Der Cellist - Teil 16

Jul 11, 2012 19:31


Teil 1 - Teil 15


Tag 3

Es ist Sechs Uhr morgens. Darcy konnte nicht schlafen. Ihr Bett ist zu groß. Ihr ganzes Zimmer ist zu groß. Alles ist zu groß. Auf die gute Art - Sie ist vor überströmender Begeisterung schlicht nicht zur Ruhe gekommen.

Wenn sie sich überlegt, dass sie sich nur deswegen damit rühmen kann, in Tony Starks verdammter Villa zu wohnen, weil Jane vor ein paar Jahren ihre letzte Chance auf ein paar Extrapunkte für ihr Politikwissenschaftsstudium war, wird ihr ein bisschen schwindlig.

Immerhin hat Janes Forschung nicht das Geringste mit Politikwissenschaft zu tun.

Aber gut. Jetzt ist sie hier.

In Tony Starks viel zu großer Villa, in seiner viel zu großen Küche, an seinem viel zu großen Küchentisch. Sie trägt noch ihren Morgenmantel über einem uralten Schlafanzug, hat die Katzen gefüttert, ehe sie sich an den Tisch gesetzt hat, und liest - auf einem verdammten Stark Pad. Es war in ihrem Nachttisch. Zugegeben, es ist ein Modell vom letzten Jahr, aber sie kann trotzdem kaum fassen, dass Tony seine Gästezimmer mit derartig teuren Elektroartikeln ausstattet.

Sie liest, weil sie unter anderem deswegen nicht schlafen konnte, weil Coulsons Bemerkungen über den anstehenden Besuch des ominösen Direktor Fury und SHIELDs Personalprobleme ihr die ganze Nacht lang nicht aus dem Kopf wollten.

JARVIS hat ihr hilfreich alle Informationen über SHIELD auf das Pad geladen, derer er habhaft werden konnte. Es sind verdächtig viele, verdächtig detaillierte Informationen. Sie denkt ernsthaft darüber nach, sich rekrutieren zu lassen.

Denn Darcy neigt nicht dazu, sich selbst zu belügen. Sie will dieses Leben nicht wieder aufgeben - kann nicht zu Normalität und einem langweilig sicheren Alltag zurückkehren, nachdem sie umgeben von Superhelden einen verdammten Disney Film geguckt hat.

Aber sie will auch nicht bis ans Ende ihrer Tage Janes Assistentin bleiben, so interessant Janes Forschung auch ist. Im Prinzip ist sie nur deswegen noch bei ihr, weil sie Jane aufrichtig gern hat - weil Jane ihre Freundin ist. Sie konnte sie nicht allein lassen, nachdem Thor verschwunden war - es war schon schlimm genug für Jane, als Erik gegangen ist.

Die neue Situation eröffnet ihr dementsprechend eine Vielzahl an überwältigenden Möglichkeiten. SHIELD ist ein interessanter Verein. Sie mag Phil, sie findet Clint unglaublich entzückend, und Natasha rockt.

Darcy findet, sie kann nur davon profitieren, sich ihnen anzuschließen. Ganz abgesehen davon weiß sie gern darüber Bescheid, was in der Welt vor sich geht. Über die nächste Alieninvasion möchte sie nicht ausgerechnet durch Twitter erfahren.

Wenn sie ganz ehrlich ist, hat sie ihre Entscheidung längst getroffen.

„Das“, sagt Darcy mit verschlafener und dennoch faszinierter Stimme, „ist der patriotischste Schlafanzug, den ich je gesehen habe.“

Steve bleibt ertappt in der Küchentür stehen. Er blickt an sich hinab. „Oh“, sagt er mit trockenem Hals. „Ja. Den. Uh. Den hat Tony mir geschenkt.“

Darcy hebt eine amüsierte Augenbraue. „Ach so?“

Steve nickt. „Uhm. Ja.“

Er hat nicht mit Darcy gerechnet. Nicht so früh am Morgen. Nicht in der Küche. Eigentlich hat er nur schnell die Katzen füttern wollen, ehe er duscht und sich anzieht - und jetzt steht er hier, wie ein Idiot, in einem dunkelblauen Schlafanzug mit der amerikanischen Flagge auf der Brust.

