Pairing: Aimee x Nyx
Fandom: Prosa
Storyverse:
night verseWordcount: 2177
Warnings: kind of a Nahtoderfahrung, Vampirismus, Blut, Bisse, öhm Transformation?
A/N:
gedanken_zirkus dark Ficathon
in the shadows Prompt von
tears_into_wine Challenge: Adventskalender 2017
Sonstiges: Aus irgendwelchen mir unerfindlichen Gründen hat dieser OS mit »
the taste of immortality« ein Prequel bekommen. Warum auch immer. Eventuelle »Unstimmigkeiten« in Aimees Verhalten sind einfach damit zu erklären, dass sie sich anschließend an nichts mehr erinnern kann. Oder so.
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t h e a w a k e n i n g (s h a t t e r i n g t h e m i r r o r s)
Aimee x Nyx
Komm, tanz mit mir in die Spiegelwelt
Komm, tanz mit mir bis der Vorhang fällt
Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht
Komm, tanz mit mir bis der Spiegel bricht
Als sie erwacht ist ihre Welt leer. Nicht mehr, als eine Ansammlung von verschwommenen Grautönen. Ansonsten ist da nichts mehr, keine Farben, keine Geräusche, nichts. Sie kann nicht einmal mehr Schatten ausmachen, in denen sie sich bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr verstecken könnte. Das Grau geht einfach nahtlos ineinander über, ohne dass sie irgendwo auch nur eine vage Andeutung von Sonnenlicht erkennen könnte.
Bin ich tot?, fragt sie sich stumm und ist erschrocken darüber, wie laut ihre eigenen Gedanken in ihrem Kopf widerhallen. Oder sterbe ich gerade?
Sie spürt nicht, dass sie auf irgendeinem kalten und harten Untergrund liegt und die zwei winzigen Wunden an ihrer Kehle, als denen langsam aber stetig das Blut zu Boden tropft und ihr weißes T-Shirt allmählich dunkelrot färbt, spürt sie ebenfalls nicht. Sie spürt … gar nichts.
Da ist einfach nichts, es ist als hätte ihr Körper sich aufgelöst und sie selbst hätte aufgehört zu existieren und erneut fragt sie sich, ob sie nicht vielleicht bereits tot ist und nur aus unerfindlichen Gründen den Moment ihres Sterbens verpasst hat.
Doch wie zur Hölle kann man seinen eigenen Tod nicht mitbekommen?
Eine plötzliche Veränderung ihrer Umgebung reisst sie vorübergehend aus ihren verwirrten Gedankengängen, auch wenn sie nicht sofort sagen kann, was sich eigentlich verändert hat.
Ihre Gefühlswelt ist immer noch so dumpf wie zuvor und doch meint sie etwas zu spüren. Jemanden. Wenn auch nicht sich selbst. Und trotzdem weiss sie, dass sie nicht mehr alleine ist, wo auch immer sie ist. Irgendjemand ist bei ihr, sie weiss nur nicht, ob es ein Freund ist, oder ein Feind.
Spielt das denn überhaupt noch eine Rolle? Wenn ich gerade sterbe?
»Aimee.«
Klar und sanft hallt die Stimme durch den leeren Raum, doch sie kann nicht sagen, woher oder von wem sie stammt. Es ist, als würde die Stimme körperlos den Tiefen des Raumes entspringen. Als würde sie aus dem Nichts selbst zu ihr herüber wehen.Verzweifelt versucht sie sich zu orientieren, der Stimme zu folgen, um irgendwo im Dunkel ihren Ursprung auszumachen. Doch da ist einfach nichts. Sie selbst ist nichts.
Aimee? Bin ich das?
Sie kann sich nicht erinnern. Sie weiss weder, wer sie ist, noch wo sie ist, doch das schlimmste ist, dass sie nicht einmal weiss, ob sie existiert.
Verliere ich meinen Verstand?
»Aimee, sieh mich an.«
Erneut spricht die sanfte Stimme zu ihr und dieses Mal spürt sie, dass sie irgendetwas in ihr auslöst. Ein Brennen breitet sich in ihr aus, wie ein heißes, loderndes Feuer und langsam, ganz langsam, kehrt das Gefühl für ihren Körper zurück.
Und dann explodiert sie in einer Welt aus Schmerz.
