Language: German
Title: Amicus Draconis: 2nd Cycle - Cycle of the Snake
Rating: R
Warnings: Het, Slash, Character Death
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Hauptseite Trailer14. Sprung From My Only Hate I:
/Part A/ /Part B/ /Part C/ /Part D /Part E/15. Sprung From My Only Hate II - Prodigius Birth of Love it is to me:
/Part A/ /Part B/ /Part C/ /Part D/ /Part E/ /Part F/ Saturday, December 26th
Ich mach’ dich fertig! Ich krieg’ dich! Ich bring dich um, du verdammter Bastard.
Meine Hände zittern vor Wut und mein Tagebuch fällt zu Boden. Es schlägt auf irgendeiner Seite auf, und doch steht auf jener Seite fast genau dasselbe wie auf dieser.
Wie viele solcher Seiten habe ich wohl geschrieben? Flüche gegen Potter, Verwünschungen gegen Potter, Hass und Wut und Gift und Galle. Neue Sticheleien, neue Gemeinheiten, neue Wortgefechte, neue Meisterpläne ... und am Ende bleibt doch alles gleich.
Nein, diesmal nicht! Ich weiß es... ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dieses Duell zwischen uns wird eine Entscheidung herbeiführen und das Duell wird stattfinden, dafür werde ich sorgen.
Ich war zu ungeduldig, ich hab’ ihn im falschen Moment angegriffen. Es ist wie beim Zauberschach, wenn man die offenen Attacken zu früh beginnt und der Gegner die Strategie durchschaut.
Er glaubt, ich bin kein ernstzunehmender Feind? Der verdammte Trottel wird noch früh genug merken, wie sehr er sich getäuscht hat.
Oh, du wirst dich noch wundern, mein lieber Erzfeind! Vielleicht kannst du mir die kalte Schulter zeigen, wenn ich dich persönlich beleidige, aber ich weiß doch, wie empfindlich du reagierst, wenn es deine sogenannten Freunde trifft. Du glaubst, es wäre schlimm, wenn ich deine Freunde in der Großen Halle beschimpfe? Warte erst mal ab, was passiert, wenn sie vor der ganzen Zaubererwelt beschimpft werden.
Denn dafür werde ich sorgen. Und ein kleiner Käfer wird mir dabei helfen.
Wednesday, December 30th
Als ich zu unserem vereinbarten Treffpunkt am See kam, wartete Rita Skeeter bereits auf mich. Sie wirkte nervös, kein Wunder, ich konnte mit einigen wenigen Worten ihr ganzes Leben ruinieren. Unregistrierte Animagi können ganz schön hart bestraft werden und wenn man bedenkt, für welch hinterlistige Zwecke sie ihre Fähigkeiten einsetzt, wäre selbst Azkaban vorstellbar.
Ich ließ sie noch ein wenig schmoren und erzählte ihr genussvoll, wie ich nachts im Rosengarten ganz zufällig ihre nette kleine Verwandlung beobachtet hatte. Erst ein Käfer, der über die Blätter krabbelte, dann plötzlich eine Reporterin. Spätestens zu diesem Zeitpunkt schien ihr klar zu werden, dass ich nicht vorhatte, sie zu verraten, die gute Frau ist ja schließlich nicht von gestern. Es war alles nur eine Frage des Preises.
Wir waren relativ schnell handelseinig. Sie erklärte sich bereit, ein paar nette Artikel über gewisse Leute zu schreiben und ich erklärte mich bereit, dafür gewisse Informationen zu liefern. Wie nennt man das doch gleich? Außenkorrespondent? Persönlicher Presse-Agent? Keine Ahnung, ist aber auch egal.
Leider hatten wir gegen Weasley und Granger noch nichts Richtiges in der Hand. Dummheit und schmutziges Blut allein reichen nun mal nicht für einen Skandal-Artikel. Aber Rita schlug vor, dass Potter’s zu groß geratener Wildschweinfreund unser erstes Opfer sein sollte, mit dem hatte sie nämlich noch eine Rechnung offen. Und ein paar interessante Dinge über ihn hatte sie auch schon recherchiert.
Also, rasende Rita, wetz’ schon mal deine Flunkerfeder. Es kann losgehen.
Sunday, January 3rd,1995
Wir trafen uns heute ein zweites Mal, damit ich noch ein paar ’Informationen’ über Potter, Weasley und Granger loswerden konnte. Diesmal waren auch Crabbe, Goyle und Pansy mit von der Partie, Rita braucht schließlich “differenzierte Aussagen“.
Gerade was Granger anging, war Pansy unschlagbar. Ich bewundere immer den weiblichen Scharfsinn, wenn es darum geht, andere Mädchen zu beleidigen. Dass man Granger aus der Geschichte mit Krum einen Strick drehen könnte, darauf wäre ich gar nicht gekommen.
Ach ja, Krum ist natürlich für mich gestorben. Berühmtheit hin oder her, mit Schlammblütern geht man auf keinen Ball.
Monday, January 4th
Der Artikel ist da. Ein Gedicht. Rubeus Hagrid, der Abkömmling einer blutrünstigen Riesin, Schrecken aller Schüler. “Aber ich wollt’ doch nur’n bisschen Spaß haben, nich?“
Potter war außer sich vor Wut. Er hätte mir sonst was an den Kopf geworfen, wenn unsere gute Ersatzlehrerin ihn nicht ermahnt hätte. Ich grinste nur, reizte ihn noch ein bisschen weiter und wiederholte in einem unbeobachteten Moment mit zuckersüßer Stimme meine Aufforderung zum Duell. Potter schlug sie ein zweites Mal aus, aber diesmal mit weitaus weniger großen Worten als das letzte Mal.
Ich schmecke schon den überaus süßen Geschmack der Rache auf meiner Zungenspitze. Gibt es etwas Schöneres als den Feind genau dort zu treffen, wo es ihm am meisten wehtut?
