tiefer glitt und meine Brustwarzen sanft streichelte. Die Lust schoss wie einen Blitz durch mich und ließ mich leicht erbeben, als sie sich unter seinen Berührungen aufrichteten.
Mein Schwanz war nun vollkommen hart und jedes Stück Stoff war zu viel. Ich gab ihm mit einem Blick zu verstehen, kurz aufzuhören, stieg aus meinen Pants und zog mir als letztes noch die Socken aus.
Seine Augen folgten mir bei jeder Bewegung.
Himmel, wusste dieser Mann eigentlich, was für eine Wirkung er auf mich hatte? Nur mit seinen Blicken erreichte er, dass ich ihm komplett ergeben war. Alles hätte ich in diesem Moment für ihn getan. Ich hätte gebettelt, mich vor ihm niedergeworfen, meine Prinzipien verraten.
Schließlich stand ich nackt vor ihm und sagte herausfordernd: „Und jetzt du.“
Ich sehnte mich danach, ihn ebenfalls ohne Kleider zu sehen, seinen kräftigen Körper ohne den störenden Stoff unter meinen Händen zu fühlen, seine nackte Haut an meiner zu spüren. Langsam, als ob er mich ärgern wolle, kam es meiner Bitte nach, aber eben viel zu gemächlich. Ungeduldig sah ich ihm dabei zu, wie er zunächst seine Krawatte löste, dann begann, das Hemd aufzuknöpfen. Schließlich wurde es mir doch zu bunt.
Rasch ließ ich mich nach hinten aufs Bett fallen und beobachtete ihn, während er sich entkleidete.
„Schneller“ forderte ich ihn auf und meine Hand ging auf Wanderschaft über meinen Körper. Ich liebte es, mich selbst zu berühren, wenn er mir dabei zusah, ich wusste, wie sehr ihn das anmachte. Wie immer waren es seine Augen, die ihn verrieten. Das Feuer, das ich ihn ihnen entfachte, wenn ich das tat, sagte mir alles.
Nun glitt meine Hand zwischen meine Beine, die ich weit spreizte, die andere strich über meine Brustwarze.
„Ohhh...“ stöhnte ich, als mein Schwanz in meiner Hand anschwoll und mich die Hitze erzittern ließ, die ich fühlte. „Robert... komm schon...“
Ich merkte, dass ich hatte, was ich wollte. Seine Bewegungen wurden sichtlich schneller und hektischer, als er sich das Hemd über die muskulösen Schultern streifte. Der Anblick allein ließ meinen Atem schneller werden.
„Oh yeah“ verließ es unwillkürlich meinen Mund. „Komm her, ich will dich so sehr... besorg’s mir, mach schon...“
Schließlich hatte er sich von allen Kleidungsstücken befreit, sicherlich angespornt von meinen Worten. Er kam zum Bett und dann, endlich, sank sein großer, heißer Körper auf meinen. Ich schloss die Augen und gab ein ergebenes Seufzen von mir, während sich meine Beine wie von selbst um seine Hüfte schlangen und meine Erregung die seine berührte.
Seine Lippen fanden meinen Hals und begannen, leidenschaftlich an meiner Haut zu saugen. Laut stöhnte ich auf und rieb mich schneller an ihm. Wenn er so weitermachte, würde ich kommen, ohne ihn überhaupt in mir gehabt zu haben.
„Oh verdammt, mach mich nicht so scharf“ keuchte er an meiner Haut, während seine rauen Hände die meinen packten und sie über meinem Kopf festhielten. „Irgendwann kann ich mich nicht mehr beherrschen...“
„Beherrsch dich nicht“ stöhnte ich. Ich war ihm vollkommen ausgeliefert, spürte seine animalische Kraft, die er nur mühsam zurückhielt und die mich sicher hätte zerbrechen können. Die Situation war beinahe zu viel für mich.
Sein Mund verschlang den meinen und die Mischung aus Luftmangel und dem Gefühl, ihn so nahe bei mir zu haben, machten mir ganz schwindelig und gaben mir wieder einmal den Eindruck, mich in einem surrealistischen Traum zu befinden.
