Prompt: Romantik/Intimität - Fettnäpfchen - für mich
Team: Weiß (Titanic)
Fandom: Tatort Münster
Rating: P 12
Genre: Pre-Slash, Humor
Handlung: Boerne ist nicht die Art Mensch, die ein Fettnäpfchen auslassen würde.
Länge: ca. 850 Wörter
Zeit: ca. 90 Minuten
Prolog |
Teil 1 |
Teil 2 |
Teil 3 ***
Ein Quiz zum Thema „Wer kennt das Brautpaar am besten“. Klang doch harmlos, oder? Nach der ganzen Völlerei war ihm das anfangs sogar ganz sinnvoll vorgekommen, er konnte unmöglich gleich zum Nachtisch übergehen. Das war allerdings, bevor Herberts Freunde losgelegt hatten. Boerne warf ihm über den Tisch einen Blick zu, der ziemlich genau ausdrückte, was er selbst auch gerade dachte: Was zur Hölle hatten die geraucht, als sie die Fragen zusammengestellt hatten?
Immerhin, das Publikum schien sich zu amüsieren, anscheinend war er der einzige, der verzweifelt nach den geschlossenen Türen geschielt und nach einer Ausrede gesucht hatte, um aus dem Raum zu kommen. Aber so einfach war das nicht, vor allem jetzt, wo er zu den wenigen im Raum gehörte, die noch standen. Offenbar kannte er Herberts peinliche Seiten besser, als er gedacht hatte, und bei Ilkas Fragen hatte er glücklich geraten. Außer ihm waren nur noch eine von Ilkas Töchtern, ein paar Gäste, die altersmäßig vermutlich Freunde des Brautpaares waren, und Boerne im Rennen.
„Und damit kommen wir zur nächsten Frage.“ Angler-Hans schielte auf seinen Spickzettel. „Wie oft war Herbert bisher verheiratet? A: dreimal, B: viermal oder C: fünfmal?“
„Auf jeden Fall wird das hier das letzte Mal“, rief Herbert fröhlich dazwischen und die Festgesellschaft lachte, während Thiel die Karte mit dem „B“ hochhielt.
„Viermal, genau! Und damit haben wir eine weitere Person, die ausscheidet, der Herr mit dem C.“
„Was?“ protestierte Boerne neben ihm. „C stimmt! Da haben Sie sich wohl verzählt!“
„Ich weiß ja wohl, wie oft mein ältester Freund verheiratet war.“ Angler-Hans stemmte die Fäuste in die Seiten. „Bei drei der vier Hochzeiten war ich Trauzeuge!“
„Also -“ Herbert setzte zu reden an, war aber nicht schnell genug, und Boerne fiel ihm triumphierend ins Wort. „Sie haben Nummer fünf vergessen, die Dame aus Indien! Mit der ist er sogar immer noch … äh …“
„Herbert?“ Ilka sah jetzt doch etwas nachdenklich aus. Und Boerne war bedenklich rot geworden, so eine Gesichtsfarbe hatte er bei dem anderen tatsächlich noch nie gesehen.
„Das kommt davon, wenn man alles für bare Münze nimmt, was Vaddern so erzählt.“ Thiel schubste Boerne leicht an. „Jetzt seien Sie nicht so ein schlechter Verlierer und setzen sich hin. Vier Ehen, ich werd‘ ja wohl wissen, wie oft mein Vater verheiratet war.“
Boerne ließ sich so schnell auf seinen Stuhl fallen, daß der bedrohlich knarrte. Herberts Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Wobei … ihm würde da sicher noch was einfallen, wie sein Vater das wieder gutmachen konnte. Auch wenn so eine Ehe nach Hindu-Ritus nicht als Bigamie galt und es letztendlich ja wirklich nur darauf ankam, ob Herbert die Sache mit Ilka ernst war und nicht, ob er ihr von allen seinen nach welchem Ritus auch immer geschlossenen Ehen erzählt hatte, die Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen. Thiel war so sehr in diesen Gedanken vertieft, daß er bei der nächsten Frage nicht aufpaßte und prompt das falsche Kärtchen zückte, was zu großer Heiterkeit führte.
***
„Auf die Art und Weise hätte ich auch gewinnen können“, murrte Boerne ein paar Minuten später, als nach der letzten Frage nur noch zwei von Herberts ältesten Freunden standen. „Die gehören doch mit zu der Truppe, die kannten die Fragen doch garantiert!“
Thiel verdrehte die Augen. „Das ist jetzt nicht im Ernst Ihr größtes Problem, oder?“
„Woher sollte ich denn wissen, daß Ihr Herr Vater seine indische Freundin unterschlagen hat!“ zischte Boerne, dessen Gesicht schon wieder eine leicht rötliche Färbung angenommen hatte.
„Wenn Sie mal einen Moment nachdenken würden bevor Sie reden, würde sowas nicht so oft passieren.“ Er konnte nicht anders, es war einfach zu verlockend, Boerne aufzuziehen.
„Das war ein völlig berechtigter Einwurf! Es war nämlich überhaupt nicht genauer definiert, was als Ehe gilt! Außerdem ist es ja nicht so, als hätte ich die Sache mit der Frau Staatsanwalt ins Spiel gebracht, das wäre wirklich peinlich gewesen, vor allem -“
Thiel räusperte sich lautstark.
„- wo er sie doch tatsächlich eingeladen hat. Ich meine ernsthaft, Thiel, wer lädt seine Verflossene zur Hochzeit ein, sowas -“
„Boerne …“
„- kann auch nur Ihrem Vater einfallen.“ Boerne stockte. „Sie steht hinter mir, habe ich recht?“
„Gut erkannt, mein lieber Herr Professor. Und Asha ist übrigens auch da. Sitzt da hinten am Tisch.“ Die Staatsanwältin deutete mit dem Daumen hinter sich. „Bei den übrigen Verflossenen.“
Thiel konnte nicht anders. Er versuchte wirklich an sich zu halten, aber Boernes Gesichtsausdruck … er prustete los, und als er endlich wieder zu Atem kam, war Frau Klemm schon wieder weiter gezogen und saß jetzt neben dem Brautpaar.
„Oh mein Gott.“ Er brauchte ganz dringend noch ein Bier. Oder was Süßes. „Was meinen Sie, was sie Ilka gerade erzählt?“
Boerne warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Sie waren mir ja wirklich eine große Hilfe.“
Thiel hob abwehrend die Hände. „Ich hab‘ ja versucht Sie zu stoppen, aber Sie haben einfach immer weiter geredet!“
Boerne seufzte.
„Ich glaub‘, ich hol‘ mir mal ‘ne Portion Nachtisch.“ Thiel schob den Stuhl zurück, um aufzustehen.
„Danke.“
„Was?“ Er hatte schon den ersten Schritt Richtung Buffet gemacht und drehte sich überrascht um.
„Wegen vorhin“, murmelte Boerne. „Wegen … Sie wissen schon.“
„Soll … soll ich Ihnen was mitbringen?“
„Ich komme mit.“
* tbc*