Teil
1 - Teil
18 Tag 4
Pepper wird davon wach, dass Tony ihr in den Nacken atmet. Sie geht davon aus, dass er noch schläft - selbst wenn er in den letzten Tagen sehr viel schamloser geworden ist, was aktives Schmusen angeht - und genießt einen Moment lang einfach nur die Art und Weise, wie er seinen Arm um sie geschlungen hat.
Die Welt mag davon ausgehen, dass Tony Stark ein selbstsüchtiger Liebhaber ist, dass er stets nimmt, und kaum jemals gibt, dass er weder etwas von ausgedehntem Vorspiel hält, noch davon, seinen Partner die ganze Nacht lang im Arm zu halten.
Die Welt hat - wie so oft - nicht die geringste Ahnung.
Tony mag ein selbstbewusster Liebhaber sein, er mag ganz genau wissen, was er will - aber selbstsüchtig ist er ganz gewiss nicht. Pepper hat nicht den geringsten Grund, sich zu beschweren. Tony geht auf sie ein, wie es kaum ein Mann zuvor getan hat, fragt immer nach, ehe er etwas Neues oder vielleicht zu Gewagtes ausprobiert, und wenn er denkt, dass er damit durchkommt, hält er sie die ganze Nacht umschlungen wie ein Oktopus.
Wenn er jetzt noch begreifen würde, dass er immer damit durchkommt, hätte Pepper noch weniger Grund, sich zu beschweren.
Sie dreht sich in seinen Armen um, betrachtet einen Moment lang sein friedliches Gesicht, lässt den Zeigefinger ihrer rechten Hand seinen Bart nachzeichnen. Er zieht ihr eine leichte Schnute, aber er schläft weiter, und sie lässt ihre Hand wieder sinken.
Er war ungewohnt zurückhaltend in der letzten Nacht, hat das Vorspiel so lange andauern lassen, dass Pepper darüber schon beinahe ungeduldig geworden ist - aber sie hat sich zusammengerissen. Sie hat sich nicht beschwert, hat ihn gewähren lassen.
Denn es hat sich noch jedes Mal ausgezahlt, ihn gewähren zu lassen. Jedes Mal.
„Muss ich mir Sorgen darüber machen, dass du mich jetzt schon beim Schlafen beobachtest?“ murmelt Tony mit einem Mal leise, verzieht seinen Mund zu einem leichten Grinsen. Er hält seine Augen weiter geschlossen, und Pepper reckt den Hals und drückt ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Absolut. Fürchterliche Sorgen.“
„Ich hab’s ja schon immer gewusst“, gibt er undeutlich zurück, und sie lässt ihre Fingerspitzen durch sein Haar streichen, über seine Schläfe.
Sie weiß nicht, wie sie ihn danach fragen soll, ob es ihm gut geht - zumindest nicht so, dass er ihr darauf tatsächlich eine ehrliche Antwort geben würde. Tony neigt noch immer dazu, seine negativeren Emotionen zu verstecken, neigt dazu, zu grinsen und so zu tun als sei alles in Ordnung.
Er öffnet das linke Auge einen Spalt breit und blinzelt sie an. „Dein besorgtes Starren ist im Begriff, sich mir in die Wange zu fräsen, Pep - was ist los?“
Sie räuspert sich leise. „Ich will nicht ungebührlich neugierig erscheinen … aber was genau ist gestern zwischen dir und Clint vorgefallen, ehe ich zur Tür herein gekommen bin?“
Tony macht das Auge wieder zu und seufzt. Aber er grinst nicht, macht sich nicht von ihr los - und dann schlägt er beide Augen auf einmal auf. „Wir hatten einen kleinen Austausch über die Gefahren des Alkohols im Allgemeinen und in Verbindung mit nicht ganz idealen Vätern im Speziellen.“
Pepper beißt sich auf die Unterlippe. „Das ist für gewöhnlich kein Thema, über das du gerne sprichst.“
Jetzt verzieht er den Mund, aber das Ergebnis ist viel weniger ein Grinsen als ein trauriges Lächeln. „Möglich. Aber er hat davon angefangen, also erschien es mir nur gerecht, dass ich meinen Beitrag leiste. Ich konnte Barton schließlich nicht die ganze Arbeit machen lassen - immerhin sind wir ein Team.“
Das von dem Mann zu hören, der sich damit gerühmt hat, den Weltfrieden privatisiert zu haben, löst ein nicht zu leugnendes Glühen in Peppers Brust aus. Sie ist so erleichtert, dass er nicht länger glaubt, immer alles allein schaffen zu müssen.
„Ich bin stolz auf dich“, sagt sie leise - und jetzt weicht er ihrem Blick aus. „Ach, hör auf.“
Sie legt ihre Hand an seine Wange, streicht mit ihrem Daumen über seinen Wangenknochen. „Ich bin stolz auf dich, Tony“, wiederholt sie nachdrücklich. Und weil sie weiß, dass er damit nicht umgehen kann, weil sie weiß, dass er jegliche Art von Lob, das nichts mit seinen Erfindungen zu tun hat, nicht akzeptieren kann, rutscht sie enger an ihn heran, bis ihre Lippen sich direkt an seinem Ohr befinden. „Wenn du mit unter die Dusche kommst, kann ich dir zeigen, wie sehr.“
„Gott, ich liebe dich“, entfährt es ihm prompt, und das Resultat ist eine prickelnde Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Rücken zieht.