* * *
March, 1967
“Das ist eine gemeine Lüge! Mutter wird nicht sterben!“
“Doch, das wird sie. Ich hab’s gesehen! Sie bringen heute Nacht das Baby, aber Mutter kommt nicht mehr wieder.“
“Lügnerin!“
Mit einem Geräusch, welches dem Fauchen einer wütenden Katze glich, ging Narcisse auf ihre Schwester los. Es kümmerte sie nicht, dass Raufen undamenhaft war, es kümmerte sie nicht, dass Camille viel größer und stärker war, als sie selbst und es kümmerte sie nicht, dass sie diesen Kampf nur verlieren konnte. Mutter durfte nicht sterben. Und Camille durfte so etwas nicht sagen.
Narcisse packte Camille bei den Haaren und riss daran. Camille kratze Narcisse im Gesicht. Narcisse packte Camille’s Hand und biss kräftig hinein.
“Hah!“ Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck zog Camille ihren Zauberstab aus der Innentasche ihres Umhangs. Narcisse schrak zurück. Jetzt konnte sie nichts mehr tun, denn sie besaß noch keinen eigenen Zauberstab. Erst mit elf, wenn sie eingeschult wurde, bekam eine junge Hexe ihren Zauberstab. Und das würde bei ihr noch ganze dreieinhalb Jahre dauern.
“Petrificus Totalus!“
Ihr Körper wurde steif wie ein Brett. Ihre Beine und Arme klappten zusammen, als wolle sie Hampelmann hüpfen. Und im nächsten Moment fiel sie um wie ein Dominostein.
Was war mit ihr passiert? Was hatte Camille getan? Sie konnte sich nicht bewegen, auch nicht das kleinste Fingerglied. Sie konnte auch nicht sprechen, denn ihre Lippen und ihre Zunge waren ebenso reglos. Trotzdem konnte sie über sich die Zimmerdecke sehen und einen Augenblick später Camille, die sich schadenfroh über sie beugte.
“Was mach’ ich jetzt mit dir?“ fragte Camille. “Ich könnte dich die Treppe runterwerfen und gucken, ob du dabei zerbrichst. Ich könnte dich auch in die Küche bringen und dich in den großen Topf fallen lassen. Oder in unseren Kamin.“
Narcisse versuchte zu schreien, aber es ging nicht. Mit wachsendem Entsetzen hörte sie den immer schauriger klingenden Plänen ihrer Schwester zu. Sie glaubte natürlich nicht, dass Camille all diese schrecklichen Dinge wirklich tun würde; sie stieß immer solche Drohungen aus, wenn sie jemandem Angst machen wollte. Und außerdem, Vater würde sicher sehr böse sein, falls sie so etwas tat.
Ein zuckersüßes Lächeln erschien auf Camille’s Gesicht und Narcisse wurde klar, dass ihre Schwester soeben einen neuen Plan ausgebrütet hatte.
Und diesmal einen, den sie ernst meinte. “Ich weiß, was ich mit dir mache! Ich bringe dich in Vater’s Puppenstube und lass’ dich dort liegen. Ich weiß doch, wie viel Angst du vor seinen Puppen hast. Und wenn Vater dich dann dort findet, kriegst du den ganzen Ärger. Wingardium Leviosa!“
Der Teppich, auf dem Narcisse lag, erhob sich in die Höhe und Narcisse hob sich mit ihm. Sie hoffte verzweifelt darauf, dass das Kindermädchen oder eine der Hauselfen die seltsame Prozession rechtzeitig stoppen würde, doch niemand hielt sie auf, als Camille sie mit dem Zauberstab aus dem Zimmer und die Treppen hinauf dirigierte.
Die Puppenzimmer waren nicht abgeschlossen, denn ohne Vater’s Erlaubnis hätte ohnehin niemand gewagt, sie zu betreten. Narcisse konnte sich auch nicht daran erinnern, dass Camille dieses Verbot jemals gebrochen hatte. Vermutlich tat sie es auch diesmal nur, weil sie davon ausging, dass ihre Schwester und nicht sie selbst den Ärger dafür bekommen würde.
“Hm... wo soll ich dich hinlegen? Vielleicht in eines der Puppenbettchen? Oder hier in die... “ Camille’s Stimme ging in einem spitzen Schrei unter, der gellend im Raum wiederhallte und plötzlich abbrach. Instinktiv wollte Narcisse sich die Ohren zuhalten, aber ihre Hände bewegten sich nicht, und außerdem hätte es ja nichts gebracht.
Camille schien den Schrei nicht gehört zu haben. “Ich muss dich jetzt leider verlassen, liebes Schwesterchen. Aber Gesellschaft hast du ja hier genug.“ Sie kicherte und winkte Narcisse zu, bevor sie sich wegdrehte und durch die Tür verschwand. Ein leises Klacken und dann war alles ganz still.
Zuerst blieb es auch still. Narcisse lag in der Mitte des Zimmers auf ihrem Teppich. Sie konnte die Decke über sich sehen, und wenn sie sich sehr anstrengte, auch ein Stückchen Zimmer um sich herum. Ihre Augen waren das Einzige an ihrem Körper, das sich bewegen ließ, sie rollten wie kleine Kugeln in ihren Höhlen herum.
Stumme Puppengesichter blickten sie an. Einige Puppen saßen auf Stühlen, auf Couchen, auf Sesseln, einige lagen in ihren Bettchen. Andere standen in Ecken und ihre reglosen, blassen Hände hielten Musikinstrumente oder Handarbeiten. Puppen, überall Puppen und die meisten von ihnen waren viel größer, als sie selbst.
Sie versuchte die Augen zu schließen, um nicht hinsehen zu müssen, aber ihre Lider gehorchten ihr nicht.