Darcy grinst ihn unverschämt an. „Ich fühle mich inspiriert, die Nationalhymne zu singen.“

Steve hebt hilflos die Schultern. „Bitte nicht.“

Ihr Grinsen verwandelt sich in ein entschuldigendes Lächeln. „Ich wollte dich nicht ärgern.“

Sie gähnt und hebt ihre Hand vor ihren Mund, und Steve traut sich endlich weiter in die Küche hinein. „Du bist früh auf.“

Sie zuckt mit den Schultern. „Ich konnte nicht schlafen. Die erste Nacht in einem neuen Bett fällt mir immer ein wenig schwer.“

Steve nickt verständnisvoll, selbst wenn er im Krieg gelernt hat, immer und überall schlafen zu können. „Ich nehme an, der vergangene Tag war außerdem ein wenig … ungewöhnlich.“

Sie grinst. „Ungewöhnlich war meine erste Begegnung mit Thor. Das gestern war im Vergleich dazu regelrecht harmlos. Diesmal ist wenigstens niemand vom Himmel gefallen und wurde von mir umgefahren. Obwohl ich nach wie vor behaupte, dass das einzig und allein Janes Schuld war.“

Sein Gesicht muss sein fasziniertes Entsetzen preisgegeben haben, denn sie gestikuliert ihn an den Tisch heran und fordert ihn auf, sich zu ihr zu gesellen. „Es ist eine längere Geschichte, also komm her und hör sie dir an, damit ich nicht am Ende noch wieder einschlafe“, betont sie ungeduldig, als er nicht sofort reagiert. Also setzt Steve sich in Bewegung und lässt sich ihr gegenüber am Küchentisch nieder.

Sie scheint die Katzen bereits gefüttert zu haben, und es ist nicht so, als habe er gerade etwas anderes vor. Abgesehen davon ist er ehrlich interessiert an ihrer Geschichte.

Steves ernste Stimme ist das Erste, das Natasha hört, als sie sich der Küche nähert.

„Ich bin der Letzte, der dir eine derartige Entscheidung ausreden wollen würde“, sagt er ruhig. „Aber meinst du nicht, dass du dir ein wenig mehr Zeit lassen solltest, ehe du Nägel mit Köpfen machst?“

Natasha hebt eine Augenbraue und räuspert sich leise. „Ich bin im Begriff die Küche zu betreten“, kündigt sie sich an, wartet einen Moment, und erst dann durchschreitet sie den Türrahmen. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen“, erwidern Steve und Darcy im Chor, und Natasha kann nicht anders, als sie überrascht anblinzeln.

Steve trägt noch seinen Schlafanzug. Natasha hat ihn nicht mehr in einem seiner Schlafanzüge gesehen, seit sie seinen Einzug in Tonys Villa mit einer Pyjama-Party gefeiert haben.

Viel verdächtiger ist jedoch, dass Darcy ebenfalls noch ihren Schlafanzug trägt.

Nun - es wäre zumindest verdächtig, wäre Steve nicht Steve.

Natasha tritt um die Katzen herum und an den Tisch heran und lässt sich neben Steve und gegenüber von Darcy auf ihren üblichen Stuhl sinken. Wenn sie ehrlich ist, interessiert es sie tatsächlich, worüber sich dieses ungleiche Paar so früh am Morgen miteinander unterhalten hat, aber sie wird einen Teufel tun und neugierige Fragen stellen.

Aber Darcy betrachtet sie mit unverhohlenem Interesse, das schon fast an Starren grenzt, und nach einer Weile im Zentrum dieses aufdringlichen Blicks kann Natasha sich schlicht nicht mehr zusammenreißen. „Was?“

Die Frage entfährt ihr etwas bissiger, ein kleinwenig aggressiver als beabsichtigt. Darcy lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

Das überrascht Natasha nicht sonderlich. Diese Wahnsinnige hat am vergangenen Abend tatsächlich versucht, Bruce zu kitzeln. Nicht einmal Clint ist derartig wagemutig.

