Rating: PG 16 Slash (oder gar PG 18?)
Genre: Romanze, First time. Boerne POV (im Gegenteil zu Teil I)
Handlung: Der Morgen nach "Atemlos". Diesmal wird geredet.
Warnungen: OOCness, Kitsch & Rührseligkeit ... Explizite Ereignisse werden zumindest erwähnt. Wem das alles nix ist, lieber die Finger davon lassen.
Länge: Für einen Oneshot ziemlich lang
Also ... heute morgen fertiggeschrieben, jetzt noch mal drübergesehen und für nicht ganz unmöglich gefunden. Bevor ich nochmal mehr ins Zweifeln komme, habe ich es jetzt einfach online gestellt. Wenn Ihr den Text ganz schlimm findet, bleibt er hier ...
Als mildernde Umstände bitte ich in Betracht zu ziehen, daß beide auch im Canon oft ziemlich einsam wirken (ich denke da nur an die Zaunkönig-Geschichte). Und daß man nie weiß, wie sich jemand in einer wirklich intimen Situation verhält - das kann ganz schön anders sein als im sonstigen Leben. Von daher kann ich mir die zwei ja so vorstellen, wie es mir paßt ;)
Ach ja, ich habe Boerne einiges an Hemmungen verpaßt, was vielleicht nicht so stimmig ist (andereseits, wer weiß, siehe oben), einzig und allein um mir selbst aus meiner Verlegenheit zu helfen *hüstel* Naja, und damit wenigstens etwas Spannung und Dynamik reinkommt, denn es wird ja jetzt nur noch geredet.
Also dann, genug entschuldigt. Auf zum Text ...
30. Mai: Inzwischen sind Jos Anmerkungen umgesetzt - das war wieder sehr hilfreich!
31. Mai: Irus Anregung, am Anfang noch deutlicher zu machen, wer gerade spricht, habe ich jetzt auch umgesetzt (hoffentlich erfolgreich).
2. Juni: Na dann, ich trau mich. Hinaus damit ...
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Als er am nächsten Morgen wach wurde, brauchte er einen Moment, um sich zu orientieren. Das war nicht sein eigenes Bett. Und das war Thiel, den er da im Arm hatte und halb erdrückte. Boerne versuchte vorsichtig, ein bißchen abzurücken, um Thiel Raum zum Atmen zu lassen. Deswegen hatte es in anderen Fällen schon Beschwerden gegeben, und er wollte diesmal wirklich nichts falsch machen. Aber der andere wurde im gleichen Moment wach, hielt ihn fest und murmelte "Morgen ...".
"Hallo .... ausgeschlafen?" Boerne war sich nicht so ganz sicher, was das Protokoll für diesen Fall vorsah. Thiel machte jedenfalls einen ganz zufriedenen Eindruck.
"So halbwegs.", antwortete Thiel und drehte sich in seinem Arm, so daß er ihn ansehen konnte. Boerne mußte lächeln. Halbwach und mit Haaren, die kreuz und quer in alle Richtungen standen, war der andere wirklich ein sehenswerter Anblick. Thiel küßte ihn, bevor er noch etwas sagen konnte.
"Geht's dir gut?"
Boerne war gedanklich gerade schon in eine andere Richtung abgewandert und brauchte einen Moment, um Thiels Frage einordnen zu können. Ach ja. Wegen gestern. Die Frage war wohl berechtigt. Erstaunlicherweise fühlte er sich gut, und nicht im geringsten beunruhigt von seinen Gefühlen für Thiel. Überrascht schon. Aber das Ganze erschien ihm völlig folgerichtig und ... richtig eben. Es gab eigentlich nur eine Antwort.
"Ja."
Thiel sah jetzt noch zufriedener aus. Und erleichtert, dabei hätte er sich wirklich keine Sorgen machen müssen. Soweit er sich erinnerte, hatten sie die wesentlichen Punkte doch schon gestern geklärt. Gut, überschwengliche Liebeserklärungen waren wohl nicht Thiels Sache - nicht daß er da etwas anderes erwartet hätte. Aber daß der andere ihn hier hatte schlafen lassen, sagte ihm genug.
"Ich wollte dich nicht so überfallen, weißt du. Ist wirklich alles in Ordnung?"