Sie spürt kalte Hände auf ihrem Gesicht und ihrem brennenden Brustkorb, die jedoch kaum etwas gegen die Hitze in ihr auszurichten vermögen. Leicht legen die Fingerspitzen sich auf die blutigen Male an ihrer Kehle und mit einem Mal hat sie das Gefühl zu ersticken.
Wie kann ich ersticken, wenn ich bereits tot bin? Oder … bin ich doch nicht tot?
Ein Gefühl der Panik erfasst sie und für einen Moment wünscht sie sich, das klare Nichts zurück, das sie noch bis vor wenigen Sekunden in den Fängen hatte. Alles ist besser als das hier, denkt sie und jetzt ist sie sich sicher, dass sie ihren Verstand verliert.
Sie spürt eine Hand an ihrer Kehle, als würde ihr jemand die Luft zum Atmen abschnüren wollen und die Angst jeden Moment zu ersticken, wird immer stärker.
»Aimee, sieh mich an. Hab keine Angst.«
Wieder diese Stimme und die kalten Fingerspitzen, die sich auf ihre Wange legen. Verzweifelt will sie den Kopf abwenden, doch noch immer gehorcht ihr Körper ihr nicht wieder vollständig. Sie kann sich noch immer nicht bewegen, nur stumm daliegen und den brennenden Schmerz ertragen.
»Aimee, meine Liebste. Hab keine Angst, es ist gleich vorbei.«
Und dann spürt sie, dass die Stimme die Wahrheit sagt. Von einer Sekunde zur anderen, hat sie die Kontrolle über ihren Körper zurück und sie spürt, dass sie sich wieder bewegen kann. Und die unerträglichen Qualen, die sich eben noch angefühlt haben, als würde sie bei lebendigem Leib verbrennen, verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind.
Alles was zurückbleibt ist ein Gefühl tiefster Erschöpfung und ein Brennen in ihrer Kehle, als hätte sie seit Tagen keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen und wäre kurz vorm Verdursten.
»Aimee, Liebste, es tut mir so leid. Aber ich hatte keine andere Wahl.«
Endlich erkennt sie, wer da so liebevoll zu ihr spricht. »Nyx.« Ihre geliebte Nyx.
Sie öffnet den Mund, um Nyx irgendetwas zu sagen, auch wenn sie nicht wirklich weiss, was sie sagen soll, doch alles was sie hervorbringt ist ein raues Krächzen. Schon bei dem bloßen Versuch Worte zu formen, fühlt ihre Kehle sich so wund an und die Angst zu ersticken kommt zurück.
»Nyx, ich«, setzt sie an, weiss jedoch nicht, wie sie das Gefühl in Worte fassen soll. »Es - brennt so sehr.«
»Ich weiss«, sagt Nyx und streicht ihr über das kurze, blonde Haar. »Du hast Durst. Du brauchst Blut.«
»Blut?!«, schockiert starrt sie Nyx an, was dieser ein kurzes Schmunzeln entlockt.
»Ich weiss, es klingt schrecklich. Aber vertrau mir. Danach wirst Du Dich besser fühlen.«
Aimee schluckt trocken und es fühlt sich an, als wäre ihre Kehle eine einzige, klaffende Wunde.
Mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination sieht sie zu, wie Nyx ein kleines Messer aus ihrer Tasche nimmt und sich damit einen kleinen Schnitt an ihrem Handgelenk zufügt.
»Nyx, was tust Du da?«, ruft Aimee erschrocken aus, als sie das Blut sieht, das hell und frisch über die Hand ihrer Freundin strömt.
Doch der Schreck währt nicht lange, denn beim Anblick des Blutes wird Aimee von einem Ziehen in ihrem Kiefer abgelenkt und dem Gefühl, als würden nicht mehr nur ihre Kehle sondern ihr ganzer Körper lichterloh in Flammen stehen.
»Trink, Aimee. Vertrau mir. Trink.«
Sie wirft einen letzten zweifelnden Blick auf Nyx und als diese lächelt und ihr ermutigend zunickt, nimmt Aimee ihren ganzen Mut zusammen und senkt ihre Lippen über die Wunde an Nyx' Handgelenk.
Sobald der erste Tropfen des süßlichen Blutes ihre Kehle hinab rinnt, lässt der Schmerz etwas nach und sie ist wie gebannt, von dem köstlichen Geschmack der Flüssigkeit, die früher so abstoßend auf sie gewirkt hat.