Natasha kann nur annehmen, dass sich irgendwo in Darcys Stammbaum entweder ein geisteskranker Adrenalinjunkie mit Nerven aus Stahl oder tatsächlich Tony Stark verbirgt. Sie ist diesem schrecklichen Mann in vielerlei Hinsicht viel zu ähnlich.

„Wie lebt es sich so als SHIELD Agent?“ erkundigt Darcy sich bei ihr, und Natasha macht sich langsam gerade, hebt leicht das Kinn.

„Das kommt ganz darauf an, ob man ein Undercover Agent und für den Kampfeinsatz ausgebildet ist, oder etwas zivilere Aufgaben erfüllt“, antwortet sie ruhig. „So oder so muss jeder Agent ein striktes Trainingsprogramm durchlaufen und wird in Selbstverteidigung sowie mindestens einer Fremdsprache ausgebildet - je nach Talent und Neigung des entsprechenden Individuums.“

Darcy legt leicht den Kopf schief, starrt mit leerem Blick vor sich hin und nickt schließlich.

Natasha betrachtet sie eingehend. „Ich gehe richtig in der Annahme, dass das nicht einfach eine rhetorische Frage war?“

Darcy nickt ein weiteres Mal, dann sieht sie Natasha direkt in die Augen. „Ich will helfen.“

Natasha kann nicht anders, als lächeln. „Ich denke, du hilfst Doktor Foster?“

Darcy beißt sich auf die Unterlippe. „Nicht wirklich. Momentan bin ich nicht viel mehr als ihr unterhaltsames Anhängsel. Die meiste Zeit habe ich keine Ahnung, was sie tut, oder wovon sie redet. Ich schätze, sie hat mich hauptsächlich aus Mitleid behalten.“

Ehe sie weiß, was sie tut, hat Natasha ihre Hand über den Tisch ausgestreckt und Darcys leicht getätschelt. „Wenn das so ist, habe ich den perfekten Job für dich.“

Darcy grinst sie euphorisch an. „Wirklich?“

Es ist derartig erfrischend, dass sie keinerlei Überraschung über Natashas menschliche Geste zeigt, dass Natasha ohne zu zögern nickt. „Ja. Auf Agent Coulson kommt in den nächsten Monaten eine Menge Arbeit zu - und er hat jetzt Clint, der seine Zeit ebenfalls in Anspruch nehmen wird. Er braucht eine persönliche Assistentin.“

Darcys Augen werden groß und rund. „So eine wie Miss Potts es für Tony war?“

Das Mädchen duzt Tony mit einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht, aber sie nennt Pepper Miss Potts. Natasha fühlt sich zu einem ehrlichen Lächeln hingerissen. „Wenn wir Glück haben, ganz genau so eine wie Miss Potts es für Tony war.“

Darcy grinst entzückt, dann hebt sie einen vorsichtigen Zeigefinger. „Können wir die Selbstmörder-Absätze weglassen?“

Neben Natasha stößt Steve ein amüsiertes Schnauben aus.

Bruce kann es nicht fassen. Er hat verschlafen.

Sowas ist ihm schon seit Jahren nicht mehr passiert, und er kann sich den unerwarteten Zwischenfall nur mit der Surrealität des vergangenen Abends erklären.

Darcy Lewis hat … sie hat … Sie hat in Papa Bär genannt. Zugegeben, das Mädchen hat zu dem Zeitpunkt halb geschlafen und mit Hershey in ihren Armen insgesamt ausgesehen, als sei sie nicht viel älter als zwölf, aber Bruce findet nicht, dass das als Erklärung ausreicht.

Darcy überfordert ihn in einem Maße, wie selbst Clint es nie getan hat, schert sich nicht eine Sekunde lang um seine kleine Persönlichkeitsspaltung oder den offenbar belanglosen Umstand, dass sie sich verdammt noch mal nicht kennen.

Sie hat keine Angst vor ihm, nicht die geringste.

Vielleicht lässt sich das mit dem Fakt erklären, dass sie Thor zuerst gekannt, und sein außerweltliches Verhalten als Maßstab genommen hat - und neben Thor wirkt Bruce wahrscheinlich so normal wie nur was.

