aidan » alltag und tod

Dec 11, 2017 16:48

Story: Whisper My Name
Genre: ??? Paranormal/Mystery ???
Warnings: Tod (erwähnt)
Rating: P16
Charakter: Aidan

Wettbewerb: Drabble-Turnier 2017/18 (1. Runde, Gruppe D)
Vorgaben:
Format: 1 Quaddrabble (1 x 400)
Prompt: Morgen Kinder wird’s nichts geben! - Euer Charakter ist in einer anscheinend normalen Welt, jedoch kann er an den, für andere alltäglichen Dingen, nicht teilnehmen. Veranschaulicht seine Situation in diesem Drabble.
Stilistische Vorgabe: Verwendet 2 Personifikationen.
Zusätzliche Inhaltliche Vorgabe: Verwendet folgendes Zitat aus Kästners oben genannten Gedicht: “Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!” (Zitiert nach Erich Kästners “Morgen Kinder wird’s nicht geben”

Sonstiges: Da ich gestern leider keine Zeit mehr hatte, den Fill noch hier hochzuladen, geschweige denn, noch etwas anderes vorzubereiten, bekommt ihr nun meinen Beitrag zur 1. Runde des Drabble-Turniers als Adventskalendertürchen für den 10. 12. I'm sorry I'm such a mess <3

Projekt: Adventskalender 2017

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Alltag und Tod
Aidan

Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld.



Der Alltag lächelt Aidan ständig zu. Er ruft, die Stimme melodisch und einlullend, und streckt seine Hand nach ihm aus. Wie eine nett gemeinte Einladung.

Der Tod hält Aidan davon ab, diese Einladung anzunehmen. Er legt seine kalten Finger auf Aidans Schultern, und obwohl er nicht grob ist, genügt diese Berührung vollkommen, um ihn von allem fernzuhalten, wonach sein Herz sich sehnt.

Erwartungen sind immer schöner als die Realität; selbst, wenn man eigentlich kaum welche hat. Aidan hat vor seinem Tod nicht an ein Leben nach eben jenem geglaubt. Wenn überhaupt, dann hätte er ein richtiges Jenseits erwartet. Eine Hölle. Einen Himmel. Vielleicht auch etwas ganz anderes, aber auf jeden Fall etwas Neues.

In Wirklichkeit ist alles genauso wie früher. Keine neue Welt, keine ewige Ruhe, nichts.

Er schleicht durch die Gänge eines eintönig grauen Plattenbaus, wie schon zu Lebzeiten. Er hört seine Nachbarn streiten, die Straßenbahn draußen auf der Straße vorbeirauschen, die Ampel an der Kreuzung piepsen. Er sieht die Menschen ein- und ausgehen, Einkäufe schleppen, zum Briefkasten gehen, den Müll rausbringen. Er atmet die stickige Heizungsluft ein, die das Gebäude im Winter erfüllt, und er riecht das Reinigungsmittel im ganzen Haus, wenn am Mittwochmorgen die Putzfrau ihr Werk getan hat.

Alles ist ganz normal. Nur er selbst nicht.

Kein einziger Blick wird ihm zuteil - egal, ob böse oder neugierig oder freundlich, und erst recht nicht kombiniert mit einem Nicken und einem gemurmelten Hallo. Niemand streift im Vorbeigehen seine Schulter, niemand schüttelt ihm zur Begrüßung die Hand. Die Wohnung, die einmal seine gewesen ist, steht jetzt leer, und niemand weiß, dass er eigentlich noch hier ist. Niemand nimmt ihn wahr.

Manchmal schreit er ins Nichts hinein. So laut und so lang, dass seine Kehle sich irgendwann ganz rau anfühlt. Manchmal ballt er seine Hände zu Fäusten und donnert damit gegen Türen, gegen Wände, gegen Fensterscheiben, bis ihm alles wehtut. Alles, nur nicht abwarten. Alles, nur nicht spurlos verschwinden. Alles - Hauptsache, irgendwie auf sich aufmerksam machen.

Aber die Wahrheit ist: Das normale Leben ist nicht für ihn gemacht. Das war es noch nie.

Aidan hat sich als lebendiger Mensch schon unsichtbar gefühlt. Dass es noch schlimmer sein kann, weiß er erst, seitdem der Tod ihn von der einen Sache abgeschnitten hat, die ihn noch am Leben erhalten hat: Dem Alltag.

Seither bleibt Aidan nur noch das leidige Warten.

(Aber wie heißt es so schön? Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld.)

wettbewerb: drabble-turnier 2017/18, prosa: whisper, oc: aidan, whisper canon, cw death, rating: p16

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