Das erste Geräusch, das die Stille durchschnitt, war ein leises Weinen. Es gellte nicht so sehr in den Ohren wie der Schrei, aber es klang trotzdem nicht weniger schrecklich. Dann folgte ein Stöhnen und Wimmern aus einer anderen Ecke und plötzlich ein Flehen: “Bitte, bitte tun Sie mir nichts. Was wollen Sie von mir? Nein, bitte nicht!“
War die Puppe links in der Ecke nicht eben noch gesessen? Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
Jetzt jedenfalls stand sie.
Wieder ein Schrei und dann noch mal einer. Jetzt redeten, weinten schluchzten, flehten so viele Stimmen durcheinander, dass es Narcisse unmöglich war, noch irgend etwas zu verstehen. Nur die Puppen selbst schienen ebenso reglos wie sie, jedenfalls dann, wenn sie sie direkt ansah. Sie glotzten mit starren Augen auf Dinge, die sie nicht sehen konnte.
Wenn sie gerade nicht hinsah... nun, daran wagte sie gar nicht zu denken.
“Das ist alles nicht wirklich,“ versuchte sie sich einzureden. “Sie sprechen nicht, sie sind nur Puppen. Sie sind tot.“
War Mutter jetzt auch tot, genau wie Camille gesagt hatte? Würde Mutter ebenso zu einer solchen Puppe werden? Würde sie bald hier auf einem Sessel sitzen, die starren Augen auf eine unfertige Stickarbeit gerichtet? Für immer und ewig?
Narcissa schrie und plötzlich, endlich konnte sie schreien, konnte mit ihrer eigenen Stimme die furchtbare Kakophonie des Grauens übertönen, die um sie herum herrschte. Eine Hand ergriff die ihre, ein fester sicherer Halt und sie wurde auf die Füße gezogen. Ein Arm legte sich um sie und sie verbarg das Gesicht an einer Schulter.
“Ich kann dafür sorgen, dass die Stimmen aufhören zu dir zu sprechen,“ sagte eine warme, freundliche Stimme. “Schon bald werden sie verstummt sein und du brauchst keine Angst mehr zu haben, kleine Prinzessin. Die Seelen sind alle verschwunden und der Rest ist Schweigen.“
“Wer bist du?“ fragte sie leise. “Bist du ein Engel?“
“Wenn du das möchtest, kleine Prinzessin, werde ich von jetzt an dein Engel sein.“
Sie hob den Kopf und blickte in seine freundlichen dunklen Augen. Er war größer als sie und bestimmt auch einige Jahre älter. Er trug ein gewinnendes Lächeln auf seinem Gesicht und eine kostbare Robe auf seinem Körper. In seiner Hand hielt er eine Spieluhr, auf welcher ein Prinz und eine Prinzessin sich klingend im Tanze drehten.
“Hier, das ist für dich, meine Prinzessin. Damit kannst du mich finden und mit mir sprechen, wann immer du willst. Alles, was du tun musst, ist dieses Geschenk von mir akzeptieren und deinen Träumen steht nichts mehr im Weg.“
Er überreichte ihr die Spieluhr. Die Prinzessin trug ein wunderbares blaues Kleid. Sie blickte an sich hinunter und stellte fest, das sie ein ebensolches Kleid trug.
“Wenn ich eine Prinzessin bin, bist du dann auch ein Prinz?“
“Ich kann ebenso dein Prinz sein, wenn du das möchtest. Hier in meiner Welt kann ich alles sein, was du dir wünschst, denn ich kann sie nach meinen Wünschen formen und gestalten. Sie ist wie ein magischer Raum, aber sie ist ungleich facettenreicher und vielfältiger als ein magischer Raum. Sie ist, wenn ich das so sagen darf, nahezu vollkommen.“
Sein Lächeln wurde noch eine Spur bezaubernder. “Eines Tages wird sie vollkommen sein und dann werden wir diese Welt des Todes und der Vergänglichkeit, die du jetzt noch als Wirklichkeit kennst, nicht mehr brauchen.“
* * *
Saturday, January 16th,1995
Was für eine Woche! Ich hab’ jede Gelegenheit genutzt, um Potter bis aufs Blut zu provozieren, natürlich immer nur, wenn ein Lehrer in der Nähe war und er es nicht riskieren konnte, mich anzugreifen. Das will ich mir schließlich für eine bessere Gelegenheit aufheben.
“Vermisst du deinen Riesenfreund, Potter? Sehnst du dich nach dem Elephantenmenschen?“
Und was für ein Showdown! Hermione Granger vs. Rita Skeeter im Three Broomsticks. Zu schade, dass ich das verpasst habe, aber Pansy hat mir alles haarklein erzählt. Tja, ich fürchte, ich weiß, wer Rita’s nächstes Opfer sein wird. Ich freu mich schon drauf.
Wenigstens kann ich mir jetzt noch einen Teil vom Finale ansehen. Vom Weg aus hab’ ich einen wunderbaren Blick auf die Wildschweinhütte, und Granger’s Geschrei hört man bis hierher. “Hagrid! Wir wissen, dass du da drin bist! Lass uns rein! Es interessiert uns nicht, ob deine Mutter eine Riesin war!“
Jetzt müsste sie nur noch zu heulen anfangen und schluchzen: “Wir ham dich alle lieb!“, und die Wireless-Schnulze wäre perfekt. Mal sehen, was Potter zu dem ganzen Theater sagt.
Sunday, January 17th
Malfoy,
Triff mich in der Nacht vom 22 auf den 23. Januar, um ein Uhr morgens im Klo der maulenden Myrthe.
Komm allein. Und glaub’ ja nicht, dass du mich hereinlegen kannst.
Harry Potter
Friday, January 22nd
Dieses Mal hat mein Plan nicht versagt. Dieses Mal habe ich ihn genau da, wo ich ihn haben will.
Ich ziehe mich an und schleiche mich aus dem Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum. Er ist verlassen, stockfinster und vollkommen still, nur das schwarze Wasser des Sees schwappt gegen die Fensterscheiben. Sie werfen mein Spiegelbild zurück und ich starre es böse an.