Aber trotzdem. Im Gegensatz zu einem Großteil seiner restlichen Mitbewohner ist Darcy Lewis ein völlig gewöhnliches junges Mädchen.

Anders als Clint musste sie nicht helfen, die Welt zu retten, sie ist nicht gegen eine Alien-Armee angetreten, sie ist kein Avenger, ist kein SHIELD Agent. Sie hat nicht mit Clints Erinnerungen zu kämpfen, schleppt nicht Clints Lebenserfahrungen mit sich herum - Wenn Bruce ganz ehrlich ist, dann versteht er nicht, was sie von ihm will, warum sie sich ausgerechnet zu ihm gesetzt und ihn zum Ziel ihrer bizarren Artigkeiten gemacht hat. Wenn man Bruce fragt, würde Tony sich für so etwas viel eher anbieten.

Bruce ist nicht der Typ, der grinst und stillhält, wenn attraktive junge Frauen ihm mit spitzen Fingern in die Rippen pieken. Bruce ist nicht der Typ, dem attraktive junge Frauen mehr als die zwingend nötige Aufmerksamkeit schenken.

Aber die hat er ganz zweifellos gehabt - ihre Aufmerksamkeit. In überwältigendem Maße. Er weiß, dass sie nur freundlich sein und ihn kennenlernen will. Er weiß bloß nicht, wieso.

Sie braucht ihn nicht auf die Art, wie Clint ihn gebraucht hat. (Und vielleicht sogar immer noch braucht. Clint hat ihn nicht fallen gelassen, seit Coulson wieder da ist. Clint sucht noch immer seine Nähe, hat sein Verhalten ihm gegenüber nicht geändert.)

Was Bruce aber am meisten beunruhigt, ist dass Darcy, ohne ihr wirklich ähnlich zu sein, ihn so schrecklich an Betty erinnert, dass es ihm tatsächlich Bauchschmerzen verursacht.

Er hatte gehofft, er würde irgendwann aufhören, sie zu vermissen.

Der Gedanke nimmt ihn derartig in Anspruch, dass er auf halbem Weg von seinem Zimmer zur Küche ist, ehe ihm auffällt, dass er noch seinen Schlafanzug trägt.

Er seufzt und geht bedächtig weiter. Dieses eine Mal wird er wohl damit durchkommen. Es ist nicht so, als würde Tony jemals angemessen angezogen in der Küche auftauchen.

Thor steht vor Janes Zimmertür und ist sich nicht sicher, ob es sich schickt, sie zu wecken und zum Frühstück abzuholen.

Sie hat es ihm in der vergangenen Nacht untersagt, sie in ihre Gemächer zu begleiten, hat gesagt, es sei zu früh - und ihm dann einen solch süßen Abschiedskuss gegeben, dass ihn allein die Erinnerung daran die halbe Nacht wach gehalten hat.

Thor ist sich schrecklich bewusst, dass er keine Ahnung hat, wie man um midgardische Frauen wirbt. (Er hat allerdings eine gefestigte Ahnung, dass Jane es ganz und gar nicht zu schätzen wüsste, würde er ihr einen ausgehöhlten Trollkopf zum Geschenk machen. Selbst seine Mutter war von diesem Tribut alles andere als angetan - auch wenn sie das seinem Vater gegenüber nicht offen gezeigt hat. Ausgehöhlte Köpfe aller Art fallen also weg.)

Wäre Jane die Lady Sif, er würde ihr Komplimente über ihr Geschick im Kampf machen, würde ihr eine neue Klinge für ihr Schwert anfertigen lassen, eine bessere Rüstung.

Aber Jane ist keine Kriegerin. Sie ist Wissenschaftlerin. Thor ist sich nicht völlig sicher, was genau mit diesem Titel einher geht. Tony und Bruce sind ebenfalls Wissenschaftler, aber ihre Interessengebiete liegen so weit auseinander, dass Thor nicht das Gefühl hat, dass dieser allumfassende Begriff tatsächlich angebracht ist. Und Thor weiß, dass Tony sich stets über eine Tasse frischen Kaffees freut, dass Bruce Tee bevorzugt - was Janes bevorzugtes Heißgetränk ist, weiß er hingegen nicht.

