Intimität: Wortlos (für mich)

Aug 12, 2012 19:06

Fandom: Original
Genre: Werwölfe
Charaktere: Andrew, Cassidy (mit bonding!)
Pairings: Glaubt mir kein Mensch, aber das ist tatsächlich gen. Ehrlich. Ich schwörs. Falls irgendwo M/M gesehen wird, bin ich aber sicher die letzte der protestieren würde.
Challenge: Intimität: "Wortlos"
Team: Novalis
Vorwort: Ausnahmsweise mal nicht Katies pov, aber Tatsache, es passieren in dieser Geschichte auch relevante Dinge, wenn sie nicht dabei ist. ;P Stattdessen ein bisschen bonding für die Jungs und ganz viel Einsicht in die Gedankenwelt eines Werwolfs, was sicher... ganz was Neues ist. Okay, ich gebe zu, es war wieder mal schamlose Kinkbefriedigung weil ich so sehr auf diese ganze Pack-dynamik stehe und dazu was schreiben wollte.

Teil 1 und Teil 2 findet man hier. Der Part hier würde theoretisch direkt an Teil 1 anschließen und parallel zu Teil 2 verlaufen.

Frage: "Rei, schreiben sie Ihren Niveaulosen Werwolf-plot eigentlich nur, damit ständig nackte Menschen sich irgendwo dicht aneinander kuscheln müssen, um der Gefahr zu entgehen?"
Antwort: "Ich bin schockiert, ich bin... empört! Es ist wohl offensichtlich, dass hier jedes tiefere Verständnis von Literatur fehlt, wenn man nicht den tiefen Sinn... die... die Symbolik und überhaupt... Gesellschaftskritik! Die Metapher für die Nacktheit des Menschen und ... und..."
Frage: "Ersparen Sie uns doch die peinlichen Ausreden."
Antwort.: "Es ist plotrelevante Nacktheit! Und plotrelevantes Aneinanderkuscheln! Und überhaupt!"
Frage: "Aaaaaaaah ja. *Augenbrauen heb*"
Antwort: "Ich...Sie... pfft! Hah! Ich muss mich nicht vor Ihnen rechtfertigen wie ich meinen Sonntagnachmittag verbracht habe! Guten Tag!" *abhau*
Äh ja. XD So viel dazu.



Als Mensch bedeutete dichter Nebel, dass man praktisch blind war, hilflos verloren und in unfähig sich zu orientieren.
Als Wolf bedeutete er gar nichts.

Er fühlte sich an wie ein weiches Polster zwischen ihm und dem Rest der Welt, der ihn einhüllte und vor neugierigen Blicken beschützte. Er hatte beinah etwas beruhigendes an sich.
Vor allem war es wie ein weiches Polster zwischen ihm und den Jägern und allem anderen, was da draußen war. Das einzige, was er spüren konnte, war Andrew, und Andrew war immer und in jedem Teil seines Gehirns abgespeichert unter 'Familie' und 'sicher'.

Sie waren grade so weit voneinander entfernt, dass sie sich noch hören konnten. Hören und auf eine Art auch 'spüren', auch wenn das etwas war, dass Cassidy niemals in Worte hätte fassen können. Nicht so, dass normale Menschen es verstehen würden wenigstens.

Cassidy fühlte sich niemals so gut wie als Wolf und das war die ganze, irgendwie traurige, Wahrheit. Als Mensch war er schlaksig und ein bisschen unkoordiniert, blass, sommersprossig und unauffällig, mit roten Locken, die sich bei feuchtem Wetter in einen nicht zu bändigende Mopp verwandelten. Niemand besonderes, ganz gewiss niemand Spektakuläres. Als Mensch fühlte er sich oft ein bisschen unwohl in seiner Haut, so als ob die Pubertät nie wirklich vorbei gewesen wäre.

Als Wolf…als Wolf war es, als ob die ganze Welt für ihn anhielt und langsamer wurde. Als ob der Mond nur für ihn auf und wieder unterging. Der ganze Wald war wie eine riesige, endlose Spielwiese. Und man stand ganz oben in der Nahrungskette.