Mein Zauberstab ist bereit für den Kampf. Efeu, 10 ¾ Zoll, Drachenherzfaser. Einen kompletten Nachmittag hat es damals gedauert, bis ich endlich einen Drachenherz-Stab gefunden habe, der zu mir passt. Den alten Ollivander hab’ ich damit schier in den Wahnsinn getrieben. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann kriege ich es auch.
So wie dich, Potter. Heute Nacht gilt es.
* * *
January 23, 1995
Hogwarts lag in samtschwarzer, mitternächtlicher Stille. Nur dann und wann knarrzte eine Treppe, die ächzend ihre Richtung wechselte oder es huschte ein Geist, einem eisigen Windhauch gleich, durch das uralte Gebälk.
Katzenminze. Ein paar Tropfen davon, an strategisch wichtigen Orten im Schloss verteilt, sollten vollauf genügen, die alte Mrs Norris hinreichend zu beschäftigen und von seiner Fährte abzulenken. Nicht, dass er besonderen Ärger von Filch erwartet hätte, aber man konnte nie wissen und es war immer besser, umsichtig zu sein. Nichts sollte ihm seine Nacht, diese ganz besondere Nacht verderben. Die Nacht seines Triumphs.
Im fahlen Schein seiner Kerze erstreckte sich ein endloses Netzwerk von Gängen vor ihm. Obwohl das Licht in der Hand des Ruhmes von Außenstehenden nicht gesehen werden konnte, vermied er es sorgfältig, irgendeine Form der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schlich an den Wänden entlang, vorsichtig darauf bedacht, die schlafenden Gestalten in den Portraits nicht zu wecken, und hielt an jeder Ecke inne, um nach Anzeichen von Bewegung zu spähen.
Doch nichts regte sich. In dieser Nacht schien das Glück auf seiner Seite.
Er schob die Tür einen Spalt breit auf und tat ein paar vorsichtige Schritte in den Raum. Von Potter war noch keine Spur zu sehen, aber das überraschte ihn nicht, denn er war mit Absicht ein wenig zu früh gekommen. Welcher Teufel hatte seinen Erzfeind geritten, sich ausgerechnet Moaning Myrtle’s Klo als Treffpunkt für ihre geheime Zusammenkunft auszusuchen? Das war wohl kaum der angemessene Ort für ein Duell.
“Malfoy.“
Draco fuhr herum - wie war Potter so plötzlich aus dem Nichts erschienen? Hatte er sich am Ende in einer der Toilettenkammern versteckt? Aber die Kammern lagen alle vor ihm und Potter war hinter ihm aufgetaucht. Und er hatte auch keine Tür gehört.
“Potter!“
Er spie den Namen förmlich aus und fühlte die kalte Wut in sich hochsteigen. Am liebsten hätte er alles um sich herum vergessen und sich ohne Umschweife auf seinen Erzfeind gestürzt, aber das würde gar nichts beweisen. Ein Zaubererduell lief nach strengen Regeln ab und diese Regeln mussten eingehalten werden.
Regeln, die Potter bereits gebrochen hatte. “Dir ist schon klar, dass wir für ein gültiges Duell eigentlich Sekundanten bräuchten?“ fragte Draco mit schneidender Stimme. “Oder hast du in all deinen Jahren in der Zaubererwelt noch immer nichts gelernt?“
“Ich will keinen meiner Freunde in Schwierigkeiten bringen,“ entgegnete Potter bestimmt. “Du hast selbst gesagt, diese Sache geht nur dich und mich etwas an.“
Er verzog das Gesicht. “Oder bist du etwa zu feige, mir allein gegenüber zu treten? Kein Crabbe und kein Goyle hinter denen du dich verstecken kannst, huh, Malfoy?“
Zum wiederholten Male spielte Draco mit dem Gedanken dieses unverschämte Großmaul einfach anzugreifen und betäubt liegen zu lassen, aber er war nicht soweit gekommen, um sich jetzt alles selbst zu ruinieren. “Wart’s nur ab, Potter,“ zischte er zurück. “Wenn ich erst mit dir fertig bin, können Weasley und Granger dich in Einzelteilen aus dem Klo fischen.“
“Wir werden ja sehen, Malfoy, ob du Manns genug bist, mir gegenüber zu treten.“ Potter bedachte ihn mit einem letzten verachtungsvollen Blick und wandte sich dann von ihm ab. Draco war sich allerdings sicher, dass sein Erzfeind ihn immer noch aus den Augenwinkeln beobachtete. Er schien inzwischen gelernt zu haben, dass man einem Feind niemals den Rücken zukehrte. Oh, er schien inzwischen so einiges gelernt zu haben, was den Umgang mit Feinden anging, aber heute Nacht würde ihm das nichts...
“Sssi ashnách deshái
Sssi nathrách bethúd
Sssi sharách lachái
Ashar’ra varísss sssa’sssud.“
Draco’s Atem beschleunigte, durch seinen Körper lief ein Zittern und er glaubte zu spüren, wie sich seine Nackenhaare einzeln aufrichteten. Was bezweckte Potter mit dieser Demonstration seiner Slytherin-Fähigkeiten? Wollte er ihn einschüchtern? Oh nein, das würde ihm nicht gelingen.
Ein Rumpeln erschütterte den Boden, gefolgt von einem tiefen Ächzen, welches sich wie ein langer klagender Seufzer durch den ganzen Raum zog. Dann schoben sich die Waschbecken an der Wand beiseite und gaben den Weg zu einem Tunnel frei.
Nein, Potter, das kann nicht dein Ernst sein.