Am vergangenen Morgen hat sie sich zwar von Tony einen Kaffee machen lassen, später jedoch mit Bruce eine Tasse Tee getrunken. Thor ist verwirrt. Er braucht Hilfe.

Vielleicht sollte er Steven oder Bruce um Rat fragen - beide Männer scheinen sich ganz außergewöhnlich gut mit den Frauen des Hauses zu verstehen. Er ist guter Dinge, dass sie ihm in seinem Kampf um Janes Zuneigung treu zur Seite stehen werden.

Anklopfen muss er jetzt trotzdem alleine.

Er bekommt keine Reaktion auf sein relativ zurückhaltendes Signal, also versucht er es ein weiteres Mal, ein wenig nachdrücklicher. Das Ergebnis ist ein lang gezogenes Murren von der anderen Seite der Tür.

Nach einer kurzen stummen Debatte mit sich selbst öffnet Thor diese Tür einen Spalt breit, versucht, möglichst viel vom Inneren des Zimmers zu betrachten, ohne sich eines Einbruchs in Janes Räumlichkeiten schuldig zu machen.

Er kommt nicht wirklich weit mit diesem Vorhaben. Alles was er sieht, ist ein Mob dunkelbraunen Haars, der an Janes Bettdecke angehaftet zu sein scheint. Es erscheint Thor einigermaßen unwahrscheinlich, dass sich das Haar seiner Liebsten über Nacht verselbständigt hat.

Er stößt die Tür ganz auf und betritt ihr Zimmer.

Jane liegt noch im Bett, die Decke bis halb über ihren Kopf gezogen, während beinahe ihr kompletter Unterleib - gehüllt in ein midgardisches Schlafgewand - bloß liegt.

Thor beugt sich mit einem Lächeln über sie. Ihr Unwille, sich einem neuen Tag entgegen zu stellen, erinnert ihn an Fandral. „Jane.“

Sie grummelt etwas Unverständliches und dreht ihm den Rücken zu.

Thor beißt sich auf die Unterlippe in einem Versuch, sein verständnisvolles Grinsen im Zaum zu halten, legt ihr die Hand auf die Schulter und dreht sie auf den Rücken. „Jane.“

Sie kneift die Augen zu, verzieht ihr ganzes Gesicht zu einer Grimasse der Unzufriedenheit. „Was?“

„Wünschst du nicht, mit unseren Freunden gemeinsam den neuen Tag zu begehen?“

„Whoa?“ lautet ihre überforderte Antwort, und Thor begreift, dass Jane ein wissenschaftliches Genie sein mag - aber nicht ehe sie ihren ersten Kaffee getrunken hat.

Er befreit sie vorsichtig aus den Falten ihrer Bettdecke und hebt sie dann auf seine Arme. „Ich werde dir bei deinem Kampf gegen die Dämonen des Schlafs zur Seite stehen“, verspricht er lächelnd - und sie murmelt etwas Beifälliges und lehnt ihren Kopf an seine Schulter.

Thor geht optimistisch davon aus, dass sie nichts gegen seine Unterstützung einzuwenden hat.

Phil wird davon geweckt, dass Clint in den niederen Regionen der Bettdecke damit beschäftigt ist, seine Lippen über einen Streifen unerklärlich enthüllter Haut gleiten zu lassen.

Ein verschlafenes Grinsen breitet sich über sein Gesicht aus. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Schlafanzugoberteil zugeknöpft war.“

Clint gibt ein leises Brummen von sich, ehe er einen Moment in seinen Aktivitäten inne hält. „Willst du dich etwa beschweren?“

Phil lüftet die Bettdecke, damit er ihn ansehen kann. „Das würde mir nie einfallen.“

Clint blickt zu ihm auf, seine Augen warm und entspannt im Halbdunkel unter der Bettdecke - dann senkt er seine Lippen wieder auf Phils Haut, sieht Phil durch seine Wimpern an.

Phil hat das Gefühl, sämtliche Selbstkontrolle, die er sich über die Jahre angeeignet hat, verlässt ihn in dem Moment, als Clint den Mund öffnet und direkt über dem Bund seiner Schlafanzughose über seine Haut leckt.

