Und noch einer! Viel Spaß!
„Danke Dr.… ähm, wie war Ihr Name noch gleich?“ fragt Dean, der sich nun auch wieder hinstellt. „Ich bin Karey“ stellt sich die hübsche junge Frau sofort vor und ärgert sich etwas darüber, da sie das Gefühl hat sich wie ein pubertierender Teenie zu benehmen, der über beide Ohren verknallt ist. Sammy findet das unglaublich amüsant und beschließt sich erstmal rauszuhalten. So hält er immer noch brav die Lampe und beobachtet nur. „Freut mich Karey, ich bin Dean und das ist mein Bruder Sam“ stellt Dean sich mit einem charmanten Lächeln vor. „Mich ebenfalls Dean, Sam“ sagt sie und schaut zwischen den beiden hin und her „Und der kleine Blonde ist mein Sohn, Josh“ fügt sie noch an, wobei sie einen flüchtigen Blick zu ihrem Sohn wirft, der aber bereits wieder eingeschlafen ist. Es war wirklich ein langer und vor allem aufregender Tag, denkt sie sich schuldbewusst.
Dean bemerkt sofort die Änderung ihrer Stimme. „Woher stammt ihr?“ fragt er, um abzuschätzen, ob ihr Exmann sie finden könnte. Sie hat seinen Beschützerinstinkt geweckt. „Wir kommen aus Morgantown, West Virginia. Wo sind wir eigentlich?“ fragt sie gleich gegen, da sie einfach drauf los gefahren ist und nicht darauf geachtet hat. Dies macht Sam nun aber doch stutzig. „Das nächste größere dürfte in knapp 150 Meilen Parkerburg sein“ wirft Sam ein, da Dean sicher grade auch nicht weiß, wo sie sich befinden, immerhin ist Sam die letzten paar Stunden gefahren. Kareys Augen weiten sich einen Moment, ehe sie auf ihre silberne Armbanduhr schaut „Oh!“ entfährt es ihr. „Karey, ist bei dir wirklich alles ok?“ fragt Dean nochmal nach, da auch er das Gefühl nicht loswird, dass etwas nicht stimmt. Natürlich ist das mit dem Mann hart, aber dann könnte sie zur Polizei gehen, überlegt er. „Was? Ja, wirklich alles bestens…soweit“ lügt sie schnell, aber eher ungeschickt und nicht überzeugend.
Die halten mich doch für völlig bekloppt, denkt sie sich, ehe sie seufzt „Habt ihr schon mal etwas gesehen, was ihr nicht für möglich haltet, weil es einfach nicht sein kann?“ fragt sie dann aber doch. Sam und Dean tauschen einen Blick aus, denn bei beiden klingeln die Jägerinstinkte. „Ja, das haben wir. Und das schon mehr als einmal. Magst du es uns erzählen?“ fragt Sam einfühlsam. Karey zögert, nickt dann aber. Die beiden Männer machen einen aufrichtigen und ehrlichen Eindruck auf sie. „Ich flüchte vor meinem Exmann, naja eigentlich sind wir nicht geschieden, denn….“ Sie atmet kurz tief durch und sieht den beiden unsicher an „Dan ist vor drei Jahren bei einem Unfall um Leben gekommen“ spricht sie es nun aus, wobei sie leicht zu zittern beginnt, da es ihr doch an die Nerven geht. Sam und Dean hören aufmerksam zu und tauschen dann kurz erneut einen Blick aus. Dieser reicht, sie brauchen keine Worte. „Das mag jetzt wirklich verrückt klingen, aber du sagst selber, dass du ihn gesehen hast, obwohl er tot ist, also hör einfach nur zu, ok?“ bittet Sam sie mit einem einfühlsamen Lächeln. Karey nickt und versucht gegen ihre Tränen anzukämpfen. „Es gibt wirklich Geister. Das sind Tote, die in einer Art Zwischenwelt zwischen Leben und Tod gefangen gehalten werden. Sie haben meist noch eine Aufgabe oder klammern sich an etwas fest. Oder sie wollen Rache. Sie können entweder nicht weiter gehen oder wollen es nicht.“ erklärt Sam nun in ruhiger Stimme.
Dean bewundert seinen kleinen Bruder dabei immer wieder auf´s Neue. Wie schafft er es nur etwas so absurdes so zu erklären, dass die Leute es sofort glauben, als wäre es eine bewiesene Wissenschaft, fragt er sich in diesem Moment mal wieder. Als Karey nun hilfesuchen zu Dean schaut, nickt dieser „Ja, es stimmt, Karey. Wir haben schon mehr als einen Geist gesehen und auch weiter geschickt. Man könnte sagen, dass wir uns da ziemlich gut auskennen“ stimmt er seinem Bruder zu. Karey wird von Sekunde zu Sekunde blasser „Also er ist tot und will nun Rache?“ fragt sie mit erstickter Stimme. „Naja, er kann auch einfach nur nicht weiter wollen oder hat noch etwas zu erledigen, eine Aufgabe. Er muss nicht auf Rache aus sein. Hätte er denn einen Grund sich an irgendwem zu rächen?“ fragt Sam.