„Ich liebe dich auch“, erwidert sie ernsthaft, und ohne auch nur einen Moment zu zögern.
„Ich hab einen Selbstverteidigungskurs gemacht, als ich sechzehn war“, sagt Darcy und strafft ihre Schultern unter ihrem alten Morgenmantel. „… Von dem ich praktisch alles wieder vergessen habe.“
Sie stellt Natasha eine Tasse Kaffee auf den Tisch. „Aber reden wir nicht über meine Unzulänglichkeiten als SHIELD Agent. Hast du dir überlegt, was du als Öffentlichkeitsarbeit machen willst?“
Natasha blinzelt sie an. „Ich kann machen, was immer Phil und du für angemessen haltet.“
Darcy zieht ihr eine Schnute. „Hast du gestern Abend nicht zugehört? Wir wollen Sachen machen, die uns persönlich am Herzen liegen. Aber nachdem Jane und Bruce beschlossen haben, Kinderbuchautoren zu werden, die dem Nachwuchs die faszinierende Welt der Wissenschaft erklären, kann alles, was der Rest von uns sich einfallen lässt, daneben sowieso nur abstinken. Diese widerlich entzückenden Angeber.“
Natasha schmunzelt und nickt. „Steve will die Bilder für sie zeichnen“, sagt sie leise, und Darcy legt stöhnend den Kopf in den Nacken. „Dieser abstoßende Gutmensch.“
Sie gibt Milch in den entsprechenden Teil von Tonys Kaffeemaschine, Kaffeebohnen und Wasser in andere, und reckt in anbetender Manier beide Hände gen Zimmerdecke. „Oh Kaffeegötter, steht mir bei!“
Erst dann drückt sie den Knopf, der die Kaffeemühle in Gang setzt. Natasha hat genügend Zeit mit Clint verbracht, um ein solches Verhalten kommentarlos tolerieren zu können.
Darcy wendet der arbeitenden Kaffeemaschine den Rücken zu, verschränkt die Arme vor der Brust und kaut auf ihrer Unterlippe. „Ich hab ein wenig Muffensausen, wenn ich ehrlich bin.“
Natasha trinkt einen Schluck Kaffee, dann stellt sie die Tasse beiseite, legt leicht den Kopf schief. „Vor deiner ersten Trainingsstunde?“
Darcy nickt.
Natashas rechter Mundwinkel wandert ein paar Zentimeter nach oben. „Zu Recht.“
Darcy schenkt ihr einen giftigen Blick. „Na vielen Dank!“
Natasha hebt beide Schultern. „Wenn ich dich nicht so schnell wie möglich auf Vordermann bringe, wird Phil mir den Kopf abreißen. Dementsprechend habe ich nicht vor, dich zu schonen. Abgesehen davon habe ich auch nicht vor, dich zu überfordern - also musst du keine allzu große Angst haben.“
Darcy denkt einen Moment lang über ihre Worte nach, dann nickt sie langsam. „Ok, das klingt vernünftig. Aber ich hab dich mit Clint trainieren sehen, und sollte dich vielleicht noch darauf aufmerksam machen, dass mir früher in Achterbahnen immer schlecht geworden ist.“
Natasha zuckt ein weiteres Mal mit den Schultern. „Es wäre nicht das erste Mal, dass mich jemand voll kotzt.“
Darcy zieht ihr eine angewiderte Grimasse. „Wortwahl, Natasha! Stell dir vor, St-“
Aber Steve betritt die Küche, ehe Darcy ihren Satz beenden kann, und nickt. „Ich bin ganz deiner Meinung, Darcy. Guten Morgen, die Damen.“
Darcy presst die Lippen zusammen, um ihr Grinsen unter Kontrolle zu bekommen, und selbst Natasha muss ein allzu offensichtliches Schmunzeln unterdrücken. „Guten Morgen, Steve.“
Er blickt sich um, sieht, dass die Katzen versorgt sind, und der Küchentisch bereits gedeckt ist, und lächelt noch ein wenig breiter als ohnehin schon. „Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen?“
„Ich hab von tanzenden iPods geträumt“, teilt Darcy ihm mit. „Es war glorios!“
Steve blinzelt sie überfordert an. „Was ist ein iPod?“
Darcy starrt fassungslos zurück. „Oh, du unfassbar unschuldige Seele - wie kann Onkel Tony dich noch nicht aufgeklärt haben?“
Jetzt sieht Steve eindeutig alarmiert aus, und er errötet zudem bis unter die Haarwurzeln. „Ich bin schon - Tony muss mich nicht -“
Im Gegensatz zu Darcy, die jetzt völlig verwirrt dreinblickt, ist Natasha sich voll und ganz darüber im Klaren, welche Art von Missverständnis hier vorliegt - sie lacht, bis ihr Tränen in die Augen steigen und sie kaum noch Luft bekommt.
„Tasha war heute beim Frühstück ungewöhnlich guter Dinge“, bemerkt Clint über den oberen Rand seines Buches hinweg, und stört sich nicht daran, dass Phil darauf nicht mehr äußert als ein zustimmendes Brummen. Er weiß, wie Phil ist, wenn er sich in seine Akten vertieft hat.
Er hört alles - er reagiert nur nicht immer sofort darauf.