"Ja, sag ich doch ... alles bestens. Ich wäre ja wohl nicht hier, wenn mir das nicht Recht wäre, Thiel. Also wirklich. Und falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte - ich bin durchaus in der Lage Entscheidungen zu treffen, und ..."
"Schon gut, schon gut ..." Thiel lachte. "Dir geht's offensichtlich wirklich gut." Die Hand des andern wanderte in seinen Nacken und zog ihn wieder näher. Das fühlte sich so angenehm an, daß er gleich wieder vergaß, daß er sich eben noch darüber geärgert hatte, daß Thiel ihn offenbar nicht Ernst nahm. Naja, vielleicht machte sich der andere ja wirklich nur Sorgen.
"Du warst gestern nur ... ziemlich anders. Bist du immer so still?", fragte Thiel.
"Meine Frau hat mal gemeint, das wäre die einzige Gelegenheit, bei der ich endlich mal die Klappe halten würde.", murmelte Boerne.
"Wow. Fies." Thiel klang richtig erschrocken, deshalb beeilte er sich, diese Aussage wieder zu relativieren. "Das war kurz vor der Scheidung. Da wirft man sich so einiges an den Kopf."
"Trotzdem fies."
"Stört es dich?" Die Frage war aus ihm herausgesprudelt, bevor er weiter darüber nachgedacht hatte. Das war ihm ein bißchen peinlich, aber ... er wollte diesmal wirklich alles richtig machen.
"Quatsch. Ich bin nur überrascht."
Thiel hatte im Gegensatz zu ihm keinerlei Probleme gehabt, sich klar auszudrücken. Und zu sagen, was er wollte. Nachdrücklich. Allein bei der Erinnerung daran konnte er spüren, wie seine Ohren zu glühen anfingen.
"Was ist?" Thiel strich ihm durch die Haare. "Ich hatte ja zumindest jetzt eine Menge indiskrete Fragen erwartet ..." Tatsächlich lagen ihm zahlreiche Fragen auf der Zunge. Bei den meisten war er sich allerdings sicher, daß er sie nicht stellen konnte. Jedenfalls nicht nüchtern. Irgendwas mußte da in seiner Kindheit wohl schief gelaufen sein - er konnte über alles reden, aber beim besten Willen nicht über Sex. Zumindest nicht, wenn es ihn selbst betraf. Er versuchte es trotzdem, denn ein paar Dinge mußte er einfach wissen.
"Wann hast du ... und mit wem ... ich meine ..."
"Kein Grund zur Eifersucht. Das ist ewig her - das war noch vor Susanne."
"Und wer?"
"Ist doch völlig unwichtig. Da gings nur um Sex. Ich glaube, ich kann mich bei den meisten nicht mal mehr an den Namen erinnern."
Das warf ihn jetzt doch ein bißchen aus der Bahn. Thiel mußte wohl an seinem Gesichtsausdruck gesehen haben, daß er ziemlich entsetzt war.
"Ach komm, willst du mir erzählen, du hast nie eine Frau nur zum Sex abgeschleppt?"
Boerne war es fast ein wenig peinlich, aber er sagte es trotzdem. "Nein, habe ich nicht." Jetzt sah Thiel ziemlich betreten aus. "Naja, gut, vielleicht ist es da was anderes ... in die Frauen war ich eigentlich auch wenigstens vorübergehend verliebt. Das war irgendwie eine andere Kategorie. Komisch, das ist mir nie so aufgefallen."
"Und in welche Kategorie gehöre ich jetzt?" Thiel schwieg, und Boerne befürchtete schon, etwas Falsches gesagt zu haben. Aber dann zog Thiel ihn noch etwas näher an sich und sagte "Du ... du bist eine eigene Kategorie."
Boerne mußte lächeln. Na wunderbar, sie ergänzten sich ja hervorragend. Er konnte nicht über Sex reden, und Thiel offenbar nicht über Gefühle. Zumindest war das Kräfteverhältnis jetzt wieder ausgeglichen ... Davon ermutigt, versuchte er sich an einer weiteren Frage, die ihn doch sehr beschäftigte.