Ich spürte seine harten Muskeln, seinen kantigen Körper und krallte meine Hände in die Haut auf seinem Rücken, ließ mich in den kopflosen Taumel fallen, ohne nachzudenken.
„Ich will mit dir schlafen“ hörte ich ihn rau flüstern, „so sehr, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet...“
„Worauf wartest du dann?“ seufzte ich entrückt, „nimm mich endlich, so wie du willst...“
„Gib mir ein Kondom“ raunte mir seine tiefe Stimme zu und ich angelte vollkommen benommen eines aus meinem Nachtischschränkchen, um es ihm zu reichen.
Mit Hilfe seiner Zähne riss er die Packung auf und flüsterte, während er an meinem Ohrläppchen knabberte: „Streif es mir über...“
Heiße Schauer durchliefen meinen Körper und ich griff danach, warf die Packung weg und fasste in fiebriger Erwartung nach unten, bekam seinen großen, harten Schwanz zu fassen und stöhnte kurz bei dem Gedanken, dass ich ihn gleich in mir spüren würde.
„Oh Gott, ich kann’s gar nicht erwarten“ keuchte ich und schob das Gummi über sein heißes Fleisch. „Los, mach, ich will dich so sehr.“
Dann, endlich, fühlte ich, wie er meine Beine hob und mich verlangend küsste.
„Du bist so wunderbar“ stöhnte er, als er sich positionierte. Ich wusste, es würde wehtun, da ich mich gar nicht gedehnt hatte, aber das war mir egal. Der Schmerz würde vergehen und das Gefühl der Lust, das kommen würde, machte mich jetzt schon ganz zittrig.
„Oh ja, mach, ich will dich spüren.“ Mein Mund schien ganz von selbst zu sprechen, die sinnlosen Worte, die ihn verließen, hallten in meinen Ohren wider und ich konnte sie in diesem Moment nicht einmal peinlich finden, sie machten mich nur noch mehr an. „Ja, komm, mach schon... oh, so gut...“
Er begann langsam, sich in mich zu schieben, ich spürte seine Beherrschung, die ihn davon abhielt, sofort hart in mich zu stoßen. „Oh ja, genau so... du fühlst dich gut an, komm schon...“
„Oh Gott“ entfuhr es ihm und ich sah wie durch einen Schleier, dass er seine Augen fest zusammenpresste, um sich nicht zu verlieren.
„Ohh... du bist so hart... so groß“ entfuhr es mir und ich warf den Kopf zurück. Er war nun vollkommen in mich eingedrungen, ich spürte ihn tief in mir und sog scharf Luft ein. Ja, es tat weh, aber er war in mir, er war endlich in mir und sein schwerer Körper war tröstlich an meinen gepresst, seine Arme umfingen mich und gaben mir Halt.
Einen Moment lang verharrte er so, seine Finger strichen zärtlich durch mein halblanges Haar, das mir in Fransen ins Gesicht hing. Dabei küsste er sanft mein Gesicht, meine Augenlider, meine Wangen, meine Stirn und dann immer wieder meinen Mund. Ich fühlte mich, als müsste ich zerspringen in diesem Moment, so sehr wurde ich von Gefühlen überwältigt.
„Geht’s?“ flüsterte er schließlich und strich mir eine Träne weg, die sich aus meinem Augenwinkel davonstehlen wollte.
„Ja, mach“ flüsterte ich und drängte meinen Körper fest an seinen.
Er zog sich ein wenig zurück und stieß zu, zögerlich, nur ein wenig. Es schmerzte, jedoch nicht so wie am Anfang. Ich war ein wenig sauer, dass unsere Leidenschaft von diesem blöden, überflüssigen Schmerz gebremst wurde, wo doch alles in mir nach ihm schrie und sich danach sehnte, dass er mich tief und hart nahm, jetzt sofort.
Doch es war wie immer, das Brennen wurde besser, als ich mich ein wenig entspannte. Roberts Stöße nahmen an Intensität zu und er stöhnte tief und dunkel.
„Du bist so eng...“ flüsterte er atemlos.
