Titel: Spuren im Flur
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Krimi/Thriller/Horror: Splitter/Scherben - Für mich
Fandom: Alarm für Cobra 11
Rating: PG
Genre: Gen, Crime
Warnungen: None
Zusammenfassung: Die Spuren in Toms Wohnung lassen Böses ahnen…
Wörter: ~1400
Anmerkungen: So, der Rest vom vorherigen Mal, den ich ausgewandert hatte, denn wenn Semir schon so conveniently auf eine Scherbe tritt, muss ich das doch nutzen. Und ja, die war tatsächlich da, bevor ich mich an den Prompt erinnert hatte. Und warum das ganze? Weil ich eigentlich nur die Szene die hierauf folgt, für Crack/Humor haben wollte, und dann feststellen musste, das sie erst witzig wird, wenn ich das „Vorspiel“ auch geschrieben habe. Ach ja, und natürlich Punkte… **shameless point whore**
Reihenfolge:
1. |
2. | 3. |
4. Spuren im Flur
Semir entspannte sich und sicherte seine Waffe wieder, als ein dumpfes Geräusch aus der Wohnung drang.
Ein Geräusch wie vom Aufprall eines reglosen Körpers auf dem Fußboden.
Semir verspannte sich augenblicklich. Sein Nacken prickelte unangenehm und seine Hände wurden feucht. Was war das gewesen? Eindringlinge? Tom? Hatte ihn jemand niedergeschlagen? Semir presste sich wieder gegen die Wand. Seine Gedanken rasten. Was sollte er jetzt tun? Rufen? Nein, zu riskant. Wenn da wirklich jemand in der Wohnung war, würde er sich verraten. Bisher hatte er das Moment der Überraschung auf seiner Seite. Das musste er nutzen. Er prüfte seine Waffe, atmete tief durch und zählte in Gedanken bis drei. Dann sprang er, die Pistole in Anschlag bringend, in die Türöffnung.
Auf den ersten Blick konnte er nichts Verdächtiges erkennen. In dem kleinen Vorraum herrschte Toms bekanntes Chaos. Rechts in der Ecke, der Wäschetrockner, wie üblich offen und nicht ausgeräumt, oben auf noch ein Berg Handtücher, die niemand zusammengelegt hatte. Daneben die Regale mit allerhand Gerümpel: Skier, Inlineskates, Koffer, ein kaputtes Rennrad und das war nur das Zeug, das Semir auf Anhieb identifizieren konnte. Der Vorhang, der das ganze verbergen sollte, war mal wieder nur halb zugezogen. Das gleiche links bei den Schuhregalen. Wüst wie eh und je stapelten sich die verschiedensten Paar Schuhe. Semir ließ den Blick prüfend darüber wandern, versuchte zu erkennen, ob ein Paar fehlte. Offensichtliche Lücken im Regal fielen ihm nicht auf, aber bei der Masse an Schuhen, die Tom besaß, und diesem Chaos musste das nichts heißen. Da war Tom schlimmer als jede Frau.
Die Tür zum Wohnzimmer war nur angelehnt. Semir lauschte einen Moment mit angehaltenem Atem in die Wohnung hinein. Es war alles still. Das dumpfe Geräusch wiederholte sich nicht und auch sonst war nichts zu hören. Seine Finger zitterten vor Anspannung. So leise er konnte, bewegte er sich auf die Wohnzimmertür zu, hielt davon inne, überdachte sein weiteres Vorgehen. So schön Toms Wohnung auch sein mochte, in diesem Augenblick verfluchte er ihre Aufteilung. Das Wohnzimmer war riesig und öffnete weit nach rechts. Vor allem die Küchenecke konnte man von der Tür her überhaupt nicht einsehen. Links schloss sich gleich der Flur an, der zu den anderen Zimmern führte und er hatte keine Ahnung, ob die Tür offen oder geschlossen war. Er hatte drei Seiten abzudecken, wenn er in die Wohnung wollte und niemanden, der ihm Deckung gab. Ganz gleich, wie er vorging, es blieb immer eine Seite, von der er das perfekte Ziel bot. Aber er hatte auch keine andere Wahl. Er konnte nicht auf Verstärkung warten. Wenn das wirklich Tom gewesen war, der da gerade zu Boden gegangen war, dann brauchte er Hilfe. Jetzt!
Was sollte er tun? Wie kam er jetzt in die Wohnung, ohne sich selbst zu sehr in Gefahr zu bringen? Er überlegte fieberhaft, studierte den Türrahmen. Die Scharniere fielen ihm ins Augen. Sie waren auf der linken Seite. Die Tür öffnete ins Wohnzimmer gegen den Flur. Sie war aus massiven Holz. Nicht kugelsicher aber doch ziemlich stabil. Vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil nutzen. Wenn er sich nicht ganz aufstieß sondern nur… ja, das müsste gehen.
So leise er konnte, schob Semir einen Stapel Sportschuhe mit dem Fuß zur Seite und lehnte sich links neben der Tür gegen die Wand. Er fasste mit der Hand um den Rahmen und legte die Fingerspitzen ans Türblatt, dann drückte er ruhig und gleichmäßig dagegen. Die Tür schwang langsam auf. Als sie ungefähr im rechten Winkel zur Wand stand stoppte er. So sollte sie eine einigermaßen akzeptable Deckung bieten. Nicht perfekt, aber das Beste, was er in diesem Moment hatte.