Sie sitzen in einem Zimmer, das ursprünglich der ureigendste Herrschaftsbereich von Tonys Mutter gewesen ist. (Clint ist nach wie vor nicht völlig darüber hinweg, dass Tony Phil ausrechnet diesen Raum zum Arbeiten zur Verfügung gestellt hat.) Phil hat den Schreibtisch in Beschlag genommen, während Clint die gepolsterte Fensterbank in seinem Rücken besetzt und liest.
Nun. Zumindest hat er bis eben noch gelesen. „Machst du dir gar keine Sorgen, dass Tashas Methoden vielleicht ein bisschen zu rabiat für eine Anfängerin sein könnten?“ fragt er ihn ernst, und das leichte Heben in Phils Schultern ist das einzige Anzeichen, dass er die Frage vernommen hat.
„Ich mein’ … ich weiß, dass ich nicht so gut bin, wie Tasha, was den Nahkampf angeht, aber die Grundlagen hätte ich Darcy genau so gut beibringen können.“ Er beißt sich auf die Unterlippe. „Oder … oder denkst du, dass ich nicht professionell genug bin, um ihr Lehrer zu sein?“
Einen Moment lang bleibt alles still, und Clint wartet mit niedergeschlagenen Augen darauf, dass seine Frage zu Phil durchdringt. Als es so weit ist, legt Phil mit größter Sorgfalt seine Akten beiseite und wendet sich zu ihm um.
„Ich habe Natasha für diese Aufgabe gewählt, weil sie im Gegensatz zu dir noch immer deutliche Zurückhaltung zeigt, was den Umgang mit den meisten ihrer Teamkameraden angeht“, sagt er ruhig. „Ich hatte gehofft, dass Darcy ihr damit ein bisschen hilft.“
Clint blinzelt ihn an. „Also hat es überhaupt nichts, mit … mit …“
„Das, und nichts sonst hat meine Entscheidung beeinflusst. Abgesehen davon bist du genauso professionell wie Natasha. Ich habe keine Ahnung, wie du überhaupt daran zweifeln kannst. Du musst doch wissen, dass du mein unbestrittener Lieblingsagent bist, Barton.“
Clint hält noch immer die Augen niedergeschlagen, aber jetzt spielt ein nicht zu unterdrückendes Lächeln um seine Mundwinkel. „Ihre Beurteilung meiner Fähigkeiten ist kaum objektiv, Sir.“
Phils Antwort besteht aus einem liebevollen Schmunzeln, dann winkt er Clint mit einer Hand an sich heran. „Komm her zu mir.“
Seine Stimme ist ein wenig rauer als sonst, nicht ganz so beherrscht. Clint legt mit einem trockenen Schlucken sein Buch beiseite, nimmt seine bloßen Füße von der Fensterbank und stellt sie auf den luxuriösen Teppich, mit dem das Zimmer ausgelegt ist.
Er trägt seine ältesten Jeans, ausgewaschen und ausgefranst am Saum, und mit den Jahren so dünn geworden, dass sie sich vermutlich bald in ihre Bestandteile auflösen werden. Es sind die Jeans, die er anhatte, als er Phil zum ersten Mal getroffen hat.
Als er sie heute morgen angezogen hat, ist er tatsächlich ein bisschen sentimental geworden. Das grell pinkfarbene T-Shirt mit dem Muffin auf der Brust ist sein Versuch, das Gefühl ein wenig auszugleichen. Er findet, es ist ein voller Erfolg. Phils verzweifelter Versuch, sein Grinsen im Zaum zu halten, als er ihn darin gesehen hat, war ein zusätzlicher Bonus.
Clint steht nicht auf, um Phils Aufforderung nachzukommen. Stattdessen rutscht er von der Fensterbank und kniet sich vor Phils Stuhl und schlingt beide Arme um seine Mitte, drückt seine Stirn an Phils Brust.
„Du, Clint Francis Barton, bist ein fähiger, professioneller und verlässlicher Agent“, hört er Phils leise, nachdrückliche Stimme an seinem Ohr. „Du warst eine wertvolle Bereicherung für jede unserer gemeinsamen Missionen. Ich habe mich wesentlich sicherer gefühlt, wenn ich wusste, dass du in deinem Nest sitzt, und ein Auge auf mich hast.“
Clint entkommt ein überfordertes Winseln, und er presst sein Gesicht enger an Phils Brust, spürt Phils gleichmäßigen Herzschlag unter seinen Lippen. Phil streichelt ihm über den Rücken und bis in seinen Nacken hinauf. „Abgesehen davon habe ich jedes unserer höchst unprofessionellen Gespräche über Funk aus vollen Zügen genossen.“
Clint entkommt ein Lachen, und er hebt seinen Kopf zu Phil an, presst seinen Mund auf Phils und küsst ihn. Das zufriedene Brummen, mit dem Phil darauf reagiert, spürt Clint bis in seine Zehenspitzen hinab.
Phils Hände gleiten auf seine Schultern, im gleichen Moment, als Phil den Mund für ihn öffnet. Clint kneift die Augen zu und stöhnt, die ruhige Selbstverständlichkeit, mit der Phil seinen Kuss erwidert, ist beinahe zu viel für ihn.
Aber Phil hat ihm gesagt, dass er ihm vertraut, dass er ihm immer vertraut hat, dass er ihn für wertvoll hält - also versucht Clint, sich nicht zurückzuhalten, küsst Phil wohl zum ersten Mal genau so, wie er es immer gewollt hat.
Zwei Minuten später kniet Phil mit ihm auf dem Teppich und hat sich mit beiden Händen in Clints lächerliches T-Shirt gekrallt. Clint kommt nicht einmal auf die Idee, ihn zur Zurückhaltung anzuweisen.