Jedes Mal wenn er sich verwandelte, fühlte es sich als ob all seine Sinne sich ausstreckten und dehnten. Er konnte alles spüren, jedes Blatt das um ihn herum zu Boden segelte, jeder Regentropfen in seinem Fell, jede noch so kleine Unebenheit im Boden, jede Veränderung in der Luft. Er spürte das Vogelnest zu seiner linken, wo eine Mutter grade ihre Eier ausbrütete und das tote Kaninchen zu seiner rechten (ein Fuchs?). Er konnte beinah die Blutstropfen vor sich sehen, die um es herum zu Boden sickerten.
Alles was sich um ihn herum bewegte, was lebte und was starb war in seinem Bewusstsein wie eine innere Landkarte, zusammengesetzt aus tausend Wahrnehmungseindrücken, die er nicht in Worte hätte fassen können, wenn er es versucht hätte.
Es war wie ein Rausch.

Er erreichte die Spitze eines Hügels, ohne auch nur außer Atem zu sein. Hier oben war der Nebel so dünn, dass man tatsächlich etwas sehen konnte. Der gesamte Wald lag ihm zu Füßen.

Adrenalin pumpte durch seine Adern und er stieß ein kurzes, impulsives Heulen aus. Die Antwort kam postwendend aus einigen Meilen Entfernung zurück.
Es war ein ungehaltenes 'Bist du irre? Halt die Klappe, wenn's nichts Wichtiges ist' und Cassidy klappte verlegen die Ohren nach unten.

Es war ja nicht so, als ob er vergessen hatte, wieso sie hier draußen waren.

Aber wo auch immer Jake war, er schwebte zumindest nicht in unmittelbarer Lebensgefahr, das wusste Cassidy. Er hätte es gespürt wenn es so wäre. Er und Andrew beide.
Leider funktionierte diese Verbindung nicht so gut wie ein drahtloses Telefon, sonst hätte man einfach anrufen und mal nachhören können, wann Jake gedachte wieder aufzutauchen.

Er dachte an Katies vorwurfsvolles 'Es ist furchtbar, dass ihr keine Handys bedienen könnt!' und hätte beinah aufgelacht. Wenn Wölfe lachen könnten.

Die plötzliche Aufwallung von Panik traf ihn so unvorbereitet in den Solarplexus, dass es ihn in die Knie zwang. Sekundenlang fühlte er sich desorientiert und beinah benebelt vor lauter Angst. Es dauerte bis ihm klar wurde, dass es nicht sein eigenes Gefühl war.

Andrew.

Er wirbelte herum, die Ohren steil aufgerichtet.
Katie hatte ihn einmal damit aufgezogen dass sie ihre Ohren benutzten wie kleine Antennen und vielleicht stimmte das auch, aber jetzt in diesem Moment fühlte er sich wie ein Radio, dass nur noch weißes Rauschen empfing.
Er stieß ein hohles Jaulen aus, das universelle Not-Signal, in der Hoffnung, dass Andrew antworten würde, aber alles blieb still. Nur der Wind pfiff durch die Bäume.

Die Welle an Panik, die dann kam, war ganz und gar seine eigene.

Er versuchte sich zu orientieren. Aus welcher Richtung hatte er Andrew das letzte Mal gehört?
Ohne abzuwarten raste er los.
Er wusste nicht, was passiert war; es war purer Instinkt, der ihn handeln ließ.

Büsche und tiefhängende Äste peitschten ihm entgegen, aber er brach durch das Unterholz wie ein Bulldozer. Kleine Tiere spritzten nach links und rechts aus seinem Weg, und tote Blätter wirbelten hinter ihm auf wie eine Staubwolke.

Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein großer, dunkler Schatten neben ihm auf. Etwas Schweres prallte mit der Wucht eines fahrenden Zuges in seine Rippen und die unvermittelte Richtungsänderung warf ihn zur Seite. Zusammengeknäult mit dem anderen überschlug er sich und dann stürzten sie hinab.
Von oben hatte der Abhang nicht so gewaltig ausgesehen. Aber wenn man ihn haltlos hinunter purzelte, stellte Cassidy fest, wurde jeder Abhang zum Mount Everest. Graue Fetzen Nebel wirbelten an ihm vorbei. Äste und Gestrüpp peitschten über sein Fell und erst auf den letzten Metern verwandelte er sich zurück.

