Kapitel 5, hier ist es! Viel Spaß!
Am nächsten Morgen lassen dicke Frühnebelschwaden nur die Autodächer erkennen. Es herrscht Stille in dieser Einöde, kein Vogel, kein Knacksen von Ästen unter irgendwelchen Waldbewohnern. Fast könnte man meinen hier wäre alles tot, jedoch nur fast, denn da ist etwas. Das Geräusch ist so leise, dass es für das menschliche Ohr kaum wahrzunehmen ist. Wie ein zischendes Winseln, aber es spricht. Ganz undeutlich und verzogen „Du hast mich erschossen, du kleines Biest! Das wirst du noch bereuen, du Ratte! Wenn ich dich erstmal kriege, dann wirst du dir wünschen nie abgedrückt zu haben, Schlampe!“
Dean starrt immer noch das Dach des Impalas an und versucht sich nicht zu bewegen, damit die Rippen ihn wenigstens für einige Minuten in Ruhe lassen. Warum muss das auch so verdammt weh tun, grummelt er innerlich. Ganz plötzlich reißt er seine Augen auf und schaut erst nach links, dann nach rechts. Da war doch etwas, eine Stimme, schießt es ihm durch den Kopf. Mit einem lautlosen Stöhnen setzt er sich auf und schaut aus den Fenstern in alle Richtungen. Sein Gehör hat ihn nicht getäuscht, da war eine Stimme und sein Jägerinstinkt schlug Alarm. Sofort ist ihm klar, was es ist, denn solche Geräusche geben nur Geister von sich. Er kann die Worte nicht verstehen, dafür bräuchte er eine Aufnahme und Sams Laptop, aber auch so glaubt er nichts Gutes zu hören.
„Sam! Wach auf! Wir haben Besuch!“ flüsternd und mit einem unsanften Rütteln, weckt er seinen kleinen Bruder. Nicht, dass er den Kampf auch alleine aufnehmen könnte, aber er braucht Sam um die beiden anderen zu beschützen.
Nur zögerlich öffnet der jüngste Winchester die schweren Lider und sieht seinen Bruder aus einem verschlafen den Blick fragend an, doch die Antwort kann er sich im gleichen Moment selber geben, denn auch er hört die bekannten Tonlagen. Er nickt Dean stumm zu und öffnet die Wagentür. Dean tut es ihm gleich. Sofort schleichen sie zum Kofferraum, um sich in ihrem Geheimfach an den Waffen zu bedienen.
Kurz darauf ist jeder von ihnen mit einem abgesägten Schrotgewehr und ausreichend Steinsalzpatrone gewappnet. Die Kommunikation verläuft stumm. Per Handzeichen teilt Dean Sam zum Schutz ein, während er selber die Suche antreten wird. Sam nickt verständig und positioniert sich am Mercedes, worin Josh und Karey nichts von den fast lautlosen Aktionen außerhalb mitbekommen. Dies werden sie aber frühestens dann, wenn die ersten Schüsse fallen. Ob wir sie vorwarnen sollten, fragt sich Sam, entscheidet sich aber dagegen, um sie nicht in Panik zu versetzen.
Dean schleicht sich unterdessen der Stimme entgegen. Alle seine Sinne sind in vollster Aufmerksamkeit und das trotz des Schlafmangels. Sein gesamter Körper ist angespannt und nur auf eins eingestellt: den Kampf mit dem Übernatürlichem. Jetzt gibt es keinen Schmerz mehr, nun gibt es nur noch das von klein auf trainierte Programm, welches nun abgespielt wird.
Ganz plötzlich ist er da. Der Geist von Dan, keine zwei Meter von Dean entfernt und funkelt Dean wütend an. Ohja, das ist ein Rachegeist, schießt es Dean durch den Kopf, als er diesen erblickt. „Hey!“ schreit er ihn an, dann zielt und feuert er in weniger als einer Millisekunde. Volltreffer. Das Steinsalz detoniert und der Geist flackert noch kurz, ehe er zunächst verschwindet. Das wird ihn vorläufig außer Gefecht setzen, aber zum töten müssen sie nach Pittsburgh. Der Rückschlag vom Schuss fährt Dean schmerzlich durch den Körper, vor allem die Rippen machen sich bemerkbar. Mit der Hand an den Rippen und einem schmerzverzerrtem Gesicht macht er sich auf den Rückweg.
Der Schuss war ohrenbetäubend laut in dieser Stille. Sofort schrecken Sohn und Mutter aus ihrem ohnehin nicht tiefen Schlaf. Panisch blicken beide umher, aber da ist auch schon Sam. „Ganz ruhig, alles klar. Das war Dean, keine Sorge!“ teilt er ihnen mit. Dabei verlässt er sich darauf, dass Deans Schuss sein Ziel getroffen hat. Aber wenn nicht, dann hätte Dean einfach nochmal abgedrückt. Karey nickt Sam zu, sie ist nicht in der Lage zu sprechen. So ganz begreift sie nicht, warum Dean grade geschossen hat, kann sich aber nichts Gutes vorstellen. Der Mutterinstinkt lässt sie ihren Sohn in den Arm nehmen und über seinen Kopf streichen. Josh hat seine Augen weit aufgerissen. Seine Neugier ist groß, aber die Angst überwiegt dann doch. „Mum?“ fragt er mit ängstlicher Stimme. „Ssschh, es wird alles gut. Ich bin bei dir!“ redet Karey beruhigend auf ihren Sohn ein und versucht sich damit auch selber zu beruhigen.