Es fühlte sich so gut an, ihn zu spüren und ich schloss die Augen, fühlte ihn einfach nur, wie er immer und immer wieder in mich drang. Das war einer der Momente des vollkommenen Glücks.
„Oh ja“ seufzte ich, als er endlich den Punkt in mir traf, der mich Sterne sehen ließ. „Genau da...“
Der Schmerz, der inzwischen einem dumpfen Brennen gewichen war, war vergessen und ich verdrehte schwärmerisch die Augen. Robert wusste genau, was zu tun war, er fasste mich von unten um die Hüfte und zog mich näher an sich. Dann stieß er ein wenig schneller in mich und traf mit jedem Stoß meine Protasta, so dass mir ein kleiner, verzweifelter Schrei entwich.
„Gut so?“ keuchte er und ich japste nach Luft.
„Oh ja... genau so... fick mich, genau so.“
Mein Kopf schaltete nun komplett ab, ich war nur noch ein Körper, ein Körper, der sich in Ektase wand und vollkommen von dieser unglaublichen Lust beherrscht wurde, die ihn durchströmte. Eine beinahe unerträgliche Hitze durchflutete mich und ich kam seinen Stößen entgegen, um ihn noch tiefer in mir aufzunehmen, auch wenn das beinahe nicht möglich war.
„Ohh... fuck“ stöhnte er tief und ich spürte, wie ein Beben seinen Körper durchlief. „es ist so heiß... in dir, scheiße, weißt du, wie verrückt... du mich machst?“
Diese unbedachten Geständnisse beim Sex machten mich immer furchtbar glücklich. Ich wartete immer auf diese Momente, in denen er die Kontrolle verlor. Seine Worte waren abgehackt und wirkten willkürlich, als spräche er in diesem Augenblick die absolute Wahrheit.
Ich zitterte und erschauerte in seinen Armen und seine heißen Lippen prallten immer wieder auf meine Haut, vor allem am Hals. Jetzt, wo er vor lauter Begierde nicht mehr nachdachte, gab er seinen Instinkten nach und markierte mich immer und immer wieder. Diese unterdrückte Wildheit, die zum Vorschein kam, ließ mich beinahe den Verstand verlieren.
„Ja, nimm mich“ stöhnte ich sinnlos vor mich hin, „nimm mich, genau so, ja...“
Die Lust und der Anflug von Schmerz, der diese noch intensivierte, ließen die Hitze in mir anschwellen, bis ich sie kaum noch auszuhalten glaubte. Vor ihm war ich nie nur von analer Stimulation gekommen, doch er schaffte es immer wieder. Auch jetzt fühlte ich mich bereits so gut, dass ich glaubte, es kaum mehr ertragen zu können. „Gott, ich komme gleich“ keuchte ich und krallte meine Fingernägel noch tiefer in seine Haut, ganz gleich, ob es Spuren hinterlassen würde. In diesem Moment wollte ich ihn ebenso markieren, wie er mich, wollte Spuren auf seinem Körper hinterlassen.
„Noch nicht“ stöhnte er und stieß im Gegensatz zu seinen Worten noch härter zu, „warte... noch einen Augenblick...“
Ich spürte bereits, wie ich von den Vorwellen des Orgasmus erfasst wurde, ich konnte nichts dagegen tun. „Ich kann nicht mehr... oh Gott, ich kann nicht länger... ich... halte es nicht mehr aus...“
Ein unkontrolliertes, heftiges Zittern ergriff von meinem Körper Besitz und Roberts Bewegungen wurden etwas langsam.
„Nein, hör nicht auf“ rief ich verzweifelt und bewegte mich ihm selbst heftiger entgegen.
„Ich komme gleich, hör nicht auf... besorg’s mir, bitte...“
„Ok, dann komm“ stöhnte er auf, zog sich fast ganz aus mir zurück, um sich dann mit einem heftigen, tiefen Stoß in mir zu versenken. Das war alles, was es brauchte, um mich über die Schwelle zu bringen. Weißes Feuer tanzte vor meinen Augen, als ich meinte, auseinanderzufallen, zu schweben, die Wellen meiner Lust mich trugen und ich mich heftig stöhnend in Roberts Armen wand, sein kurzer Schrei an meinem Ohr, als sich sein großer Körper ebenfalls anspannte und er tief in meinem Inneren ejakulierte.