Immer gieriger trinkt sie und sie spürt, wie ihr Körper allmählich mit neuer Kraft erfüllt wird.
»Fühlst Du Dich besser?«, will Nyx besorgt wissen, als sie ihr Handgelenk wieder freigegeben hat und sich flüchtig mit dem Handrücken über den Mund wischt, um die letzten Blutspuren zu beseitigen.
»Viel besser«, sagt sie leise und schließt kurz die Augen, um sich zu sammeln. »Aber - was bedeutet das? Bin ich - wie Du?«
»Das wirst Du gleich sehen«, lächelnd ergreift Nyx ihre Hand und zieht sie auf die Füße. »Komm.«
Auch wenn sie immer noch heillos verwirrt ist, ist Aimee erstaunt, wie einfach es ist. Eben noch war sie davon überzeugt, jede Sekunde sterben zu müssen, doch jetzt fühlt sie sich so stark und sicher, wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Gehorsam folgt sie Nyx und lässt sich von ihr aus der Dunkelheit führen, hinein in ein Meer aus strahlend hellem Licht.
Es dauert ein paar Sekunden, bis ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt haben und sie erkennt, dass sie in einem Zimmer voller Spiegel steht, die das Sonnenlicht, das durch die gläserne Decke herein fällt hundertfach reflektieren.
»Was ist das, Nyx? Was ist mit mir passiert?«, verwirrt sieht sie ihre Freundin an.
Lächelnd legt Nyx ihr eine Hand an die Wange und küsst sie, bevor sie ihr antwortet.
»Das ist Deine Auferstehung, Aimee. Du bist neu geboren worden. Ich habe Dich erschaffen.«
»Ich - verstehe nicht«, murmelt sie leise, obwohl sie in Wirklichkeit viel zu gut versteht und wendet sich von Nyx ab, als ihr Blick über Nyx' Schulter auf einen der großen Spiegel fällt.
Erschrocken starrt sie hinein. Dort, wo eigentlich ihr Spiegelbild sie hätte ansehen sollen, ist nichts. Nur ein nebliges, graues Etwas, das neben Nyx in der Luft zu schweben scheint.
Sie öffnet den Mund zu einem stummen Schrei, der es nicht über ihre Lippen schafft.
Zitternd dreht sie sich zu Nyx um und streckt hilflos die Hände nach ihr aus. »Nyx, was ist das? Was bin ich? Was zur Hölle ist mit mir passiert?!«
Mit einem wehmütigen Lächeln sieht Nyx sie an. »Ich habe Dich verwandelt, meine Liebste. Du bist jetzt wie ich. Jetzt können wir für immer zusammen sein.«
»Was soll das heißen, ich bin wie Du? Du hast mich … zu einem Vampir gemacht?«
Liebevoll zieht Nyx sie in ihre Arme. »Das habe ich. Ich konnte Dich einfach nicht sterben lassen.«
»Aber warum? Warum kann ich Dich sehen? Und ich bin … nichts? Nur dieser graue Nebel?«
Beruhigend streichelt Nyx ihr über den Rücken und küsst sie kurz auf die Lippen.
»Das liegt daran, dass Du neu erschaffen wurdest. Vertrau mir, Liebste. Das gibt sich mit der Zeit. Wenn das Universum sich an Deine Existenz gewöhnt hat, dann wirst auch Du wieder ein Spiegelbild haben.«
Nur allzu gern, würde Aimee ihr vertrauen, doch noch ist sie einfach viel zu schockiert von ihrem neuen Leben, wenn man es denn so nennen kann.
Nyx, die ihre Ängste und Verunsicherung zu spüren scheint, legt liebevoll die Hand an ihre Wange und zieht sie wieder an sich.
»Vergiss, die Spiegel, meine Liebste. Du wirst sehen, bald werden die Spiegel für immer auf Deiner Seite sein.«
Einen Moment sieht sie Aimee nachdenklich an, bis sie entschlossen ihre Hand ergreift und sie mit sich in die Mitte des Zimmers.
»Komm, tanz mit mir, Aimee«, flüstert sie, während ihre Lippen über Aimees Hals streifen. »Tanz mit mir in die Spiegelwelt.«
»Tanzen?«, haucht die Neuigeborene zweifelnd und versteift sich in den Armen ihrer Freundin.