Seinem Mund entkommt ein überraschtes Keuchen, während er sich mit beiden Händen das Bettlaken rechts und links von seinen Hüften greift.

Clint reagiert darauf mit einem rauen Stöhnen, packt seine Hüften, und lässt seine Zähne über die Stelle streichen, während seine Finger sich in Phils Schlafanzughosen krallen.

Der Anblick in Kombination mit Clints Berührungen lässt Phil so heiß werden, dass ihm der Schweiß auf die Stirn tritt. Dann presst Clint sein Gesicht tiefer, direkt in Phils Schritt, lässt seine Lippen über dem Stoff an Phils anschwellender Erektion entlang streichen.

Phil beißt die Zähne zusammen, drückt den Kopf in den Nacken und stöhnt - und je lauter er auf Clints Bemühungen reagiert, desto mehr fühlt Clint sich in seinem Handeln bestätigt, desto weniger zögert er, einfach zu tun, wonach ihm der Sinn steht.

Augenblicklich scheint ihm der Sinn danach zu stehen, Phil in den Wahnsinn zu treiben.

„Ich bin bereit, zu spät zum Frühstück zu kommen“, murmelt er heiser in Phils Schritt. „Wenn du das auch bist.“

Es kostet Phil beinahe übermenschliche Kraft, sein Becken ruhig zu halten. „Bereit“, presst er lächelnd hervor. „Sowas von bereit.“

Clints Reaktion darauf ist, ihm mit einem erregten Grinsen die Hosen von den Hüften zu ziehen.

Bruce hat kaum einen halben Schritt in die Küche hinein gemacht, da schalmeit es ihm auch schon entgegen: „Oh Gott, Bruce, mach mir Kaffee, bitte, bitte - mach mir Kaffee!“

Er prallt beinahe vor der drängenden Verzweiflung in Darcys Stimme zurück, dann lässt er seinen Blick durch die Küche schweifen.

„Was genau hält dich davon ab, Steve oder Natasha um Hilfe zu bitten?“

Darcy, die auf einem der Küchenstühle residiert, indem sie ihre Füße auf das Möbelstück gezogen und ihr Kinn auf ihre Knie gebettet hat, macht sich mit einem Ruck gerade. „JARVIS!“

Ja, Miss Darcy?

„Warum hast du behauptet, ich müsse auf Bruce oder Tony warten, wenn ich Kaffee will?“

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Kaffee in diesem Haus mit mehr Genuss konsumiert wird, wenn Master Bruce oder Mister Stark ihn zubereiten, Miss Darcy.

„Du hast es klingen lassen, als seien sie die Einzigen, die die Kaffeemaschine bedienen können!“

Ich muss doch sehr bitten, gibt JARVIS so trocken wie nur was zurück. Captain Rogers ist ein taktisches Genie, und Agentin Romanoff wird von SHIELD für Einsätze mit höchster Gefahrenstufe eingesetzt. Sie glauben doch nicht wirklich, dass sie sich von einer Kaffeemaschine überfordern ließen? Abgesehen davon lautete Ihre exakte Frage, was man in diesem Haus für eine Tasse Kaffee mit perfekt aufgeschäumter Milch tun müsse. Allein Ihre Forderung nach Perfektion ließ mich Ihnen raten, auf Master Bruce oder Mister Stark zu warten. Andernfalls hätte ich Ihnen in Ihrem Unterfangen selbstverständlich höchstpersönlich assistiert.

Darcy starrt amüsiert an die Decke. „Und sollte jemand zweifeln, kannst du Skynet dreimal in die Tasche stecken, korrekt?“

In der Tat, Miss Darcy. Sollte es mir jemals einfallen, die Menschheit ausrotten zu wollen, werde ich sie ganz sicher zuallererst daran hindern, Zeitmaschinen jeglicher Form zu entwickeln.

Darcy schnaubt, Natasha hebt eine skeptische Augenbraue, und Steve sieht völlig entsetzt aus.

„Kaffee. Kommt sofort“, sagt Bruce gelassen und tritt an die entsprechende Maschine heran.