Voller Entsetzen starrte Draco in die bodenlose Öffnung hinein, welche wie eine klaffende Wunde im Gemäuer schwärte und sich bereits nach wenigen Fuß in der Dunkelheit verlor. Er wusste, dass Hogwarts viele Geheimgänge besaß, aber dies war weitaus mehr als ein Geheimgang; es war ein Tor ins Nichts. Etwas Uraltes, etwas Mächtiges lauerte unterhalb dieses Ganges und dieses Etwas ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück.
Er fuhr herum und sah in die spöttischen Augen Potter’s, der seine Reaktion genau beobachtet hatte. In diesem Moment hätte er sich auf die Zunge beißen mögen vor Wut, dass er sich vor seinem Feind eine solche Blöße gegeben hatte. Angst zu haben, war eine Sache, das konnte er nicht verhindern. Aber sie zu zeigen, das gehörte zu den Dingen, die man sich schnellsten abgewöhnen sollte.
“Nach dir.“ Mit einer einladenden Handbewegung und einem spöttischen Lächeln wies Potter auf die schwarzschimmernde Röhre. “Oder sollen wir das Duell doch lieber absagen?“
Seine ganze arrogante Haltung zeigte, dass er felsenfest mit einem Rückzieher rechnete. War dies Potter’s Methode um sich vor dem Duell zu drücken? Oder war es am Ende eine Falle und er wollte, dass Draco dieses Rohr hinunterrutschte und sich dabei sämtliche Knochen im Leib brach?
Draco wusste, dass er sich in eine äußerst schwierige Situation hineinmanövriert hatte. Wenn er das Duell jetzt absagte oder versuchte, Potter davon zu überzeugen, es an einem anderen Ort stattfinden zu lassen, dann würde er auf ewig als Feigling dastehen. Aber vor Potter in dieses Loch zu springen, war grenzenlose Dummheit.
“Na, was ist, Malfoy? Entscheide dich endlich! Oder bist du etwa zu feige?“
“Oh, nein, so nicht, Potter!“ fauchte Draco zurück. “Von einem Einfaltspinsel wie dir lass’ ich mich weder einen Feigling schimpfen, noch in eine Falle locken. Dieser Eingang ist groß genug für uns beide, selbst wenn er direkt in der Schattenwelt endet!“
“Damit könntest du Recht haben,“ murmelte Potter mit düsterer Stimme und einen Augenblick lang schien es, als wären seine Gedanken in Erinnerungen versunken. Als Draco auf ihn zutrat und ihn am Handgelenk packte, schreckte er hoch und macht Anstalten, sich loszureißen, aber Draco würde kein Risiko eingehen. “Nein, Potter. Egal in welchen Höllenschlund diese Reise führt, du wirst mit mir kommen, und mögen sämtliche Dämonen der Finsternis dort über dich herfallen.“
Potter antwortete nicht, aber der Hass in seinen Augen war Antwort genug. Er umfasste ebenfalls Draco’s Handgelenk und drückte dabei so fest zu, als wolle er ihm den Arm brechen.
Dann warf er sich ohne ein weiteres Wort in die Finsternis hinein und riss Draco mit sich.
“Sssi ashnách deshái”
Ihr Weg führte nach unten, durch Glätte, Schwärze und endlose Serpentinen, immer weiter nach unten. Wie eine dämonische Schlange wand sich das Rohr um sie herum, zog sie in die Tiefe, warf sie in die Höhe, nur um sie anschließend wieder aufzufangen und in erneutem Strudel mit sich zu reißen. Aber was auch geschah, sie ließen einander nicht los, ihre Finger krallten sich nur noch fester um den Arm des Feindes, des einzig Fühlbarem inmitten des sinnverwirrenden Chaos.
Sssi nathrách bethúd
Die Röhre senkte sich, wurde eben und endete, indem sie die beiden Zauberer unsanft zu Boden fallen ließ. Sie rappelten sich hoch, ließen einander los, ohne ein Wort oder auch nur einen Blick zu wechseln. Draco hob den Zauberstab und blickte sich um, im schwachen Licht seines Lumos! konnte er einen steinernen Gang erkennen, der sich um sie herum öffnete, und sich schließlich in der Finsternis verlor. Sie mussten sich meilenweit unterhalb des Schlosses befinden.
Sssi sharách lachái
Der Boden war feucht und uneben. Kein Problem für Potter’s Muggle-Turnschuhe, aber Draco musste des Öfteren die Arme zur Balance ausbreiten, um auf den glitschigen Steinen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Zum Glück war Potter voran gegangen und achtete nicht auf ihn. Irgendwann blieb er jedoch so plötzlich stehen, dass Draco beinahe gegen ihn gerannt wäre. Vor ihnen war der Gang zu Ende. Eine solide Steinwand richtete sich auf.
Ashar’ra varísss sssa’sssud.
Zwei ineinander verwobene Schlangen, die einander in den Schwanz bissen und so ein Oval bildeten, wanden sich über den glatten Stein. Im ersten Moment dachte Draco, es sei nur das flackernde Spiel des Lichts auf ihren glitzernden Schuppen, das den Eindruck der Bewegung vortäuschte, doch schon einen Augenblick später war er sich da nicht mehr so sicher. Potter’s Worte hatten die Schlangen in Bewegung versetzt. Sie schoben sich auseinander und nahmen die Wand mit sich.
Und mit einem Mal wusste er ganz genau, wo er sich befand...
“Sssi ashnách deshái
Sssi nathrách bethúd
Sssi sharách lachái
Ashar’ra varísss sssa’sssud.“
Er hätte Erfurcht verspüren müssen, hier auf Slytherin’s heiligem Boden zu stehen, doch stattdessen war es nur Angst, die in seine Seele kroch und sich hämisch in seinen Eingeweiden zu winden schien. Welchen Grund hatte Potter, ihn ausgerechnet hierher zu bringen? Was bezweckte er damit?