Doch die Vampirin lacht nur. »Ja, tanzen. Du wirst sehen, danach wirst Du Dich besser fühlen. Warte einen Moment.«
Ehe Aimee weiter protestieren kann, geht Nyx mit schnellen Schritten in die Ecke des Raumes und nur einen Augenblick später, wird der Raum von sanfter Klaviermusik erfüllt. Und als hätte die Musik irgendeinen wundersamen, beruhigenden Zauber in ihr freigesetzt, spürt Aimee, wie eine tiefe, inneren Ruhe von ihr Besitz ergreift.
In Windeseile ist Nyx wieder bei ihr und sie lässt sich zufrieden und entspannt in ihre Arme sinken.
Langsam wirbeln die Beiden im Takt der Musik durch den Raum und Stück für Stück gelingt es Aimee sich immer mehr von der Musik mitreissen und sich fallen zu lassen.
Es ist als würde die Zeit still stehen, sie schweben durch den Raum und sie spürt nichts mehr, als die beruhigende Gegenwart von Nyx, ihre Arme, die sie halten und ihr das Gefühl von unerschütterlicher Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Erst als hinter ihr ein leises Klirren ertönt, wird Aimee sich des Raumes, in dem sie sich befinden wieder bewusst.
»Was ist das, Nyx?«
Diese lächelt und zieht sie noch enger an sich und während sie Aimee herumwirbelt antwortet sie: »Sieh hin. Sieh auf die Spiegel.«
Bei der nächsten Drehung erhascht Aimee einen Blick auf die Spiegel, die hinter ihr an der Wand hängen und dieses Mal erstirbt kein stummer Schrei auf ihren Lippen. Stattdessen öffnet sich ihr Mund vor Verwunderung und wie gebannt starrt sie auf den Anblick, der sich ihr bietet.
Wie von einem inneren Feuer erfasst, beginnen die Spiegel zu leuchten, rötlich, golden, silbrig, bevor sie einer nach dem anderen zu Boden fallen.
Bis schließlich nicht mehr von ihnen übrigen ist, als kleine Häufchen farbig leuchtender Glasscherben.
»Was - hat das zu bedeuten?«
Sie hört, wie Nyx an ihrem Ohr leise kichert, bevor sie damit beginnen langsam wieder über das Parkett zu gleiten.
»Das ist der Abschluss Deiner Verwandlung. Die Spiegel zerfallen, als Zeichen, dass Du sie nicht mehr fürchten musst. Weil Du jetzt eine von uns bist. Wie ich. Unsterblich.«
»Unsterblich«, haucht Aimee tonlos und mit einem Mal wird sie sich der Bedeutung dieses Wortes vollends bewusst. »Ich - bin ein Vampir.«
Nyx stößt erneut ein leises Kichern aus. »Du bist ein Vampir. Jetzt können wir für immer zusammen sein.«
Aimee hat das Gefühl sich in einem wirren Sog aus Ängsten und unbeantworteten Fragen zu verlieren, doch Nyx lässt ihr keine Zeit weiter über ihr Schicksal nachzudenken.
»Es gibt noch genug Zeit, Deine vielen Fragen zu beantworten«, sagt sie leise, mit einer so melodiösen Stimme, dass es für Aimee klingt, als würde sie singen. »Jetzt tanz mit mir, Aimee. Tanz mit mir, weil wir jetzt immer zusammen sein werden.«
Und ehe Aimee etwas dazu sagen kann, wirbelt sie mit Nyx schon wieder über das glänzende Parkett.
»Tanz mit mir, in der Spiegelwelt. Tanz mit mir, bis der Vorhang fällt und die samtene Ewigkeit uns umfängt.«
Auch wenn sie noch immer das Gefühl hat nicht das geringste zu verstehen und die Angst immer noch wie ein eiserner Ring ihren Brustkorb zusammenschnürt, entspannt Aimee sich langsam.
Sie weiß, dass sie Nyx vertrauen kann, dem einzigen Menschen, den sie je geliebt hat und ihr Versprechen für immer an ihrer Seite zu sein, verleiht ihr einen Mut, von dem Aimee nicht gedacht hatte ihn jemals empfinden zu können.
Sie weiß, dass alles gut sein wird, solange sie nur zusammen sind.