„Schläfst du noch mit deiner Frau?“ fragte ich ihn hinterher, als wir danach eng umschlungen dalagen, er mindestens so geschafft wie ich. Er hatte sie aus mir zurückgezogen und das Kondom entsorgt, danach hatte er mich in seine Arme gezogen und nun genoss ich seine Wärme, seine sich in ruhigem Rhythmus hebend und senkende Brust, seine blauen Augen, die mich so gelöst und eindringlich ansahen, seine Finger, die träge den Ansatz meiner Schulterblätter nachfuhren.
„Was?“ kam ungläubig die Gegenfrage.
„Ich möchte es nur wissen.“
„Warum?“
„Na, weil ich es wissen will. Sag es mir doch einfach.“
Ich wusste, er hasste es, mit mir von seiner Frau zu sprechen. Immer, wenn ich es tat, schlich sich ein schmerzhafter Ausdruck in sein Gesicht und seine ebenmäßigen Züge spannten sich leicht an.
„Ja, ich schlafe noch mit ihr.“
Das hatte ich natürlich nicht hören wollen, aber ich hatte mir schon fast gedacht, dass es so war.
„Wir sind schon so lange zusammen, es... es ist Routine“ fuhr er fort und er schien dabei ein wenig nachdenklich zu werden. „Aber... seit ich dich kenne... vor allem seit ich dich kenne befriedigt es mich nicht mehr.“
„Warum tust du es dann noch?“
„Na, weil... es wäre doch seltsam, wenn ich auf einmal damit aufhören würde. Was soll ich ihr denn dann erzählen?“
Ich seufzte. „Na, dann eben nicht. Mir gefällt es nur nicht, dass du noch mit jemand anderem schläfst.“
„Tja, sie ist nun mal meine Ehefrau.“
„Hm, schon klar.“ Ich seufzte, schloss die Augen und drückte mich an ihn. Sein Duft machte mich ganz benommen und ich wünschte mir, bis in alle Ewigkeit so daliegen zu können.
„Ich denke dabei an dich“ flüsterte er nun an meinem Ohr und strich mit den Lippen mein Ohrläppchen, was mich erschauern ließ. „Ich kann nicht mehr kommen, wenn ich nicht an dich denke. Der Gedanke an dich macht mich heißer als alles andere...“
Er drückte mich noch enger an sich, als hätte er Angst, ich könne mich in Luft auflösen. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich tue... ich weiß, dass ich nicht gut für dich bin und dass das alles furchtbar dumm ist, aber... ich kann einfach nichts dagegen machen. Ich muss die ganze Zeit an dich denken, und wenn du nicht da bist, dann wünsche ich mir dich die ganze Zeit her... Warum ist das so? Ich habe so was noch nie erlebt.“
„Mir geht es doch auch so“ murmelte ich mit einer Spur von Verzweiflung. Dennoch beruhigten seine Worte einmal wieder mein unruhiges Herz, das vor Angst fast verging, da es fürchtete, er könne sich alles anders überlegen und mir irgendwann sagen, dass wir uns besser trennen sollten.
„Du bist noch jung... du solltest deine Zeit nicht mit so einem alten Sack verbringen. Noch dazu einem verheirateten. Und wenn ich weniger dumm und nicht so egoistisch wäre, dann würde ich dir das sagen. Würde alles beenden... aber ich kann das nicht. Ich brauche dich, ich glaube, ich werde verrückt, wenn du gehst.“
„Pssst.“ Was er sagte jagte mir einen Schmerz durch den Brustkorb. Alleine die Möglichkeit zu betrachten, er könne mich verlassen, tat so weh. Ich küsste seine Lippen, langsam und zärtlich und strich dann sanft über die rauen Bartstoppeln auf seiner Wange. „Ich gehe nicht. Ich bleibe bei dir“ flüsterte ich und sah ihn eindringlich an.