Seine Hände streichen über Phils Schultern, über den dünnen Stoff des schlichten schwarzen T-Shirts, das er heute trägt. Clint wird sich wohl nie daran gewöhnen, ihn in etwas so Legerem zu sehen, aber das bedeutet nicht, dass es ihm nicht gefällt. Ein ziviler Phil sieht beinahe noch besser aus, als ein zum Anbeißen professioneller.
„Tony bringt mich um, wenn er herausfindet, dass ich im Arbeitszimmer seiner Mutter über dich hergefallen bin“, murmelt Phil zwischen zwei Küssen, und Clint lacht heiser auf. „Tony wird eine Blaskapelle samt Posaune organisieren, um dir seinen Beifall in angemessener Form auszusprechen.“
Phil drückt ihn prompt auf den Rücken, kniet sich zwischen seine gespreizten Schenkel, und knöpft seine Jeans auf. „Ganz wie du meinst.“
Clint drückt seinen Kopf in den Nacken und stöhnt hemmungslos. Phils Reaktion darauf ist ein amüsiertes Glucksen. „Ich hab doch noch gar nichts gemacht.“
Clint hebt seinen Kopf wieder an und blinzelt ihm zu. „Reine Vorfreude. Du bist immer so schrecklich effizient - ich werde das hier vermutlich nicht überleben.“
Phil beugt sich über ihn, stützt sich mit dem linken Ellenbogen neben Clints Kopf ab, während er seine rechte Hand in Clints Shorts gleiten lässt, und sieht ihm in die Augen.
„Ich habe ernst gemeint, was ich vorhin gesagt habe, Clint“, sagt er heiser, und streicht mit den Fingerspitzen über Clints rapide anschwellende Erregung. „Du bist mein Lieblingsagent.“
Clint stöhnt und stößt seine Hüften in die Höhe, und Phil presst einen Kuss auf seinen Hals. „Mein absoluter Lieblingsagent.“
„Gott, Phil“, presst Clint atemlos hervor, und Phil schließt seine Hand um ihn, reibt mit seinem Daumen über seine Eichel, verteilt die Lusttropfen, die sich darauf gesammelt haben und benutzt sie als Gleitmittel.
„Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dich in deine Jeans kommen lassen will wie einen verdammten Teenager“, wispert Phil an seinem Ohr, und Clint bekommt eine Ganzkörpergänsehaut, „oder ob ich dich schmecken will.“
Er lässt seine Hand ein paar Mal an Clint auf und abstreichen. Seine schrecklich warme, schrecklich fähige Hand. Clint fühlt sich wie der verdammte Teenager, von dem Phil gesprochen hat. Überraschender Weise gefällt ihm dieses Gefühl sogar.
„Oder soll ich beides machen, Clint? Dich erst dazu bringen, deine Jeans zu ruinieren, und dann warten, bis du wieder kannst? Was sagst du?“
Clint sagt nichts, kann nichts sagen, allein die Vorstellung ist zu viel - Clint kommt mit einem erstickten Schrei in seine Shorts.
Ein paar Augenblicke lang bleibt er liegen, wo er ist, starrt an die Decke und versucht, seinen angestrengten Atem unter Kontrolle zu bekommen. Dann hebt er mit einiger Mühe seinen Kopf vom Teppich, und fasst Phil so fest wie nur möglich ins Auge.
Er muss ein paar Mal schlucken, ehe es ihm möglich ist, zu sprechen. „Das hast du“ tiefes Luftholen „mit Absicht gemacht!“
Phil zieht das denkbar unschuldigste Gesicht. „Selbstverständlich.“
Clint lässt seinen Kopf zurück auf den Teppich fallen. „Ich werde dir bei der nächsten Mission Unanständigkeiten ins Mikrophon flüstern, dass du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht.“
Phils Gesichtsausdruck wird noch ein wenig unschuldiger. „Ich habe jahrelange Erfahrung mit einem solchen Verhalten von deiner Seite, Agent Barton, und fühle mich daher nicht im Geringsten eingeschüchtert.“
Clint streckt die Hand nach ihm aus und zieht ihn neben sich auf den Teppich. „Von mir aus. Dann werde ich eben das komplette Team inklusive Captain Americas mithören lassen, um dich aus der Reserve zu locken.“
„Das“, sagt Phil leise an seinem Ohr, ehe er ihm einen Kuss auf die Schläfe drückt, „ist schlicht unfair.“
„Du kannst versuchen, meinen Entschluss rückgängig zu machen, sobald ich wieder kann“, setzt Clint ihn großzügig in Kenntnis.
Steve ist - und das ist tatsächlich die korrekte Beschreibung für seinen augenblicklichen Zustand - ein wenig in Panik. Tony ist nicht in seiner Werkstatt . Tony ist nicht in Bruces Labor. Tony ist weder in der Trainingshalle, noch im nordöstlichen Wohnzimmer, noch in der Küche. Tony ist wie vom Erdboden verschluckt.
Wenn Steve sich nicht so sicher wäre, dass Tony eher sterben würde, als Pepper freiwillig zur Arbeit zu begleiten, würde er sich nur allzu dankbar auf diese Möglichkeit stürzen. Aber so wie die Dinge liegen - so wie er Tony kennt - ist diese Idee keine Möglichkeit sondern völlig absurd.