Drinnen rührte sich nichts. Kein Geräusch, das verraten hätte ob dort jemand die Bewegungen der Tür mitbekommen hatte. Semir ließ sich davon nicht täuschen. Die Stille bedeutete gar nichts. Vielleicht wartete da drinnen jemand genauso angespannt wie er hier draußen, was jetzt passieren würde. Vielleicht wollte ihn jemand in die Falle locken. Er musste auf alles gefasst sein.
Vorsichtig späte er um die Ecke. Viel war nicht zu erkennen. Die schweren Vorhänge waren zugezogen und der Raum lag im Halbdunkel. Da lag etwas über der Rückenlehne des Sessels, aber es war eindeutig zu dünn und zu klein für einen Menschen. Er atmete noch ein paar Mal tief durch, versuchte das nervöse Pricken in seinem Magen etwas unter Kontrolle zu kriegen. Dann brachte er seine Waffe wieder in Anschlag und trat mit einem großen Schritt ins Wohnzimmer.
Nichts passierte. Seine Vorsichtsmaßnahmen waren völlig unbegründet gewesen, das. Das Wohnzimmer war leer. Semir senkte die Waffe ein wenig, schaute sich um, ohne allerdings seine Deckung hinter der Tür zu verlassen. Da ging er lieber auf Nummer sicher. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das schlechte Licht gewöhnt hatten. Langsam schälten sich Konturen und Details aus der Dunkelheit. Eine Tüte Chips auf dem Couchtisch, daneben ein Glas. Reste eines gemütlichen Fernsehabends. Von gestern? Vielleicht. Bei Tom wusste man das nie. Wenn er nicht gerade Damenbesuch erwartete, nahm er das mit dem Aufräumen nicht so genau. Das etwas auf dem Sessel entpuppte sich als ein Jackett. Das Jackett, das Tom gestern getragen hatte, wie der angelengte Ärmel bewies. Also war er irgendwann zwischen dem Unfall und jetzt hier gewesen. Aber wo war dann sein Wagen? Und vor allem, wo war er selbst.
Düstere Ahnungen beschlichen ihn. Er sah Tom schon in der Hand irgendwelcher Verbrecher, gefesselt in einem Keller, womöglich verletzt. Nein, halt, stopp! Er schüttelte den Kopf, versuchte die Bilder beiseite zu schieben. Erst die Wohnung kontrollieren. Wenn Tom nicht hier war, dann hatte er Grund in Panik zu verfallen, vorher nicht.
Er trat einen Schritt von der Tür weg, brachte seine Waffe mit einer Hand wieder in Anschlag und legte die andere auf die Türklinke. Mit einem Satz sprang er hinter der Tür hervor und zog sie zugleich schwungvoll zu. Zu schwungvoll. Die Klinke glitt ihm aus der Hand und die Tür schlug krachend ins Schloss.
Oh Scheiße! Semir erstarrte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Da ging sein Überraschungsmoment. Er lauschte angespannt, zwang sich zu warten. Nichts regte sich. Kein Geräusch war zu hören. Sollte er darüber erleichtert sein, oder nicht? War die Wohnung am Ende doch leer? Oder trieb da nur jemand ein ganz perfides Spiel mit ihm? Die Tür zum Flur stand offen, aber die Schlafzimmertür war ebenfalls angelehnt. Wartete dahinter die böse Überraschung?
Er machte ein paar vorsichtige Schritte in Richtung Flur, inspizierte den kleinen Raum eingehend. Auf den ersten Blick wirkte alles normal, doch dann fielen ihm die kleinen dunklen Krümel auf dem Fußboden auf. Dazwischen befanden sich seltsame Schleifspuren. Die Ursache war schnell ausgemacht: Die kleine Pflanze von der Kommode war heruntergerissen worden. Dabei war offensichtlich der Topf zersprungen und die Blumenerde hatte sich quer durch den Flur verteilt. Die Trümmer waren notdürftig in einer Ecke zusammengeschoben worden. Tom war es nicht gewesen. Der Schuhabdruck in dem Haufen Erde war viel zu klein für ihn.
Also doch! Seine Vermutung war richtig gewesen. Es war jemand in der Wohnung gewesen - oder war es vielleicht auch immer noch -, der hier nicht hingehörte. Wieder lauschte er. Noch immer regte sich nichts. Aber war das angesichts der Spuren wirklich noch ein gutes Zeichen? Er drehte sich ein Stück, machte einen weiteren Schritt. Ein scharfes Knirschen ließ ihn zusammenfahren.
Eine Scherbe! Er war auf eine Scherbe getreten! Verdammte Scheiße. Es ging hier um seinen Partner und er stellte sich an, wie ein gottverdammter Anfänger. Er umfasste seine Waffe fester, atmete tief durch und schlich weiter.
Ein Rascheln drang aus dem Schlafzimmer, dann ein Stöhnen, langgezogen, schmerzerfüllt, eindeutig menschlich und dann wieder dieses dumpfe Rumsen. Ein Aufprall. Dann war es wieder still. Da war jemand. Dieser Jemand hatte eindeutig Schmerzen. Und dieser Jemand war womöglich Tom.
Semir warf alle Vorsicht über Bord. Mit schnellen Schritten eilte er zur Schlafzimmertür. Das Knirschen unter seinen Schuhen ignorierte er. Jetzt war es sowieso schon egal. Wer auch immer da drinnen war, wusste dass er hier draußen war. Wieder stöhnte jemand. Wie ein verwundetes Tier. Semir setzte alles auf eine Karte. Er packte seine Waffe fest mit beiden Händen. Dann trat er kräftig vor die Tür und sprang mit vorgehaltener Pistole in den Raum.
„Polizei! Die Händ-…“
Weiter kam er nicht. Der Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm die Sprache.