"Ist es immer so ... wie letzte Nacht? Ich meine, magst du ... also ... " So unbeholfen war er sich zuletzt vorgekommen, als er in der 8. Klasse versucht hatte, Eva Schmidt ins Kino einzuladen. Wieso war das nur so schwierig? "Ich meine, nicht daß es mir nicht gefallen hat ... ähm ... aber ... aber ... also ..." Oh nein, das ging gar nicht.
Zum Glück stoppte ihn Thiel irgendwann und murmelte "Ist ja gut ... Also erstens, ja, mag ich. Wir können das gerne genauso wiederholen. Nicht unbedingt sofort ... aber in ein paar Tagen gerne. Und zweitens, nein, es muß nicht immer so sein. Ich war müde, und angespannt, und ich will dich schon so verdammt lange, und du hast den ganzen Abend kaum die Hände von mir gelassen, und mich an die Wand gedrängt ... da ist es eben mit mir durchgegangen."
"Hab ich gar nicht! Ich wollte doch nur ... und dann hast du ..." Alleine bei dem Gedanken daran fühlte er die Röte wieder aufsteigen. Vedammt. Und jetzt fing Thiel auch noch zu lachen an. Das war wirklich nicht witzig, er war sich sicher, daß er den andern in keinster Weise ermuntert hatte! Bis Thiel seine Hand genommen hatte, und sie ... also bis zu diesem Moment hatte er nicht einmal im Traum daran gedacht, mit Thiel zu schlafen. Er versuchte sich aus der Umarmung zu befreien, aber der andere hielt ihn fest.
"Warte ... Entschuldigung. Das war nicht so gemeint. Aber auch wenn es dir nicht bewußt war, du hast den ganzen Abend schon an mir gehangen. Du hast mir in die Jacke geholfen, um Gottes Willen. Und mir den Schlüssel aus der Hand genommen, um die Tür für mich aufzuschließen. Meinen Nacken massiert. Und wie sollte ich das bitte verstehen, als du hinter mir gestanden hast, die Hände an meinem Hals, und mich gefragt hast, ob ich sonst noch wo eine helfende Hand bräuchte ..."
"Ich ... ich wollte doch nur ..." Eigentlich wußte er selbst nicht mehr, was er sich da gedacht hatte. Wenn Thiel das jetzt so beschrieb, klang seine Frage wirklich ziemlich anzüglich. Dabei hatte er dem andern nur helfen wollen. Thiel war nach dem Abschluß des Falls völlig fertig gewesen, und er wollte ... nett sein.
"Ich weiß ... tut mir leid, daß ich das mißverstanden habe. Dann wäre ich nicht so direkt gewesen." Boerne konnte in Thiels Stimme hören, daß ihn das wirklich belastete. Er suchte nach einem Weg, dem andern zu erklären, daß das Ganze wirklich nicht so tragisch war. Normalerweise gab er ja nicht gerne zu, daß er von etwas nichts verstand. Aber diesmal ließ sich das wohl nicht leugnen.
"Wichtig ist doch vor allem das Ergebnis. Etwas Subtileres hätte ich vemutlich gar nicht bemerkt."
"Es tut mir trotzdem leid. Vor allem, daß ich dich so angefahren habe."
Boerne wußte nicht, was er darauf sagen sollte. In dem Augenblick hätte er gestern Nacht am liebsten die Flucht ergriffen, und er erinnerte sich nur ungern daran. Bis dahin war er einfach Thiels Anweisungen gefolgt, ohne zu denken. Aber das Gefühl ... tatsächlich in Thiel zu sein, hatte ihn derart überwältigt und erschreckt, daß er inne gehalten hatte. Er konnte nicht anders. Er mußte den andern berühren und sich vergewissern, daß er wirklich da war. Daß das real war. Thiels harsches "Was soll das, Boerne! Mach hin und kuschel mich nicht zu Tode, das brauche ich wirklich nicht!" hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Er war so durcheinander gewesen, daß er gesagt hatte, was ihm durch den Kopf ging. "Ich brauche das aber."