Sam schaut immer noch in den Nebel und hält nach Dean oder dem Geist Ausschau. Es kommt ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, bis er endlich seinen Bruder erblickt. „Hast du ihn erwischt?“ fragt er und bekommt als Antwort ein Nicken. Doch da haben sich die beiden zu früh gefreut. Im gleichen Moment taucht Dan aus dem Nichts wieder hinter Dean auf. „DEAN!“ schreit Sam noch, doch zu spät der Geist hat Dean schon von den Beinen geholt und gegen den Mercedes geschleudert. Keuchend klappt Dean in sich zusammen. Der Aufprall und der bereits geschundene Körper ergeben eine unangenehme Mischung, woraufhin Dean in die Bewusstlosigkeit gesogen wird.
Sam hat sofort sein Gewehr im Anschlag und feuert zwei Schüsse auf den Geist, der augenblicklich wieder verschwindet. Noch kann sich Sam nicht um Dean kümmern, er muss den Schutz der drei übernehmen. Jederzeit kann ein neuer Angriff kommen und solange der Nebel dem Geist ausreichend Deckung bietet ist die Situation doppelt so gefährlich. „Bleibt im Wagen! Dean ist schon ok!“ herrscht er Karey an, während er nachlädt, da er befürchtet ihr Helfersyndrom könnte sie überkommen. Er wirft einen kurzen Blick auf seinen Bruder und erkennt wie der Brustkorb sich noch bewegt, also atmet Dean und das ist für den Moment ausreichend beruhigend.
Er vergehen fast 5 Minuten, bis sich der Geist ein weiteres mal blicken lässt. Sam reagiert sofort und drückt ab, erneut verschwindet der Geist. Diesmal bleibt er weg. Der Nebel lichtet sich und Sam riskiert erneut den Blick auf Dean. Er ist schon ok, redet sich Sam ein. Wie als Antwort beginnt Dean sich langsam zu bewegen und sogar seine Augen zu öffnen. „Oh man, ich hasse Geister!“ flucht er, als er sich mühsam, am Auto abstützend, auf die Beine hievt. „Wo ist dieser gestörte Freak?“ fragt er seinen Bruder und schüttelt den Kopf ein Paar, mal um den Schwindel abzuschütteln.
Sam atmet erleichtert auf, wenn Dean flucht ist alles in Ordnung. „Seit knapp 10 Minuten ist er nicht mehr aufgetaucht“ beantwortet Sam die Frage. Deans Augen weiten sich. So lange war ich weg, denkt er erschrocken und nickt Sam zu. „Dann haben wir vielleicht Ruhe. Ich bin dafür, dass wir gleich.. oh Mist, die Benzinleitung!“ flucht er erneut, da er grade vorschlagen wollte sich auf den Weg zu machen. Er reibt sich den Nacken und überlegt sich eine Lösung.
Schon kurz darauf sieht er Karey an. „Öffne mal bitte den Kofferraum!“ fordert er von ihr. Diese schaut ihn etwas verwirrt an, drückt dann aber den Knopf, woraufhin der Kofferraum des Geländewagens aufspringt. Dean, dessen Knie immer noch weich sind, hangelt sich am Wagen entlang nach Hinten. Er öffnet ihre Notfalltasche und kramt den größten Tubus raus und hält ihn Sam hin „Benzinleitung hätten wir.. fehlt nur noch der Keilriemen. Karey, trägst du Strumpfhosen?“ fragt er durch das Innere. Karey sieht ihn erst verstört an, schüttelt dann aber den Kopf „Nein, tut mir leid.“ sagt sie bedauernd. „Macht nichts“ winkt Dean ab, da er schon eine neue Idee hat. Er wühlt nochmal in der Notfalltasche und hat bald eine elastische Mullbinde gefunden. Sam kann einen Moment nur staunen. Dean ist zwar nicht dumm, aber grade hat er verdammt heftig einen auf den Deckel bekommen, war fast eine Viertelstunde bewusstlos und hat nun solche Geistesblitze. Das ist fast schon unheimlich.
Es dauert gar nicht lange, dann ist der Motor des Impalas notdürftig geflickt und Dean klappt die Motorhaube zu. Dass er die ganze Zeit gebückt stehen musste, macht sich nun mehr und mehr bemerkbar. Die Rippen zwiebeln heftig und auch der Rücken schmerzt noch vom Aufprall. „So, wir können!“ teilt er den anderen mit. „Soll einer von uns deinen Wagen fahren?“ bietet Dean an und meint damit selbstverständlich Sam, da er diesen vorläufig nicht mehr hinters Steuer seines Babes lassen wird. „Darf ich dann bei Dean in dem schwarzen Auto mitfahren?“ fragt Josh gleich mit großen Augen dazwischen. Karey schaut kurz fragend zu Dean, dieser nickt leicht. Sam staunt erneut. Dean lässt freiwillig ein Kind in seinem Wagen mitfahren, welches ihn sicher die Fahrt über nerven wird. Vielleicht hat er doch heftiger einen auf den Kopf bekommen? grübelt Sam mit einem musternden Blick. „Ich denke, das wäre sicherer“ stimmt Karey auch zu und nickt Josh zu „Ja, darfst du“. Der Junge strahlt gleich über das ganze Gesicht und vergisst sogar für den Moment, in welcher Situation sie sich grade befinden. „Gut, dann wollen wir mal los!“ gibt Dean den Abfahrtsbefehl.