Einen Moment lang lagen wir so da und ich atmete wieder diesen gewohnten Geruch von Parfum und Sex ein, der ihm anhaftete.
„Wie lange weißt du schon, dass du schwul bist?“ fragte er mich dann auf einmal aus heiterem Himmel.
„Was?“ kam es diesmal von mir.
„Na ja, hast du... weißt du es schon lange oder... ist es erst mit mir...“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich stehe schon immer auf Männer. Eine Zeitlang habe ich natürlich auch Mädchen gehabt, ganz am Anfang, als ich dachte, das wäre normal. Aber dann ist es mir irgendwann klar geworden.“ Ich lächelte. „Du dachtest, du wärst mein Erster? Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen...“
Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte ebenfalls. „Ich hätte es nur nie gedacht von dir. Du wirktest nicht so, wie ich mir einen Schwulen vorgestellt habe, deswegen... deswegen war ich mir solange unsicher. Ich habe immer gedacht, ich bilde mir alles nur ein, wie du mich beobachtest und so... Es hat mich so viel Überwindung gekostet, dich das damals zu fragen.“
Ich lachte auf. „Wie hast du dir denn einen typischen Schwulen vorgestellt? Mit rosa Klamotten und Glitzerwimperntusche?“
Er stimmte in mein Lachen ein. „Nein, aber... ich dachte, man merkt es ein wenig am Verhalten. Ich kenne schließlich einige Männer, die schwul sind und irgendwie... ich habe schon immer gemerkt, dass du sehr auf den Äußeres achtest, dir immer die Haare machst und Wert auf gute Kleidung legst und so... aber das machen ja heute viele.“
„Jaja, Metrosexuelle“ spottete ich grinsend und küsste ihn. „Das gab es in deiner Jugend noch nicht, hm...“
Dann wurde ich wieder ernst und sah ihn fragend an. „Aber ich war dein erster Mann, oder?“
Sein Lächeln erstarb ebenfalls und schon wieder trat dieser wehmütige, beinahe melancholische Ausdruck in seine Augen. „Ja... ich habe mir immer gedacht, so etwas gibt es nicht. Mit meiner Frau, das war immer... weißt du, sie ist eine sehr gute Frau, ich mag sie gerne und wir passen sehr gut zueinander. Als Ehepaar. Wir streiten kaum und haben über viele Dinge die gleichen Ansichten. Aber die große Liebe mit rosa Brille und Blitz und Bumm und so weiter, das war es nie. Ich dachte einfach, das wäre nur ein Wunschtraum und viel zu viel verlangt. Also hat es sich so ergeben... wir waren eben irgendwann zusammen und es hat ganz gut funktioniert und dann haben wir eben geheiratet... ja, und bisher war ich auch immer ganz zufrieden. Bis ich dich getroffen habe und gemerkt habe, dass es... na ja, dass es auch ganz anders geht.“
„Mit rosa Brille, Blitz und Bumms?“ hakte ich mit einem erwartungsvollen Funkeln in meinen Augen nach.
Er lachte wieder. Es war dieses ungezwungene Lachen, das ich so mochte. „Ja, genau. Erst habe ich gedacht, ich spinne... noch dazu bei einem Mann.“
„Und früher haben dich Männer nicht angemacht?“
„Na ja...“ er zögerte. „Ein bisschen habe ich es schon gemerkt. Aber ich bin eben auch nicht komplett schwul, weißt du, deswegen habe ich es vielleicht immer ganz gut verdrängen können.“
Ich nickte. „Hm, ich glaube, so geht es vielen...“
Einen Moment lang hingen wir unseren Gedanken nach. So verquer die Situation mal wieder war, so glücklich machte es mich, dass er gewissermaßen zugegeben hatte, dass ich etwas Besonderes für ihn war.
Die Ernüchterung kam kurz darauf als er mich noch einmal kurz auf die Stirn küsste und dann seine innige Umarmung löste.
„Jo, ich...“
„Nein, du musst nicht gehen.“
Ich hingegen festigte meine Umklammerung noch und zog ihn an mich.
