Team: Juliet
Challenge: Romantik/Intimität - JOKER (Gefühlsachterbahn, 2023) (fürs Team)
Rating: gen
Fandom: Tatort Wien
Charaktere/Pairings: Bibi Fellner, Ernst Rauter
Notes: [Tatort aber es gibt Magie AU, Teil 7] Bibi und Ernstl fahren Achterbahn 🤭
Teil 1,
Teil 2,
Teil 3,
Teil 4,
Teil 5,
Teil 6 ***
Ein Geräusch von drüben ließ Bibi aufhorchen. Im nächsten Moment erklang ein unterdrückter Schrei. Sie sprang auf und rannte ins Wohnzimmer zu Ernstl, der gerade die Decke von sich warf und mit wildem Blick umhersah.
"Ernstl!"
Er schien sie nicht wahrzunehmen, genausowenig wie seine Umgebung.
"Ernstl, hey. Hey. Is gut." Sie näherte sich ihm und griff nach seiner Hand, mit der er herumgestikulierte, als könnte er etwas sehen, das ihr verborgen war.
Bei der Berührung zuckte er zusammen, doch sie ließ ihn nicht los.
"Ernstl, komm, schau mich an. Du bist daheim, ich bin da, es is alles gut, okay? Ernstl?"
Endlich fokussierte er sich auf sie. Ein paar mal blinzelte er hektisch, als hätte ihre Anwesenheit ihn vollkommen überrascht, dann griff er nach ihrem Arm. Er klammerte sich regelrecht an sie, seine Augen groß.
"Ein Alptraum?"
Er nickte und sie zog ihn in eine Umarmung.
Der Arzt hatte ihr und Moritz von seinem unruhigen Schlaf erzählt, doch bisher hatte sie es selbst noch nicht erlebt, da er immer wach gewesen war, wenn sie ihn besuchten. Jetzt, wo sie ihn in ihren Armen hielt, fiel ihr auf, wie sehr er zitterte. Gut, dass sie dageblieben war, im Krankenhaus hatte in diesen Momenten vermutlich niemand für ihn dasein können.
Nach einer Weile machte Ernstl ein fragendes Geräusch. Während sie rätselte, was er meinen könnte, ließ er sie los und sah sich suchend um.
"Moritz?" Wieder nickte er. "Der is eben zum Einkaufen gefahren."
Er seufzte, sichtlich erleichtert.
***
Nachdem er sich umgezogen hatte, begann Ernstl, im Flur herumzukramen. Bibi überließ ihn eine Weile sich selbst, um ihm nicht auf die Nerven zu gehen, doch irgendwann klang es, als würde er dort die Schränke ausräumen, also sah sie nach ihm. Er lehnte bedenklich schief an der Wand und nahm gerade eine Jacke vom Haken, deren Taschen er danach durchsuchte. Was auch immer er finden wollte, befand sich offenbar nicht darin, denn sein konzentrierter Gesichtsausdruck schlug auf einmal in Wut um und im nächsten Augenblick schleuderte er die Jacke quer durch den Flur in ihre Richtung.
Bibi fing sie auf, überrascht, wie schwer das Leder war. Diese Jacke hatte sie noch nie an ihm gesehen, wo hatte er die denn hergeholt?
"Was suchst du?"
Er schaute hoch, die Wut schon verflogen und machte ein verzweifeltes Geräusch, während er mit einer Hand eine eindeutige Telefon-Geste machte.
"Dein Handy? Das ist noch in der Tasche, die du im Krankenhaus hattest."
"Hrr."
Genaugenommen hatte er sein Handy sogar selbst in die Tasche gesteckt und die Tatsache, dass er sich nur wenige Stunden später offenbar nicht mehr daran erinnern konnte, versetzte ihrem Herz einen Stich. Sein lückenhaftes Gedächtnis war noch etwas, von dem sie nicht wussten, ob es sich im Laufe der Zeit bessern würde oder nicht.
Ernstl stieß sich von der Wand ab und rutschte seitwärts zu Boden, anstatt einen Schritt zu tun. Sofort war sie bei ihm, doch zum Glück war sein Fall glimpflich ausgegangen und so blinzelte er sie nur einen Moment lang verdutzt an, bevor er sich mit einem genervten Geräusch aufrappelte.
***
Seit einer halben Stunde saß Ernstl am Küchentisch und tippte konzentriert auf seinem Handy. Die Welt um sich herum schien er vollständig ausgeblendet zu haben, selbst den Kaffee, den sie ihm vor einer Weile hingestellt hatte, hatte er nicht angerührt. Was tat er da bloß? Sie wusste, dass ihm der Sprachtherapeut eine App installiert hatte, die ihm beim Wiedererlernen seiner Sprache helfen sollte, aber dafür hätte er ja reden müssen, oder?
Ein Pling ließ sie auf ihr eigenes Handy schauen.
- Ernst Rauter: bibi. es tut mir leid
Überrascht sah sie zum ihm. Er schaute sie mit einem solch unsicheren Gesichtsausdruck an, dass es schon wieder in ihrem Herz stach.
"Ernstl, was meinst du denn?" Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. "Es gibt doch nix, wofür du dich entschuldigen musst."
Er drückte ihre Hand, aber schüttelte den Kopf und machte eine ausladende Geste mit seiner anderen Hand.
Alles?
"Nein, Ernstl. Hör mir mal zu. Das alles hier… Nichts daran is deine Schuld. Okay? Es is…" Sie brach ab, wusste ja, wie vehement er ihr widersprechen würde, wenn er wüsste, was sie gerade dachte. So wie er sie jetzt ansah, die Stirn in Furchen gelegt, wusste er es auch ohne dass sie es laut aussprach.
Diesmal war er es, der sie in eine Umarmung zog und sie es, die Tränen vergoss.
"Mir tut's leid, Ernstl. Gott, es tut mir so leid. Wenn ich ned-"
Sie spürte sein Kopfschütteln und als er sie einen Moment später losließ, um sie anzusehen, schüttelte er noch immer energisch den Kopf.
"Ernstl…"
Er umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen, zog sie zu sich und lehnte seine Stirn an ihre.
Eine Weile saßen sie so da, bis sie irgendwann doch lachen musste. "Mann, was sind wir für ein paar kaputte Gestalten."
Ernstl lächelte und ließ sie nun los, bevor er hinter sich nach einem Einkaufszettel griff und von irgendwo einen Stift hervorholte. Er drehte den Zettel um und malte eine ausgedehnte Schlangenlinie darauf. An ein Ende der Linie setzte er ein Rechteck mit zwei kleinen Kreisen dran und malte noch ein paar kurze Linien dahinter, an das andere Ende malte er mit inzwischen recht zittriger Hand ein kleines Herz, dann deutete er auf sie und auf sich selbst und schob ihr schließlich den Zettel hin.
Jetzt, wo sie so herum draufsah, war offensichtlich, was er meinte.
Sie lachte, "Eine emotionale Achterbahnfahrt?"
Er nickte grinsend.