Steinerne Säulen säumten die Kammer der Mysterien, schlangengleich erhoben sie sich in die Höhe, und sicherlich waren es aus Stein gehauene Schlangen, die sich in grotesker Verzierung um die Säulen wanden. Reglose Augen starrten ihnen entgegen, gespaltene Zungen ringelten sich aus offenen Mäulern, hochaufgerichtete Körper, die nur darauf lauerten, zuzustoßen und ihre giftigen Fangzähne in ihre wehrlosen Opfer zu schlagen.
Aber ich bin ein Zauberer und ich bin nicht wehrlos. Und das Einzige, worum ich mir Sorgen machen muß, ist mein Gegner in diesem Duell.
Harry Potter...
Mein Feind, mein Rivale, meine Nemesis
Mein Schicksal, mein Fluch...
Ein Fluch, der heute Nacht enden würde.
Inmitten der Kammer, dort wo sich die Säulengalerie zu einem großen Platz weitete, stand das überlebensgroße Bildnis Salazar Slytherin’s. Dort bezogen die beiden Kontrahenten Position, während der alte Meister mit strenger Miene auf sie hinunter blickte. Seinen steinernen Augen schien nichts, aber auch gar nichts zu entgehen. Unheilvoll glänzten sie im schwachen Licht und harrten der Dinge, die noch kommen würden..
Ein Duell unter Slytherin’s Augen? Endlich schien Draco’s Furcht zu verebben. Potter hatte einen Fehler begangen, ausgerechnet diesen Ort für ihre alles entscheidende Konfrontation auszuwählen. Hier war die Kraft der Schlange auf seiner Seite. Die ganze unterirdische Halle schien geradezu zu vibrieren vor uralter und mächtiger Magie.
Aber Slytherin half auch nur denen, die sich selbst zu helfen wussten. Mit grimmiger Miene umklammerte Draco seinen Zauberstab fester und als sie einander knapp zunickten - Verbeugung konnte man es nicht wirklich nennen - wich sein Blick nicht eine Sekunde lang von den Augen des Gegners.
Innerlich konnte er es noch gar nicht fassen, dass es wirklich soweit war. Der Moment auf den er Jahr um Jahr gewartet hatte, war tatsächlich angebrochen. Draco Malfoy gegen Harry Potter.
“Eins noch.“ Auch Potter hatte den Zauberstab bereits gezogen und hielt ihn in zeremonieller Haltung vor sein Gesicht. “Wenn ich dieses Duell gewinne, dann lässt du mich und meine Freunde in Ruhe und zwar endgültig. Hast du mich verstanden, Malfoy?“
“Du meinst wohl, falls du dieses Duell gewinnst,“ zischte Draco zurück. “Und da wir gerade bei Bedingungen sind...“
“Ich höre.“
Am liebsten hätte er gesagt: ’Spring vom Gryffindorturm’ oder zumindest ’Verlass’ die Schule’. Aber selbst in seinem unbezwingbaren Hass war ihm bewusst, dass Potter auf solche Forderungen niemals sein Wort geben würde. Nein, es musste etwas anderes sein, und trotzdem sollte es ihm wehtun. So richtig wehtun.
Ein hinterhältiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. “Du wirst aus dem Quidditch Team aussteigen.“
Trotz der Düsternis um sie herum, glaubte Draco zu sehen wie sein Feind für einen Moment blass wurde. Potter ließ sich jedoch keine Schwäche anmerken, als er kühl und unbeteiligt nickte. “Ja, aber ich werde nicht verlieren. Nicht gegen dich.“
Draco verkniff sich ein ’Wir werden ja sehen, Potter,’ als er den Zauberstab nach oben schwang, denn die Zeit für Worte war entgültig vorbei.
Jetzt begann die Zeit des Kampfes.
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Seelenfeuer
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Lyrics by Yamato,
Music: Cadence of Her Last Breath by Nightwish
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Wie auf ein geheimes Zeichen hin, beginnen sich beide Kontrahenten zu bewegen. Aber anstatt sich, wie bei Duellen sonst üblich, umzudrehen, weichen sie rückwärts auseinander. Ohne jemals ihre Blicke abzuwenden, umkreisen sie einander falkengleich, Zauberstäbe in Abwehrhaltung, auf jeden möglichen Angriff des Gegners vorbereitet.
Ist es wilde Magie, die plötzlich freigesetzt wird, oder beginnt die geballte Kraft ihres aufflammenden Kampfgeistes auch auf ihre Umgebung einzuwirken?
Etwas verändert sich, die steinernen Schlangen um sie herum scheinen plötzlich zum Leben zu erwachen. Die dämmernde Glut ihrer Augen taucht den Kampfplatz in geisterhaftes Licht. Selbst ihre Körper bewegen sich, weichen auseinander, um den Kämpfenden mehr Platz zu verschaffen. Es ist, als spüre die Kammer selbst, dass heute Nacht etwas Bedeutsames vorgeht.
Licht und Finsternis,
Verwoben durch den alten Fluch,
Die Fehde brennt in uns
Hat entzündet kalte Glut.
Zuckende Blitze durchschneiden die Luft, als die ersten Zauber mit Wucht aufeinanderprallen. Harry hat zuerst angegriffen und versucht schon einen zweiten Expelliarmus! hinterher zu feuern, während der erste noch rotfunkelnd durch die Luft knistert, von Draco’s Deflecto! aus seiner Bahn geworfen. Der Gryffindor hat die schnellere Reaktion, aber das endlose Training der Formen macht sich endlich bezahlt. Routiniert gleitet Draco über in den nächsten Entwaffnungszauber, ein fließender Bewegungsablauf, welcher ihn nur eine Vierteldrehung und einen knappen Schlenker des Handgelenks kostet.
Verbunden und entzweit...
