Kartoffelextrakt [Genre+Challenge: Film Noir - Für mich]

Sep 02, 2019 00:04

Titel: Kartoffelextrakt
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Genre+Challenge: Film Noir (Blumentopf) - Für mich
Fandom: Original
Rating: PG-13
Genre: Gen, Crime Noir
Warnungen: Klischees über Klischees
Zusammenfassung: Gewisse Dinge sollte man manchmal einfach für ich behalten …
Wörter: ~450
Anmerkungen: So, weil es so schön ist, machen wir doch einfach direkt mit der Tabelle weiter. Diese kleine Schnipsel ist ein Follow-Up zu „Kartoffelwinter“ aus der letzten Genre+Challenge-Tabelle. Er ist ungefähr genauso klischeeverseucht, genauso ungebeta’d und qualitativ auch nicht besser. Aber was soll’s. Dafür das ich es gefühlte 20 Mal in die Ecke geschmissen und neu geschrieben habe, ist es dann okay. Aber ich weiß wieder, warum ich so ungern First-Person_POV schreibe.


Kartoffelextrakt

„Vorwärts!“

Der kalte Stahl des Pistolenlaufs wurde gnadenlos zwischen meine Schulterblätter gerammt. Ich stolperte vorwärts durch eine geöffnete Tür. Grelles Licht empfing mich und ich schloss geblendet die Augen.

„Ich hatte doch gesagt ich wünsche… ach, na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?“

Mein Herz setzte einen Schlag aus und der eisige Klumpen, der sich in meinen Eingeweiden formte hatte garantiert nichts damit zu tun, dass ich bis auf die Knochen durchnässt und halb erfroren war. Diese Stimme hätte ich unter Millionen erkannt - jederzeit und immer. Trotzdem blinzelte ich vorsichtig, hoffte, betete, dass meine Ohren mich getäuscht hatten. Ich wurde nicht erhört. Kein drei Meter vor mir stand eindeutig und unverkennbar Michael O’Keefe, der Reaper von Brooklyn und der ungekrönte König der New Yorker Unterwelt. Den ich nach unserer letzten Begegnung eigentlich auf den Grund des Hudson gewähnt hatte.

Plötzlich ergab alles auf so eine perverse Weise Sinn. Dieser scheinbar so einfache Auftrag, das viel zu hohe Honorar, das völlig abgelegene Lagerhaus, die Kartoffeln, der Typ, der mir aufgelauert hatte, die riesigen Kupferbottiche und Kessel da draußen, ja sogar das absolut miese Wetter und die Stapel von abertausenden von Blumentöpfen, die sich an den Wänden hinter Micky stapelten.

„Du umgehst die Prohibition! Deine Männer brennen da draußen aus den Kartoffeln illegal Alkohol!“

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest!“ Micky lachte unschuldig. „Meine Männer stellen dort draußen besonders lange haltbares und extrem nahrhaftes Kartoffelextrakt her. Zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen! Dazu kannst du auch gerne Senator Lynch befragen.“

Ich lachte bitter auf. Senator Lynch, natürlich. Wer denn auch sonst. Es war ja so klar, dass diese Bande rothaariger Kartoffelfresser zusammenhielt.

„Natürlich! Nur Kartoffelextrakt. Um die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Und das da“ - ich deutete auf die Blumentöpfe - „sind natürlich auch nur ganz einfache Blumentöpfe, keine speziell getarnten Gefäße, um euren Schwarzgebrannten unauffällig von hier wegzuschaffen.“

Micky zog die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf schief. Sein Blick wanderte zwischen mir und den Blumentöpfen hin und her. Er hatte wohl nicht gedacht, dass ich seine kleine Charade so schnell durchschauen würde. Schließlich erhob er sich, griff nach einem Stock und hinkte zu dem erstbesten Stapel Blumentöpfe hinüber. Die Erkenntnis, dass ich es gewesen war, die ihm diesen Stock eingebracht hatte, erfüllte mich mit einer grimmigen Befriedigung. Das war das mindeste gewesen, was ich seinen Opfern schuldig gewesen war.

Er nahm einen Blumentopf von dem Stapel, hielt ihn sich vors Gesicht, drehte ihn hin und her, betrachtete ihn von allen Seiten, als sähe er ihn zum ersten Mal.

„Hm… jetzt wo du es sagst… wirklich eine gute Idee. Schade eigentlich, dass du auf der falschen Seite stehst. Trotzdem, danke dafür. Auch wenn es nicht mehr viel bedeutet…“

Micky hob den Blumentopf wie zum Salut. Hinter mir raschelte es, dann traf mich etwas hart im Nacken und alles wurde schwarz.

original, inspiration, thots tochter, team: weiß

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