Dean hatte es für fast unmöglich gehalten, doch Kareys Gesichtsfarbe weicht noch mehr. Das sagt mehr als tausend Worte. „Wie ist er gestorben, du sagtest ein Unfall?“ fragt er dann etwas direkter. Sie brauchen diese Antworten, wenn sie etwas tun wollen. „Er.. Dan war gewalttätig“ bringt sie stockend hervor. „Nicht nur mir sondern auch Josh gegenüber“ erklärt sie weiter und senkt den Blick, ehe sie weiter erzählt. „Eines Abends hat er sich nach seinem Dienst wieder betrunken. Als Polizist musste er immer viel Grauenvolles mit ansehen und ertränkte dies oft nach dem Dienst im Pub. An diesem einen Abend kam er nach Hause und ist erst auf mich los gegangen.. dann auf Josh.“ Sie schließt einen Moment die Augen und nun laufen die Tränen. „Er dachte ich sei bewusstlos, aber ich war es nicht… Ich habe mir seine Waffe geholt und bin nach oben ins Kinderzimmer…“ ein leiser Schluchzer rüttelt ihren Körper, während sie ihr Gesicht in ihren Hände vergräbt. „Ich wollte nicht schießen.. ich wollte nur, dass er Josh in Ruhe lässt..“ bringt sie mit bebender Stimme hervor.
Dean und Sam müssen beide heftig schlucken. Sie haben schon viel erlebt, auch viel grausames, aber dafür war die meiste Zeit etwas Übernatürliches verantwortlich. Diese Geschichte dreht sich um einen Menschen, der seine Frau und seinen Sohn im Suff verprügelt. Sowas ist in Deans Augen unentschuldbar. Ein solcher Mensch viel schlimmer, als ein Wendigo oder gar ein Dämon, denn bei ihm liegt es nicht wie bei diesen Kreaturen in seiner ‚Natur‘ soetwas zu tun.
„Mum? Ist Dad wirklich ein Geist?“ die ängstliche Kinderstimme von Josh durchdringt die kurze Stille, wie ein Scharfes Messer ein Stück Butter. Sofort schaut Karey erschrocken auf. Sie hat ganz vergessen, dass Josh kaum zwei Meter von ihnen weg ist, als sie dies erzählt. „Schatz..“ beginnt sie, kann aber nicht ein einziges Wort finden, welches es erklären konnte. Sie stockt und Dean springt für sie ein. Er geht auf den Jungen zu und hockt sich dann vor diesen. „Hey Josh, ich bin Dean und das ist mein Bruder Sam“ stellt er sich zunächst vor. Als würde Josh um Erlaubnis fragen, mit dem Mann reden zu dürfen, schaut er zu seiner Mutter. Diese nickt bestätigend, sodass sich Josh wieder Dean zuwendet. „Ist Dad ein Geist?“ wiederholt er seine Frage nochmal, nun an den Mann gerichtet, der vor ihm hockt. „Nein, Josh, dein Dad ist Tod. Wovon wir eben gesprochen habe, dass ist nur ein kleiner Rest von ihm, der nicht loslassen kann. Das nennt sich Geist“ erklärt Dean mit ruhiger Stimme, wobei er sich fragt was er grade hier macht, denn normalerweise ist es Sam, der sowas übernimmt und grade bei einem Kind, wo er doch eher einen schlechten Draht zu den jüngeren Generationen hat.
„Und was kann er nicht loslassen?“ fragt Josh weiter, wobei er sich etwas vor der Antwort fürchtet. „Das müssen wir nun rausfinden, Josh. Aber das werden Sam und ich so schnell wie möglich machen und dann kann dein Dad diese Welt ganz verlassen“ antwortet Dean sogar recht ehrlich, wenn auch etwas beschönigt. „Ihr helft uns?“ mischt sich nun Karey wieder ein, die natürlich zugehört hat, was Dean ihrem Sohn erzählt. Sam nickt „Ja, natürlich. Es ist unser Job“ erklärt er mit einem aufmunternden Lächeln. Nun schaut Josh doch wieder etwas skeptisch „Seit ihr etwa Geisterjäger, so wie die Ghostbuster aus dem Fernsehen?“ fragt er mit großen Augen. Dean hasst diesen Vergleich, denn so gar nichts aus dieser Serie war auch nur im Geringsten nah an der Realität. Aber es hilft wohl grade eher, als Josh alle Einzelheiten ihrer Arbeit zu erklären, weshalb er nickt „So in etwa, nur ohne die Anzüge, die Geisterfangboxen und die Laserkanonen“ versuchte er gleich die weiteren Fragen abzuarbeiten. Im ersten Moment wirkt Josh etwas enttäuscht, aber auch so sind die beiden Jungs doch ganz cool, beschließt er und gähnt dann doch noch mal. „Vielleicht sollten wir uns jetzt allen ein paar Stunden Schlaf gönnen und morgen dann weitersehen?!“ schlägt Sam in die Runde vor. Es sind eh schon nicht mehr viele Stunden bis zum Morgengrauen und die sollten sie noch nutzen, denn so wie es aussieht erwartet sie ein Job, der zwar von der Aufgabe her einfach klingt, aber die involvierten Personen scheinen nicht sehr belastbar, was die Sache schwieriger macht. „Sam hat Recht. Am besten fährst du etwas näher zu uns, dann sind wir in eurer Nähe“ fügt Dean noch an.
Gesagt getan. Wenig später liegen alle vier, mehr oder weniger, bequem in ihren Autos. Dean muss dabei schmerzhaft feststellen, dass die Rippen doch mehr schmerzen als ihm lieb ist. So tut er in dieser Nacht kein Auge mehr zu, sondern grübelt über alles Mögliche nach. Sam dagegen schnarcht fröhlich vor sich hin. Bei Karey und Josh hat ebenfalls die Müdigkeit gesiegt.