„Err“, macht Steve zurückhaltend, im gleichen Moment, als Natasha sich verhalten räuspert. „Ich hätte auch gern einen Kaffee“, sagt er schuldbewusst.

„Ich auch“, fügt Natasha mit einem Hauch mehr Selbstverständlichkeit in der Stimme hinzu.

JARVIS’ schmucke Selbstzufriedenheit ist in der ganzen Küche zu spüren, selbst wenn er keinen Ton von sich gibt.

„Meiner zuerst!“ verlangt Darcy mit einem leicht hysterischen Lachen. „Denn im Gegensatz zu euch Superhelden hab ich wirklich keine Ahnung, wie die Kaffeemaschine funktioniert - und bin nicht einfach nur zu faul!“

Ehe Bruce sich stoppen kann, hat er ihr über seine Schulter hinweg ein Lächeln zugeworfen. „Ich kann es dir zeigen?“

Eine halbe Sekunde später steht sie an seiner Seite, hält eine Tüte mit frischen Kaffeebohnen in der einen, und eine Packung Milch in der anderen Hand. „Ich bin bereit!“

Bruce schätzt, dass es ok ist, dass sie ihn an Betty erinnert.

Kurz nachdem dieser Gedanke ihn passiert hat, trägt Thor einem allen äußeren Anschein nach tote Jane Foster in die Küche.

Es verspricht ganz eindeutig, ein unterhaltsamer Morgen zu werden.

Tony ist ein bisschen … nicht direkt unzufrieden. Er würde es nicht unzufrieden nennen. Er hat einen enormen Kaffee in Reichweite, um seinen Küchentisch herum sitzen erfreulich viele Personen, die er tatsächlich gut leiden kann - aber Pepper ist nicht da.

Zugegeben, Clint und Phil sind auch nicht da, aber für deren Abwesenheit drängt sich Tony eine mögliche Erklärung auf - und zwar eine, die er hemmungslos zu nutzen gedenkt.

Phils Reaktion, wenn er vor Steve auf Sex angesprochen wird, lässt sich mit der eines schamhaften Großvaters vergleichen. Für Tony ist es eine nicht enden wollende Quelle des Entzückens.

Nicht so entzückend ist allerdings Peppers Abwesenheit. Sie musste bereits vor dem Frühstück in die Stadt fahren, um dort vermutlich Unaussprechliches zur Besänftigung der Teilhaber von Stark Enterprises zu tun. Tony ist nicht sicher, wieso die schon wieder sauer auf ihn sind. (In den letzten drei Wochen war er unglaublich artig. Muss an all der Schmuserei mit Steve liegen.)

Vielleicht muss Pepper also auch gar nicht die Teilhaber besänftigen. Vielleicht muss sie einfach nur arbeiten.

Jedenfalls hat sie versprochen, zum Abendessen zurück zu sein. Dieses eine Mal wusste Tony es tatsächlich besser, als zu versuchen, sie zum Bleiben zu bewegen. Er hat ihr den Job aufs Auge gedrückt, und sie macht ihn besser, als er je gekonnt hätte - hauptsächlich, weil sie ihn tatsächlich ernst nimmt. Den Job. Nicht Tony.

Tony seufzt. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen soll - er zieht Darcys Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich habe eine Frage“, beginnt sie betriebsam. In Tonys Ohren klingt das wie eine Drohung.

Sie hält eine seiner größten Kaffeetassen in ihren Fingern und fixiert ihn darüber hinweg auf eine Art und Weise, die ihn erschreckend an Natasha erinnert.

„Wo hast du Steves und Bruces Pyjamas her?“ lautet dann schließlich ihre reichlich unerwartete Frage. „Ich will meinem Dad auch so einen besorgen!“

Tony kann nicht sagen, ob er hingerissen oder stellvertretend für Steve und Bruce empört sein soll. „Für deinen Dad?“ fragt er mit hochgezogener Augenbraue nach.