Captain Rogers, überspült schließlich JARVIS’ beruhigende Stimme seine aufgebrachten Nerven, gerade als Steve einen zweiten Blick in Tonys Werkstatt wirft, für den Fall, dass Tony sich beim ersten Mal hinter einem seiner Autos vor ihm versteckt hat, wenn Sie sich auf der Suche nach Mister Stark befinden, sollten Sie den Pool aufsuchen.
Steve hebt automatisch den Kopf gen Decke. „Er ist schwimmen gegangen?“
Nein Captain, erwidert JARVIS, und es klingt wie ein Seufzen. Augenblicklich scheint Mister Stark damit beschäftigt zu sein, in dramatischer Manier das Wasser zu betrachten.
Steve nickt, voll einer neuen Berufung - und führt eine kleine Halbdrehung aus, ehe er inne hält.
Die kürzeste Route zum Pool führt durch die Küche und über die Terrasse, lautet JARVIS’ hilfreicher und entschieden geduldiger Beitrag.
Steve setzt sich sprintender Weise ein weiteres Mal in Bewegung.
Er verlässt das Haus über die Terrassentür in der Küche, ganz, wie JARVIS es ihm geraten hat, und schirmt automatisch seine Augen mit der Hand gegen die Sommersonne ab, während er den Garten durchquert.
Drei Meter von seinem Ziel entfernt hält er inne, bleibt abrupt stehen, und zieht unentschlossen die Augenbrauen zusammen. Er möchte Tony kein weiteres Mal erschrecken. Er möchte nicht ein Weiteres Mal ein Auslöser für schlechte Erinnerungen sein.
Tony steht halb mit dem Rücken zu ihm, hat die Schultern hochgezogen. Er trägt eine Jeans in Kombination mit dem üblichen Tanktop, und da seine nackten Schultern leicht gerötet sind, nimmt Steve an, dass er bereits seit einer Weile in dieser Art aufs Wasser hinab starrt.
Seine Brauen furchen sich prompt noch ein wenig mehr.
„Ich muss heute unglaublich interessant aussehen“, ertönt mit einem Mal Tonys belustigte Stimme, „wenn man bedenkt, dass Pepper und du überhaupt nicht wieder damit aufhören könnt, mich anzustarren.“
Er dreht den Kopf und blickt Steve über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. „Andererseits kann ich euch nicht wirklich einen Vorwurf daraus machen, dass ihr euch kaum satt sehen könnt, nicht wahr, Steve?“
Steve versucht sich an einem vorsichtigen Lächeln und tritt dichter an ihn heran. „Ich wusste nicht, ob du mich bemerkt hast.“
„Wenn ich nicht arbeite, kriege ich meistens sogar mit, was um mich herum passiert“, erwidert Tony leichthin. „Ich werde den Pool reinigen lassen.“
Steve lässt sich von diesem abrupten Themenwechsel nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen positioniert er sich so neben Tony, dass dieser in seinem Schatten steht und nicht ganz so sehr Gefahr läuft, einen Sonnenbrand zu bekommen. „Das ist eine gute Idee. Aber du musst dazu niemanden kommen lassen. Ich bin sicher, dass Thor -“
„Weder der Kronprinz von Asgard noch Captain America werden mir den Pool reinigen, Steve. Ich habe Leute für sowas - Leute, deren ganzer Lebensunterhalt darauf beruht, meinen Pool zu reinigen. Mach ihnen nicht ihre Lebensgrundlage streitig.“
Steve lächelt und nickt, wenn auch mit leichtem Zögern. „Hast du dir … Gedanken über Darcys Plan gemacht?“ fragt er vorsichtig.
Tonys Kiefermuskulatur spannt sich prompt an. „Nein.“
Steve seufzt. „Tony …“
„Es ist nicht so, als würden sich mir sonderlich viele Optionen bieten, mich Dingen zu widmen, die mir ‚am Herzen liegen’“, fällt Tony ihm ins Wort, seine Stimme bei den letzten drei Worten plötzlich bar jeglicher Wärme.
„Ich kann keine Waisenhäuser finanzieren, ich kann keine Stipendien für besondere Leistungen vergeben. Ich kann weder Einrichtungen schaffen, die die wissenschaftlich interessierte Jugend unterstützen, noch welche, die traumatisierten Soldaten dabei helfen, sich wieder in die Gesellschaft einzufügen.“
Steve starrt ihn verwundert an. „Wieso nicht? Das alles sind wundervolle Ideen.“
Tony wendet sich wieder dem Pool zu. „Tja. Gut möglich. Aber ich mach das schon alles. Ist abgehakt, wenn du so willst.“
Steve macht einen Schritt auf ihn zu, und Tony weicht ihm prompt aus. „Wage es ja nicht, mich jetzt zu umarmen. All meine herzerwärmenden Leistungen bestehen darin, Geld auf ein Problem zu werfen, bis es verschwindet - Pepper wird dir sagen, dass es meine bevorzugte Herangehensweise ist. Abgesehen davon erwartet die Öffentlichkeit praktisch, dass man mit Geld um sich wirft, wenn man so unverschämt reich ist wie -“
Steve hat Tonys Protest ignoriert, ihn am Handgelenk gefasst und an sich gezogen, und Tony atmet tief durch. „Du bist richtig schlecht darin, Befehle zu befolgen, hat dir das schon mal jemand gesagt?“
„Hin und wieder“, gibt Steve gleichgültig zurück und reibt ihm über den Rücken. „Du wirst einen Sonnenbrand bekommen, wenn du noch lange hier draußen stehen bleibst, Tony.“
„Wie - gar keine Proteste bezüglich meiner Selbsteinschätzung?“
„Ich streite mich nicht mit Leuten, die ganz eindeutig den Bezug zur Realität verloren haben“, erwidert Steve trocken.