„Es ist schon halb zehn.“
„Ach komm, machen wir’s nochmal. Deine Kinder merken doch sowieso nicht, dass du weg bist.“
„Ach, Jo, mach es mir nicht immer so schwer.“ Er versuchte, mein Arme von sich zu schieben, aber ich hielt mich wie ein Äffchen an ihn geklammert.
Er seufzte tief und ließ sich resignierend nach hinten fallen.
„Also gut... versprichst du mir, dass du mich gehen lässt, wenn wir es noch einmal machen?“
„Mal sehen.“ Ich lächelte an seiner Brust in der Gewissheit, das zu bekommen, was ich wollte.
„Jo...“
„Ok, aber nur, wenn ich absolut befriedigt bin.“
Er lachte. „Du bist unersättlich, hm...“
Sein Mund senkte sich auf meinen und nun war das Verlangen wieder in seine Küsse zurückgekehrt. Hungrig erwiderte ich sie.
„Dann geb ich mich Mühe“ flüsterte er.
„Das will ich hoffen“ gab ich zurück und dann ließen mich seine Hände an nichts anderes mehr denken.
...
„Nein.“
„Ach komm.“
„Nein, nein, nein. Wie oft soll ich es noch sagen?“
„Wieso nicht?“
„Ich habe einfach keine Lust.“
„Man.“ Paul verdrehte genervt die Augen. „Ich akzeptiere zwar dein hirnloses Techtelmechtel, aber das heißt nicht, dass ich auch akzeptiere, dass du zur absoluten Spaßbremse wirst.“
„Hey“ meinte ich entrüstet. „Ich bin schon letzte Woche auf deine blöde Schaumparty mitgekommen und du hast mich den ganzen Abend keines Blickes gewürdigt.“
„Der Typ war aber auch zu scharf“ verteidigte er sich.
„Ja, aber dann brauchst du mich ja nicht.“
„Ach, Jo, komm schon“ jammerte er und sah mich flehend an. „Das ist genau das Problem. Seit du mit Robert fickst, kann man gar nichts mehr mit dir anfangen. So toll kann er auch wieder nicht sein, dass du nicht ab und zu Lust auf nen kleinen One-Night-Stand hast, oder?“
„Doch“ erwiderte ich wahrheitsgetreu und versuchte einen bestimmten Tonfall an den Tag zu legen, um zu signalisieren, dass das Thema für mich erledigt war. Doch Paul ließ nicht locker.
„Früher sind wir ständig weggegangen. Wenn du dich wenigstens normal verhalten würdest... außerdem ist er dir ja auch nicht treu.“
Das versetzte mir einen Stich und ich musste daran denken, wie er mir erzählt hatte, dass er immer noch Sex mit seiner Frau hatte. Aber ich ließ mir nichts anmerken.
„Es ist nicht so, dass ich jetzt auf einmal Prinzipien habe, Paul, ich habe einfach grade keine Lust auf nen Anderen. Wenn wir einfach so weggehen zusammen, können wir das machen, aber ich kenne dich und weiß, dass du unbedingt jemand abchecken willst, deswegen macht das doch keinen Sinn.“
„Oh man“ meinte Paul genervt. „Dann frag ich eben Thomas und die Jungs.“
„Ja, mach das.“
Na toll, die Stimmung war mal wieder im Eimer. Dabei hatte ich nur einen netten Abend mit Paul verbringen wollen.
Es war Freitag und Robert hatte mir für das ganze Wochenende abgesagt, Samstag bekamen sie Besuch von Freunden und am Sonntag musste er zur Konfirmation seiner Nichte. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben und vor Selbstmitleid zerflossen, doch ich hatte mir einen Ruck gegeben und war zu Paul gegangen, um unseren Pokerabend nachzuholen und mich ein wenig abzulenken. Zu allem Überfluss hatte er mich dann aber zu einer Bad-Taste-Party gedrängt, die heute Abend in unserem Stammclub stattfinden würde. Dazu hatte ich aber absolut gar keine Lust, vor allem nicht mit der Laune, die ich gerade hatte. Robert hatte gemeint, wir könnten uns Montag wieder treffen. Na toll.