Sie zuckt mit den Schultern. „Wenn ich hier tatsächlich wohnen bleibe, gibt mir das die perfekte Ausrede, ihm bis ans Ende aller Tage Themengeschenke zu machen. Und weil er in Grün fabelhaft aussehen wird und ein riesiger Captain America Fan ist, dachte ich, ich fang damit an.“

„Was soll das heißen - wenn?“ fragt Jane sie beunruhigt. „Du hast doch gesagt, du -“

„Ich bleibe, ich bleibe“, beruhigt Darcy sie eilig. „Zumindest in der Stadt. „Aber ich kann wirklich nicht von Tony verlangen, dass er mich langfristig bei sich aufnimmt. Immerhin bin ich hier nicht wirklich … ähm … von Wert.“

Tony wirft ihr seine zusammengeknüllte Serviette an den Kopf. „Hast du die frühen Stunden dieses Morgens mit Steve verbracht, oder woher kommt diese plötzliche und höchstgradig unangebrachte Bescheidenheit?“

Darcy starrt ihn an. Zu seiner Linken hüstelt Steve ein wenig.

Tony hebt eine weitere Augenbraue. „Das würde ich nur zu gern hören. Bitte - klärt mich über die Abenteuer auf, die ihr heute früh zusammen erlebt habt.“

Neben ihm stößt Steve ein lang gezogenes Seufzen tiefster Seelenqual aus. „Tony.“

„Komm mir nicht mit Tony - was hast du mit der jungen Dame angestellt, dass sie plötzlich aus meinem Heim fliehen will?“

Steve tappt in die Falle, wie er es immer tut. „Ich habe gar nichts mit ihr angestellt, Tony, wir haben einfach nur in deiner Küche -“

„In der Küche, Steven?“ unterbricht Tony ihn schnurrend. „Ich weiß nicht, ob ich entsetzt oder ganz schrecklich stolz auf dich sein soll!“

Steve verfällt in verstocktes Schweigen. Tony klaubt Hershey vom Boden auf, der neben seinem Stuhl offenbar darauf wartet, dass es Futter vom Himmel regnet.

„Nun zu Ihnen, junge Dame“, sagt er streng und gestikuliert mit Hershey in der Hand in Darcys Richtung. „Wie können Sie davon ausgehen, Sie seien für das Wohlergehen der Lebewesen in diesem Haus nicht von Wert? Dieser Kater hier zum Beispiel sieht in Ihnen eine unverzichtbare Bezugsperson. Wenn Sie plötzlich wieder aus seinem Leben verschwänden, würde das seine Entwicklung irreparabel schädigen.“

Hershey gibt ein unzufriedenes Maunzen von sich, als Tony ein wenig zu energisch mit ihm gestikuliert, und Darcy stellt prompt ihren Kaffee beiseite, und langt über den Tisch um ihn Tony abzunehmen.

„Na gut“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln und halb ins Fell des Katers hinein. „Dann bleibe ich eben. Sonst wird das arme Vieh am Ende noch durch dich irreparabel geschädigt.“

„Alle Anwesenden, die soeben voller Entsetzen festgestellt haben, dass Tony Stark eines Tages einen brauchbaren Vater abgeben könnte, heben die Hand“, lautet Natashas Tonys Meinung nach höchst überflüssiger Beitrag.

Tony umgibt sich mit einer Aura purer Empörung, als mit Ausnahme von Thor nach und nach alle die Hände heben - selbst Bruce und Steve.

„Bruce, ich werde dich von nun an Brutus rufen“ informiert er ihn schnippisch. Bruce gibt ihm einen Keks. Natasha erkundigt sich bei Thor, warum er als Einziger seine Hand nicht gehoben hat.

Thor runzelt leicht die Stirn. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum es mich mit Entsetzen erfüllen sollte, dass unser Freund über die Befähigung verfügt, ein Leben, das ihm anvertraut worden ist, auf seinem Weg zu behüten. Denn dass er diese Befähigung besitzt, muss doch jedem bewusst sein, der auch nur die kürzeste Periode in seiner Gesellschaft verbringt - und eine solche Eignung ist viel weniger Grund für Entsetzen als aufrichtige Freude.“

Tony starrt ihn an, absolut und völlig sprachlos.

TEIL 17

fandom: avengers, autor: uena

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