„Entschuldigung? Ich kenn mich ein bisschen länger als du - ich bin geradezu der Experte für mich und meine Unzulänglichkeiten. Und wenn es etwas gibt, bei dem ich ganz entschieden versage, dann ist es ... nun, so ziemlich alles, das nichts mit dem Erfinden technischer Großartigkeiten zu tun hat. Darin bin ich allerdings unschlagbar. Das neue Stark Phone hat den Markt im Sturm erobert. Die Apple-Leute sitzen kollektiv in ihren Ecken und heulen.“
„Mh-hm“, macht Steve unbeeindruckt. „Und was ist mit Bruce?“
„Bruce? Was soll mit Bruce sein? Ist er am Ende losgegangen und hat Apple-Aktien gekauft? Ich hab ihn gewarnt, was das angeht.“
„Bruce wohnt bei dir.“
„Du besitzt eine ungewöhnlich scharfe Beobachtungsgabe.“
„Bruce hat die letzten Jahre beinahe ununterbrochen auf der Flucht verbracht. Er hatte sich so weit von jeglicher Gesellschaft zurückgezogen, dass selbst die Menschen, denen er geholfen hat, keine Ahnung hatten, wie er überhaupt heißt. In Indien haben sie ihn den stillen Mann genannt.“
Tony räuspert sich. „Du hast deine Hausaufgaben gemacht.“
„Ihr seid mein Team, Tony. Ich muss diese Dinge wissen. Und versuch nicht, vom Thema abzulenken. Du hast einen der scheuesten Männer schlechthin davon überzeugen können, seine Befürchtungen zu überwinden und sich dir anzuvertrauen, Tony.“
„Quatsch. Ich hab ihm einfach nur gesagt, dass er gefällst in mein Auto steigen und mit her kommen soll.“
Steve kann ein leicht amüsiertes Schnauben nicht unterdrücken. „Sag ich doch.“
Tony lehnt seine Stirn an seine Schulter. „Warum genau haben Pepper und du euch diesen Tag dafür ausgesucht, meinem Ego einen völlig unnötigen - wenn auch verdienten - Schub zu verpassen?“
Steve rubbelt ihm flüchtig über den Kopf, bringt ihm das Haar aus der Form. „Dieser Tag erschien uns so gut wie jeder andere auch. Hab ich dich überzeugt, oder muss ich ins Feld führen, was für ein guter Freund du Clint bist? … Oder mir?“
„Wenn ich geahnt hätte, dass du derartig gut in psychologischer Kriegsführung bist, hätte ich dich bei SHIELD im Keller verrotten lassen.“
„Hättest du nicht“, widerspricht Steve ihm gelassen. „Das ist es ja, was ich dir klarzumachen versuche.“
Clint ist sich nicht sicher, was er sich gedacht hat.
Er hat Phil herausgefordert.
Man fordert Phil nicht heraus, wenn man nicht entweder von vornherein aufgegeben hat, oder aber den Plan hegt, ganz hemmungslos zu schummeln.
Aber wie er schummeln soll, während er halbnackt auf dem Teppich liegt, seine Finger auf der verzweifelten Suche nach Halt über den Boden kratzen, und ihm die Augen in den Kopf zurückrollen, ist Clint nicht ganz klar.
Phils Hände halten seine Hüften, kräftig und unnachgiebig, während Phils Mund an ihm auf und ab gleitet, und Clint ist sich ziemlich sicher, dass er vor mindestens zehn Minuten die menschliche Sprache verlernt hat.
Die Laute, die seinen Mund verlassen, machen nicht mal für ihn auch nur den geringsten Sinn.
Und dann löst Phil plötzlich seinen Mund von ihm, beraubt ihn all der fabelhaften Hitze, seiner Lippen und seiner Zunge, und Clint entkommt ein schamloses Wimmern. „Phil …“
Eine Sekunde später leckt Phil seinen Schaft entlang, langsam, genüsslich, unerträglich … behutsam.
Clint wirft sich den linken Arm übers Gesicht und versucht, sein verzweifeltes Stöhnen in seiner Armbeuge zu ersticken.
Phil streichelt ihm über die Hüften, lässt seine Daumen über seine Hüftknochen gleiten, einmal, zweimal, dann nimmt er ihn wieder in den Mund.
Clint versucht automatisch, sein Becken in die Höhe zu stoßen, aber Phil lässt ihn nicht, packt seine Hüften, und seine Fingerspitzen drücken sich fest genug in Clints Haut, um blaue Flecken zu hinterlassen.
Clint spreizt seine Schenkel so weit es nur geht, legt den Kopf in den Nacken und keucht. Er ist so kurz davor, zu kommen, dass er es schmecken kann, aber er -
„Phil … Phil, bitte …“
Phil löst ein weiteres Mal seinen Mund von ihm, und Clint braucht einen Moment, ehe er sich genügend gesammelt hat, um die Worte zu formen, die er jetzt braucht.