„Sorry“ versuchte ich, Paul ein wenig zu beschwichtigen. „Wir können schon bald mal wieder weggehen, nur nicht heute.“
„Jaja, schon klar“ entgegnete er und wirkte auf einmal nicht mehr wirklich genervt, nur angestrengt. „Ich hoffe trotzdem, dass du dich bald mal von dieser Phase erholst.“
„Das hoffe ich auch“ entgegnete ich ehrlich.
„Möchtest du eigentlich was trinken?“ wechselte Paul nun gottseidank das Thema.
„Ja, gerne. Was hast du denn da?“
„Warte, ich schau mal kurz in meine kleine Minibar.“
Er stand vom Küchentisch auf und öffnete einen Schrank, worin sich mehrere Flaschen befanden.
„Also... Bier haben wir noch im Keller, dann Wodka, Jack Daniels oder...Sekt.“
„Na ja, zu feier habe ich nichts“ lächelte ich deprimiert. „Jacky wäre gut. Hast du auch Cola da?“
„Ja, habe ich, Meister“ grinste Paul, stellte mir die Flasche Jack Daniels vor die Nase und angelte noch eine 2-Liter Flasche Cola aus dem Kühlschrank. Er lebte schließlich von diesem Zeug.
„Dennis ist leider nicht da“ informierte mich Paul nun in Bezug auf seinen Mitbewohner, mit dem wir immer pokerten. „Er hat heute irgendein Treffen von seinem Handballverein.“
„Tja, schade. Lohnt es sich dann überhaupt?“
Ich begann, mir die Utensilien für meinen Jacky-Coke ins Glas zu leeren. Dabei übertrieb ich es womöglich etwas mit dem Jacky. Mir war gerade nach Alkohol.
„Hm... pokern zu zweit macht irgendwie nicht so Spaß. Sollen wir lieber ne Runde zocken?“
„Ja, machen wir das. Auch?“ Ich hielt ihm die viereckige Flasche vor die Nase.
„Ja, danke.“
Er machte sich ebenfalls daran, sein Glas zu füllen. „Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich nachher wirklich noch mit den Jungs weggehe“ fügte er noch entschuldigend hinzu. „Ich warte schon ewig mal auf ne Bad-Taste-Party, ich hab immer noch diese pinke Leggins, die wollte ich schon so lange mal anziehen...“
Ich lachte. „Nein, keine Sorge, du bist ja nicht mein Babysitter. Aber hey, mal im Ernst, das ist ein Schwulenclub, da wird jeder Zweite mit ner pinken Leggins antanzen.“
„Aber nicht mit so einer pinken Leggins“ entgegnete Paul unheilvoll grinsend. „Warte mal kurz.“
Mit diesen Worten verschwand er in sein Zimmer, um gleich darauf mit den Händen hinterm Rücken zurückzukehren.
„Welche Hand willst du?“ rief er fröhlich.
„Ach komm schon, zeig sie mir einfach.“
„Ach man“ maulte er gespielt enttäuscht und zog eine Hand hinter seinem Rücken hervor. Die Leggins hatte Rüschchen und ein Leopardenmuster. Ich musste laut lachen.
„Ja, die ist wirklich erste Sahne. Wäre schade, wenn du das der Menschheit vorenthältst.“
„Ja, nicht wahr?“ meinte er und betrachtete seine Leggins mit einem beinahe verliebten Grinsen. „Die ist toll, ich hab sie mal bei Kik gefunden.“
Einen Moment lang hörte ich in mich. Bad-Taste-Party... das wäre sicher lustig. Sich einfach in irgendwelche schrägen Klamotten zu schmeißen und dann mal wieder richtig abzugehen. Mit vielen Leuten, denen es für einen Abend lang komplett egal sein würde, wie sie aussahen.
Kurz war ich versucht, Paul doch zuzusagen. Doch dann huschte wieder Roberts Bild vor meinem inneren Auge vorbei und ich wusste, es ging nicht. Ich konnte es einfach nicht. Er würde mich den ganzen Abend verfolgen und so oder so würden meine Gedanken nur bei ihm sein.
Seufzend erhob ich mich. „Gehen wir ne Runde zocken.“