Titel: In eigener Sache II
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Romantik/Intimität: Altmodisch - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG-13
Genre: Preslash, Romance
Warnungen: Keine
Zusammenfassung: In manchen Sachen ist Thorsten altmodisch...
Wörter: ~400
Anmerkungen: Das ist so eine Art Counter-Story/Companion-Piece zu meiner Gesichte
In eigener Sache aus der letzten Sommerchallenge. Ich denke, man versteht es aber auch ohne das Gegenstück. Beide Texte beziehen sich auf die Schlussszene des gleichnamigen Tatorts.
In eigener Sache II
„Na dann, … ich heiß’ Sebastian … Basti. Wie Sie wollen.“
„Thorsten.“
„Zum Wohl.“
„Zum Wohl.“
Der Blick, den Bootz - nein, Sebastian, sie sind ja jetzt beim ‚Du‘ - ihm über seine Bierflasche hinweg zuwirft überrascht Thorsten nicht. Er hat es geahnt. Nein, er hat es gewusst, ziemlich sicher sogar. Es ist ja auch nicht der erste Blick dieser Art. Nur der eindeutigste bisher. Das wiederum überrascht Thorsten dann doch. Nicht wegen des Blicks, wegen der Situation. Immerhin sitzen sie in Sebastians Wohnzimmer - und Sebastians Frau sitzt zwischen ihnen. Eigentlich sollte er doch ihr diesen Blick zuwerfen, nicht ihm.
Dieser Blick, das war das erste, was er von Sebastian wirklich wahrgenommen hat. Mit diesem Blick hat Sebastian ihn hier in Stuttgart begrüßt. Letztes Jahr im September, ausgerechnet auf Sebastians Geburtstag.
Da hat Thorsten noch geglaubt, dass er sich das alles nur einbildet. Dass er zu empfindlich ist, zu aufgewühlt, zu emotional, nach allem, was passiert ist. Immerhin ist Sebastian verheiratet. War er damals schon, ist es immer noch. Warum hätte er flirten sollen? Und dann noch ausgerechnet mit ihm. Fast zwanzig Jahre älter, wortkarg, eigenbrödlerisch, gebrochen. Sebastian hat doch alles, Kinder, Frau, Häuschen, Job. Thorsten kann ihm nichts bieten.
Also hat er die Blicke einfach ignoriert, ist nicht darauf eingegangen, immer nur ausgewichen. Und das hat Sebastian motiviert. Für ihn ist es ein Spiel. Und das hat er gespielt. Mit Leidenschaft. In der Adoptionsagentur, mit der Hand auf Thorsten Knie, und auch danach hat er nicht aufgehört. Berührungen und Blicke, immer wieder, wie zufällig, aber doch eindeutig. Er weiß, dass er Sebastian in die Schranken weisen sollte. Aber er tut es nicht.
Sebastian fasziniert ihn, ist genau sein Typ. Größer als er selbst, schlank, dunkelhaarig. Intelligent, scharfsinnig, voll jugendlicher Energie und mit einem hintergründigen Humor ausgestattet. Nicht so bieder und regelvernarrt, wie er auf den ersten Blick aussieht und vor allem einer mit Rückgrat. Und dann ist da noch dieser Blick. Dieser ganz spezielle Blick, mit dem er ihn immer wieder anschaut. Den er sonst niemandem schenkt. Nicht einmal seiner Frau.
Sie sitzt neben Sebastian. Berührt ihn leicht am Arm, will seine Aufmerksamkeit. Er hat keine Augen für sie, reagiert gar nicht, schaut immer nur Thorsten an. Strahlend, glücklich, hoffnungsvoll. Hat er seine Frau auch so angeschaut, damals, als sie sich kennengelernt haben?
Thorsten sagt nichts. Trinkt nur sein Bier und lächelt nur unverbindlich, freundlich. Er kann Sebastian nicht abweisen, aber er kann auch nicht auf diesen Blick eingehen. Sebastian ist verheiratet und da ist Thorsten altmodisch. Auch wenn er ahnt, dass es längst zu spät ist.