„Ich … ich will …“
Als er den Kopf anhebt, um Phil anzusehen, erwidert Phil seinen Blick aus dunklen, erregten Augen, und Clint leckt sich unwillkürlich über die Lippen. „Ich will auch.“
Phil durchläuft ein nicht zu übersehendes Zittern. „Du willst auch?“ fragt er mit rauer Stimme nach. Clint nickt, und schafft es irgendwie, sich aufzusetzen. Phil hat ihm sein T-Shirt beinahe bis zu den Achseln hochgeschoben, seine Jeans samt seiner Shorts hängen knapp unter seinem Hintern, und alles in allem muss er einen glorios unanständigen Anblick abgeben.
Die Art und Weise, wie Phil seinen Blick über ihn hinweg gleiten lässt, bestätigt diesen Verdacht. „Du bist dran“, sagt Clint mit möglichst fester Stimme.
Phils Lider senken sich, bis nur noch ein Drittel seiner Augen sichtbar ist. Clint kann sich nicht länger beherrschen, rutscht umständlich auf dem Teppich herum, bis er vor ihm kniet, und knöpft seine Hose auf.
Er kann nicht begreifen, wie Phil seine eigene Erektion bisher derartig dreist ignorieren konnte. Er schließt seine Hand um den harten Schaft, leckt über die Eichel, und muss die Augen schließen, als Phil die Hand hebt und ihm über die Wange streichelt, seine Finger durch sein Haar streichen lässt.
Clint ist sich ziemlich sicher, dass Phil kurz vor einem Hirnschlag steht, weil er bisher so schändlich vernachlässigt wurde, und doch ist er noch immer so unerträglich zärtlich zu ihm, versucht nicht mal, in seinen Mund hinein zu stoßen.
Das geht so nicht.
„Du … du kannst ruhig“, murmelt er mit heiserer Stimme und hofft, dass Phil wie üblich seine Gedanken liest, und er nicht weiter ins Detail gehen muss. „Ich … ich glaub, ich mag das.“
Phils Finger krallen sich in sein Haar - nicht zu fest, lediglich besitzergreifend - und Phils Kehle entkommt ein erregtes Grollen. „Du glaubst?“
Clint nickt und nimmt ihn wieder in den Mund. Woher soll er denn auch wissen, ob er es mag oder nicht - sie haben es ja noch nie ausprobiert.
Und dann zucken Phils Hüften nach vorn, und Clint muss die Augen zukneifen und stöhnen.
Er mag es. Er mag es definitiv.
Phils Hand streicht über seinen Kopf, hält ihn fest, während er in seinen Mund hinein stößt, und Clint nähert sich seinem zweiten Höhepunkt in nicht ganz so vielen Stunden wesentlich schneller, als er für möglich gehalten hätte.
Vielleicht liegt es daran, wie lange er Phil schon kennt - vielleicht meint seine Libido, sie habe etwas aufzuholen. Immerhin war seine Libido beinahe vom ersten Moment an Feuer und Flamme für Phil.
Er schließt seine Hand um seine eigene Erektion und versucht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Aber Phil könnte ihn wahrscheinlich allein Kraft seiner Gedanken an Ort und Stelle halten, und seine Hand in Clints Haar ist noch immer genau so sanft wie sie unnachgiebig ist.
Wenn er daran denkt, was für ein Bild er abgeben muss, in seinem grotesk pinkfarbenen T-Shirt, Jeans und Shorts gerade so weit unter seinen Hintern geschoben, dass alles Wichtige entblößt ist, und auf allen Vieren vor Phil auf dem Boden … Clint wimmert leise und umfasst sich fester.
„Clint“, hört er Phils Stimme über sich, erkennt die Warnung an dem leichten Zittern in ihr, und er öffnet seinen Mund weiter für Phil, entspannt seine Kehle so weit es nur geht.
Phil ist still, wenn er kommt - genießt seinen Höhepunkt mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen - und Clint wird vermutlich niemals über den Anblick hinweg kommen. Diesmal kann er ihn nicht lange genießen. Er ergießt sich in seine Hand, als Phils Hüften ein letztes Mal nach vorn zucken, als Phil seinen Namen stöhnt und seine Finger sich in seinen Skalp krallen.
Clint ist nicht still, wenn er kommt. Er stöhnt um Phil in seinem Mund herum, erstickt, aber deswegen nicht weniger inbrünstig, und Phil keucht auf und drückt ihn sanft von sich weg. Clint brummt unwillig, schluckt alles, was er kann, und leckt sich die Lippen, als Phil sie nicht länger beansprucht.
Phil streichelt ihm über den Kopf. „Alles ok?“
„Mehr als ok“, erwidert Clint, und seine Stimme klingt, als habe er sich zwei Stunden lang heiser geschrieen. „Geradezu fabelhaft.“
Phil brummt zufrieden, hebt sein Gesicht zu sich an und küsst ihn, und Clint leckt begeistert in seinen Mund hinein, schmeckt sich selbst und bekommt die spektakulärste Gänsehaut aller Zeiten.
Sie strecken sich nebeneinander auf dem Teppich aus, Clint legt seinen Kopf auf Phils Schulter, und schließt die Augen. „Blaskapelle vor lauter Begeisterung. Ich hab’s ja gesagt.“
Phil streichelt ihm den Rücken. „Verschließ bitte die Tür, JARVIS.“
Die Tür ist seit geraumer Zeit verschlossen, Agent Coulson.
Clint näselt spielerisch an Phils Schulter herum. „Er ist so praktisch.“
Falls Sie eine Videoaufnahme wünschen, Agent Barton -
„Oh mein Gott!“
- stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.