In dem Moment hatte er gemerkt, wie die Simmung kippte. Thiel hatte nach seiner Hand gegriffen. "Alles in Ordnung?" Er hatte plötzlich ganz anders geklungen. Besorgt. Boerne konnte nur nicken, reden ging nicht mehr. Thiel hatte seine Hand nach oben gezogen und geküßt. Und ihm gesagt, daß er sich keine Sorgen machen solle. Daß alles O.K. sei. Und daß er sich soviel Zeit lassen solle, wie er wollte. In dem Moment war ihm klar geworden, daß es auch für Thiel hier nicht nur um Sex ging. Und für ihn sowieso nicht.
"Boerne? Bist du noch da, oder wieder eingeschlafen ...?"
"Tschuldigung."
"Ich hatte mich gerade entschuldigt. Ich wüßte nicht, wofür du dich entschuldigen müßtest ..." Er spürte die Lippen des andern auf seiner Haut. "Kann ich dich noch was fragen?"
"Natürlich. Solange wir nicht weiter über Details des gestrigen Abends reden müssen ..." Er konnte Thiels Lächelns spüren, ohne es zu sehen. Aber im Augenblick war ihm sogar egal, daß ihn der andere bei einer Schwäche ertappt hatte.
"Wie kann dir das denn bloß völlig unklar gewesen sein? Ich meine, die Spannung war doch schon die ganze Zeit da. Und hast du wirklich nie ... ich meine, hat dich nie ein anderer Mann interessiert?" Das war wohl eine berechtigte Frage, auf die er aber keine Antwort bieten konnte.
"Nein."
Thiel sah ihn ungläubig an. "Und was hast du gedacht ... ich meine, hast du dich nicht gefragt ... also, das mit uns, das ist doch schon von Anfang an ... irgendwie da gewesen." Schön, daß zur Abwechslung mal wieder Thiel ins Stammeln geriet.
"Ich wußte nur, daß ich dich sehr gern mag. Und daß du mir wichtig bist. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen ... naja ... also wirklich nicht." Boerne versteckte sein Gesicht an Thiels Schulter. Wenn ihn der andere so ansah, war ihm alles noch peinlicher. Zum Glück schien Thiel das zu verstehen. Er wurde festgehalten, und eine Hand strich beruhigend über seinen Rücken und Nacken.
"Wieso hast du nicht eher was gesagt, wenn dir das schon so lange klar war?", fragte er dann schließlich doch. Diese Frage lag ihm schon die ganze Zeit auf der Seele. Die körperliche Seite der Angelegenheit bereitete Thiel ja offensichtlich keine Sorgen. Was war also das Problem gewesen?
"Ich wollte nicht, daß das nur ... naja, eine einmalige Sache wird. Und ich hatte Angst, ich mache was falsch. Du bist ... also, du bist der erste, den ich über Nacht dabehalten habe. Das sagt ja wohl alles, oder?" Thiel hörte sich wieder ziemlich verlegen an.
"Damit steht es eins zu eins, würde ich sagen", murmelte Boerne.
"Was?"
"Na, du bist der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe, und ich bin der erste, mit dem du geschlafen hast." Besonders geistreich war das natürlich nicht, aber nach der ganzen Aufregung fand Boerne, mußte es an Scharfsinn reichen.
Thiel machte ein Geräusch zwischen Lachen und und Schnauben.
"Na denn. Wenn dann erst mal alle offenen Fragen geklärt sind - ich hab ehrlich gesagt Hunger." Boerne grinste. Manche Dinge änderten sich nie.
"Hast du was zum Frühstück im Haus?"
"Äh ... ein Glas Rollmöpse ... ein paar Flaschen Bier ... Kaffee müßte auch da sein."
"Das ist jetzt keine wirklich überzeugende Darbietung. Sei bloß froh, daß du mich schon ins Bett gekriegt hast ..."
"Ich konnte ja nicht ahnen, daß der Tag so enden würde ... "
"Wir gehn zum Frühstück zu mir."
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Wer sich nicht nur seine eigenen Gedanken machen will, was vor Atemlos (I) passiert ist, dem bzw. der empfehle ich Farfies Prequel
"Außer Atem" auf Fanfiktion.de bzw.
"Außer Atem" in Farfies Journal Daß das ganze in meiner Vorstellung nochmal anders aussieht, brauche ich wohl nicht dazu zu sagen ;) Aber Farfies Umsetzung ist auf jeden Fall lesenswert!