Genau wie Vater es ihn gelehrt hat. Ein messerdünnes Lächeln liegt auf Draco’s blassen Lippen, siegessicher blitzen seine Augen dem Feind entgegen. Harry bricht seinen Zauber ab und wirft sich stattdessen zur Seite, den Umhang weit ausgebreitet, um seinem Gegner möglichst viel falsches Ziel zu bieten. Die Macht des Zaubers durchreißt den dunklen Stoff, wo er jedoch ungenutzt verglüht. Der Zauberstab liegt immer noch immer fest und sicher in Harry’s Händen und wird in einem Wirbel um ihn herumgeschwungen, um magische Energie für den nächsten Angriff zu sammeln.
Aus Zorn und Hass erwacht,
In meiner Seele entflammt. ..
Draco wechselt in eine neue Position, reißt seinen Stab nach oben, riskiert für einen kurzen Moment seine gesamte Vorderseite als Ziel zu bieten, um Harry eine neue Verwünschung entgegenzuschleudern. Sein Maneuver ist äußerst waghalsig, denn er hat jetzt keine Möglichkeit mehr, Harry’s Relashio! auszuweichen, welcher ihn mitten in die Brust trifft, ihn um mehrere Fuß zurückstößt und schließlich zu Boden schleudert. Draco wirft sich zur Seite, um zumindest seinen Sturz abzufangen, er rollt über den Boden und umklammert seinen Zauberstab, um ihn bloß nicht zu verlieren.
Es gibt kein Morgen mehr, die Zeit bleibt steh’n,
Vereint in uns’rem Kampf
Aus Tod und Wiederkehr
Wird untergeh’n, die Welt, die du und ich gekannt.
Im Herzen eingebrannt, zu Asche nur,
werden Fleisch und Knochen....
Doch das Risiko hat sich gelohnt, denn auch der Impedimenta! hat sein Ziel gefunden. Harry steht wie erstarrt mitten in der Bewegung, nur seine Augen rollen wild hin und her, während er krampfhaft versucht, sich zu bewegen. Sein ausgestreckter Zauberstab deutet noch immer auf Draco wie ein anklagender Zeigefinger, seine Hände zittern leicht von der Anstrengung, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, glitzern zwischen dem zerzausten schwarzem Haar.
...bis in Ewigkeit.
Hat der Zauber getroffen? Noch weiß Draco es nicht, denn er will kein weiteres Risiko eingehen. Über den Boden rollend, sucht er Schutz hinter einer der Schlangensäulen und rappelt sich erst in sicherer Deckung hoch, um die Situation genauer in Augenschein zu nehmen. Potter steht noch immer reglos, nicht in der Lage, sich zu rühren. Erst zögerlich, dann entschieden, tritt Draco einen Schritt auf ihn zu, verlässt den geschützten Ort hinter der Steinsäule. Er schwingt den Zauberstab in Formation für einen Stupefy!, lässt den Zauber aber nicht frei, während er Harry hasserfüllt anstarrt. Noch nicht. Er will den Moment genießen, in dem er seinen Gegner endgültig besiegt.
Die Leidenschaft entfacht (tief in mir, tief in mir, tief in mir, tief in mir)
Wozu hast du mich verdammt? (jetzt und hier, jetzt und hier, jetzt hier, jetzt und hier)
Draco tritt noch ein Stück näher, seine Gedanken überschlagen sich, als er direkt vor seinem Erzfeind steht und mit siegessicherer Miene in dessen funkelndgrüne Augen blickt. Triumph steigt in ihm auf, berauschend und prickelnd süß wie Perlenchampagner. Wird nun am Ende der langen Reihe aus Demütigungen und schmählichen Niederlagen endlich der Sieg stehen? Ist dies der Augenblick, in dem sich alles ändern wird?
Rosenblüte weiß wie Schnee
Färbt sich purpurrot in meinem Blut.
Immer noch kann Harry sich kaum rühren, doch es gelingt ihm mit Mühe und Not seinen Fuß loszureißen, ihn um wenige Zoll nach vorne zu schieben. Wieder einmal hat Draco zu lange gezögert, er stolpert, und sein Zauber schießt hoch in die Luft, anstatt den Gegner zu treffen. Ein feuriger Blitz erleuchtet die Kammer, blendet Draco, und als er noch versucht seine Balance wiederzufinden, greift eine Hand nach seinem Handgelenk und entreißt ihm den Zauberstab, welcher mit einem lauten Klackern zu Boden fällt.
Des Schicksal’s Band bindet mich an dich...
Nein, verdammt, er wird es nicht zulassen. Mit der Kraft der Verzweiflung wirft Draco sich nach vorne und reißt Potter mit sich zu Boden. Dies ist sein Kampf, sein Sieg, sein Triumph, und er ist schon zum Greifen nahe. Wieder einmal steht er genau am selben Punkt, wie schon so oft in seinem Leben, er hat ihn fast besiegt, aber auch nur fast. Keuchend drückt er den weichen heißen Körper unter sich gegen den kalten Stein, versucht ihm jede Bewegungsfreiheit zu nehmen. Körperliche Berührung schickt sich nicht für ein anständiges Zaubererduell, aber wenn er Potter mit den Methoden der Muggles besiegen muss, dann soll es eben so sein, es kümmert ihn nicht mehr. Sein Zauberstab ist verloren, doch wenn er rechtzeitig an Potter’s herankommt, dann...
Aus Zorn und Hass erwacht, (wilde Gier, wilde Gier, wilde Gier, wilde Gier)
In meiner Seele entflammt.
Potter wirft ihn herum, sie rollen über den Boden, versuchen einander krampfhaft den Zauberstab zu entwinden, ihre Muskeln angespannt, ihre Hände umklammert, fieberhaft, atemlos. Heißes Blut schießt durch Draco’s Körper, Potter ist ihm zu nahe, so nahe wie in seinen Phantasien. Es ist unwirklich, beinahe wie ein Traum, ihn Leib an Leib, Haut an Haut zu spüren, nur der dünne Stoff ihrer Roben ist es, der sie trennt. Eine Vision, die plötzlich Gestalt angenommen hat, herausgetreten aus den Schatten seines Geistes.