„Tonys Kreation“, sagt Phil trocken, während Clint in seine Schulter hinein lacht. „Ganz ohne jeden Zweifel.“
Bruce hätte nie gedacht, dass es ihm so leicht fallen würde, sich mit einem anderen Menschen den Arbeitsplatz zu teilen.
Sicher, er toleriert Tonys gelegentliche Einbrüche in sein Labor, liebt es, sich mit ihm auszutauschen und seine Theorien mit ihm zu besprechen. Aber wenn Tony anfängt, wirklich zu arbeiten, wenn er seine Schutzbrille aufsetzt und den Lötkolben zückt, und ganz besonders, wenn er seine Musik anmacht, müssen sie getrennte Wege gehen.
Bruce kann sich nicht konzentrieren, wenn frei schwebende Funken drohen, sein Haar in Brand zu stecken, und die Gebrüder Young ihm ins Ohr brüllen.
Aber Jane Foster ist still, wenn sie arbeitet, und Bruce muss in ihrer Nähe weder um seine Haare noch sein Gehör fürchten.
Sie mag ihr eigenes Labor haben, aber neunzig Prozent ihres Arbeitsmaterials sind inzwischen in Bruces hinüber migriert. Nicht, dass das ein Problem darstellen würde. Das Labor ist groß genug für sie beide plus eine Elefantenherde und den Hulk.
Just in diesem Augenblick ist Jane in ihre Notizen vertieft, ihre Brille droht ihr von der Nasenspitze zu rutschen, und ihr Haar wird von einem abgebrochenen Bleistift in ihrem Nacken zusammengehalten.
Bruce empfindet ihre Anwesenheit als unfassbar beruhigend.
Weniger beruhigend ist es, wenn Thor ihr einen Besuch abstattet. Denn sie können ihm so oft sagen, wie sie wollen, dass er nicht ganz so laut an die Tür hämmern muss, dass sie ihn auch so hören - und sehen - können. Thor liebt es viel zu sehr, seine Anwesenheit so energisch wie nur möglich kund zu tun.
Master Bruce, Thor Odinson nähert sich mit alarmierender Geschwindigkeit, sagt JARVIS auch prompt. Bruce hat ihn manchmal unter Verdacht, dass er Thor nicht völlig ernst nimmt. Dieser Verdacht erhärtet sich, als er trocken hinzu fügt: Wenn meine Berechungen korrekt sind, sollte sein Aufprall in etwa dreißig Sekunden erfolgen.
Bruce sieht Jane schmunzeln, und sie macht sich auf den Weg zur Tür, um sie zu öffnen und Thor somit die Gelegenheit zu nehmen, seine Ankunft mit lärmendem Anklopfen zu begleiten.
Dreißig Sekunden später ist Thor da, die Faust bereits vorfreudig erhoben, und er zieht eine kleine Schnute, als er sieht, dass Jane ihm bereits die Tür aufhält.
„Was können wir für dich tun?“ fragt Jane ihn grinsend, legt den Kopf schief und blinzelt zu ihm auf, und Thor tritt an sie heran, legt beide Hände auf ihre Schultern und küsst sie.
Jane hebt sich ihm entgegen, wie sie es immer tut, voll enthusiastischer Selbstverständlichkeit, und Bruce wendet diskret den Blick ab, konzentriert sich auf seine Formel für eine neue effizientere Form von Solarzellen.
Jane und Thor sind weder diskret noch zurückhaltend in ihren Zuneigungsbeweisen - selbst wenn sie ihre Liebe noch nicht konsumiert haben, wie Thor ihm mit einer Miene anvertraut hat, die die perfekte Balance zwischen Frustration und Vorfreude bildete.
Bruce weiß nicht, warum alle Welt davon auszugehen scheint, dass er der Anlaufpunkt für Beziehungsfragen jeglicher Art ist. Er hatte schon seit Jahren keine vernünftige Beziehung mehr - egal ob platonisch oder romantisch - und findet sich erst langsam und mühevoll wieder unter anderen Menschen zurecht.
Menschen und Göttern.
„Freund Bruce!“ sagt Thor plötzlich, und Bruce hat keine Ahnung, wie er sich neben ihm platzieren konnte, ohne dass er davon etwas mitbekommen hat. Trotzdem er das Taktgefühl eines Vorschlaghammers besitzt, ist Thor manchmal erschreckend leichtfüßig. Clint hat ihn mit einem Nilpferd im Tütü verglichen. „Es ist Zeit für eine Rast. Begleite die Lady Jane und mich hinaus in die Natur, um die Sonne und den Wind auf unserer Haut zu genießen!“
Bruce ist sich nicht ganz sicher, was Thor von ihm will.
„Wir wollen in den Garten gehen“, klärt Jane ihn auf. „Es ist so ein schöner Tag.“
Bruce zögert einen Moment, blickt sich im Labor um und zuckt schließlich mit den Schultern. „Warum nicht.“
Thor wirkt überrascht, dass er so schnell nachgibt, aber er legt ihm die Hand auf die Schulter und drückt zu - und weil Bruce weiß, dass das Thors Version einer begeisterten Umarmung für ihn ist, tätschelt er ihm liebenswürdig die Brust. „Ich komme gern mit.“
Thors begeistertes Grinsen ist ansteckend genug, dass Bruce mit einem Lächeln auf dem Gesicht seinen Laborkittel ablegt.
TEIL 20