Sie blieben mitten im Gras liegen, ihre Gliedmaßen haltlos miteinander verknotet.
Schwer atmend öffnete er die Augen. Die Baumwipfel über ihm waren schwarze bedrohliche Skelette im Nebel.

"Was zur Hölle…?" keuchte er.

Zwei Hände wurden auf seinen Mund gepresst und dann drückte Andrew ihn mit seinem gesamten Körpergewicht zu Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen und dunkel.
"Sei still", zischte er. "Sei still!"

Cassidy redete immer, und er redete gerne und viel, und es musste nicht mal unbedingt Sinn machen, damit es Spaß machte. Aber er wusste, wann es besser war die Klappe zu halten. Und genau jetzt war einer dieser Moment.
Er nickte stumm.

Er spürte ihre Anwesenheit schon, bevor er das Geräusch des Wagens hörte. Es war wie ein kaltes Prickeln auf seiner Haut.

Der Motor gehörte definitiv nicht zu Katies alter Geländewagen, der immer so klang als machte er es nicht mehr lange; es musste irgendetwas Neueres sein. Groß, aber wendig wie ein Raubtier auf der Pirsch. Und natürlich mussten sie ihn gesehen haben, weil er wie ein Idiot auf diesem Hügel gestanden hatte und sich die Wind um die Nase hatte wehen lassen, als machte er hier Erholungsurlaub.

Andrew musste sie vor ihm bemerkt haben. Er musste gesehen haben, dass sie genau in seine Richtung unterwegs waren und vor allem, dass Cassidy da oben stand wie eine selbstgemalte Zielscheibe.
Innerlich verpasste Cassidy sich eine Ohrfeige.
Manchmal hatte er wirklich das Gefühl, dass sein innerer Wolf ein Idiot war.

Das Geräusch des Motors erstarb mit einem Gurgeln.
Viel zu dicht, viel zu nah. Wenn Cassidy die Augen zumachte und sich konzentrierte, konnte er das Geräusch ihrer schweren Schritte auf dem Waldboden hören.

Sie waren gut, das musste Cassidy ihnen lassen.
Das war ja das gefährliche an ihnen. Die Jäger bewegten sich wie Raubtiere, die ihre Beute einkreisten. Wie Wölfe, wenn sie im Rudel jagten. Sie konnten ihre Spuren lesen - und Wölfe waren groß und schnell und hinterließen eine Menge an Spuren, wenn man wusste wonach man suchen musste.
In diesem Moment fühlte Cassidy sich nicht, als ob er ganz oben in der Nahrungskette stand. Er fühlte sich wie ein Kaninchen vor der Schlange.

"Sorry", formte er lautlos.

Andrew schüttelte den Kopf und nahm die Hände von seinem Mund.

Das Geäst raschelte und sie erstarrten beide.

Sie lagen halb vergraben im Laub, mitten im dichtesten Unterholz. Der Nebel hing wie Wattebäusche in den Ästen fest, die sie umgaben und nasses Laub klebte auf seiner verschwitzten Haut. Die Mischung aus seiner natürlich erhöhten Körpertemperatur und der kalten Außentemperatur fühlte sich an wie Fieberschauer.
Er und Andrew waren so eng miteinander verschlungen und ihre Gliedmaßen so miteinander verwickelt, dass es schwer war zu sagen wo einer anfing und der andere aufhörte.

Stumm starrten sie sich an.
Keine Möglichkeit, sagte Andrews Blick. Keine Möglichkeit wegzulaufen oder zu entkommen, ohne eine stundenlange Hetzjagd zu provozieren.
Cassidy nickte. Er schluckte und bemühte sich so still zu halten, wie er noch niemals in seinem Leben gehalten hatte.

Fortsetzung gibts hier

original, original: heart of winter, team: novalis, idris, inspiration

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