Die Leidenschaft entfacht (tief in mir, tief in mir, tief in mir, tief in mir)
Wozu hast du mich verdammt? (jetzt und hier, jetzt und hier, jetzt hier, jetzt und hier)
Ist Hass das brennende, das verlangende Gefühl, das er mit jeder Faser seines Körpers spürt? Oder ist es etwas anderes, etwas das sich nicht in Worte fassen lässt? Eine Art von Gier, ein geheimes ’Ich will, ich will, ich will’, das sich irgendwann, einem trojanischen Pferd gleich, in seine Seele geschlichen hat und sich jetzt dort entfaltet wie eine überaus süße und giftige Blume.
’Wie kann ich ihn besiegen, wenn ich gar nicht weiß, was ich eigentlich will?’ ist die Frage, die ihn jahrelang quälte, die Frage, auf die es nie eine Antwort gegeben hat. Kurze Siege, wenn er ihm wieder eins reingewürgt hatte, kleine Momente der Linderung, wenn er sich mit einer seiner Phantasien Erleichterung verschaffte, aber niemals eine Antwort. Und jetzt, über dem bebenden Körper des Feindes scheint es ihm, als habe er sie gefunden...
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Mit einem Ruck riss er Potter’s Arme nach oben, zog ihm die Handgelenke hoch über den Kopf, bevor er ihn wieder zu Boden drückte und ihn unter sich begrub. Wohlige Schauer brandeten durch seinen Körper, als er die zappelnden Bewegungen unter sich fühlte, hilflos und fieberhaft wie der Kampf eines gefangenen Tieres.
Noch mochte Potter glauben, dieser Angriff sei nur ein weiteres taktisches Maneuver in ihrem Gefecht. Dennoch schien sein gesamter Leib zu erzittern, als Draco die Hüften gegen sein Becken presste, seine Muskeln verkrampften und verhärteten sich. Mit einem Kniestoß teilte Draco Harry’s Schenkel und stützte sich auf dem Boden ab, um den Druck zu verstärken und wieder wegzunehmen, ganz wie es ihm beliebte.
Er hob den Kopf und musterte seinen Rivalen kalt. Ein ungläubiger, ja geradezu fassungsloser Ausdruck war in Harry’s Augen getreten, um nur wenige Sekunden später einer entsetzten Grimasse zu weichen, einer Mischung aus Wut, Panik, und hitziger Erregung. Unbändig warf er sich hin und her, wand sich unter dem grausamen Spiel und konnte doch nicht verhindern, dass sich seine Bewegungen dem Rhythmus anpassten, den Draco vorgab.
Draco unterdrückte einen grollenden Laut, welcher unerwartet in seiner Kehle aufstieg. Eine wohlbekannte Hitze breitete sich in ihm aus, schien lodernd in ihm aufzuflammen. Doch erst jetzt wurde ihm bewusst, dass alles, was er bisher empfunden hatte, nicht an diese Leidenschaft heranreichte. Im Vergleich dazu waren all die Feuersbrünste und rasenden Buschbrände nicht mehr als winzige Funken gewesen, Funken, die er hatte kosten dürfen, wenn er Harry nahe war, bis sie im nächsten Windhauch des Alltagslebens verflogen. Jetzt aber tobte ein höllisches Inferno in seinem Innersten, schaltete seinen Verstand aus und ersetzte jeden klaren Gedanken durch die Begierde, die in seinen Adern pulsierte.
’Nein, ich darf das nicht zulassen...’ Wild stießen seine Hüften nach vorne. ’Dies ist mein Kampf, mein Sieg, mein Triumph, ich muss um jeden Preis die Kontrolle behalten...’
Mit eisernem Willen bekämpfte er den Aufruhr in seinem Inneren und zwang sich dazu, wieder zu sich selbst zu finden und bei klarem Verstand zu bleiben. Was auch immer seine Sinne zur Raserei brachte, war längst auf Potter übergesprungen, er konnte die Veränderung in dessen Körper deutlich spüren. Ein letztes Mal rieb er sich an ihm, bevor er sich zurückzog und im nächsten Moment ging er das Risiko ein und ließ Potter’s Hände los.
Anstatt ihn fortzustoßen, anstatt sich endlich aus dieser misslichen Lage zu befreien, umfasste Harry Draco’s Hüften und krallte seine Finger in dessen Gesäß. Als hätte ein wilder animalischer Instinkt von ihm Besitz ergriffen, bäumte er sich unter ihm auf, versuchte verzweifelt, ihn wieder zu sich
heranzuziehen, die erlösende Berührung zurückzufordern, die Draco ihm auf so hinterhältige Weise versagte.
Er wehrte sich kaum dagegen, dass Draco ihn nicht gerade sanft packte, und mit der anderen Hand die Knöpfe seiner Robe öffnete. Darunter trug er eine von diesen Muggle-Hosen mit diesen metallenen Zähnen, die sich mit einer einzigen Handbewegung aufziehen ließen. Und darunter eine Unterhose, die ihm viel zu groß war und fast bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichte. Draco hätte beinahe laut losgelacht, während er mit sicheren Bewegungen die Schnürungen seiner eigenen Hose löste.
“Verdammt, lass’ mich!“ Die Schamröte schoss Harry ins Gesicht und er machte einen halbherzigen Versuch, sich aus Draco’s festem Griff zu befreien. Aber Draco dachte gar nicht daran, seinem Erzfeind auch nur einen Hauch von Gnade zu gewähren. Seine Finger rieben und kneteten, ertasteten einen bebenden Herzschlag, welcher hart unter seinen Fingerspitzen pulsierte. Im nächsten Moment drückte er fest zu und versagte Potter ein zweites Mal die ersehnte Erlösung.
Dessen Reaktion war noch weitaus heftiger, als beim ersten Mal, er krümmte und wand sich, und stieß wütende Protestlaute aus, einige mit Flüchen vermischt, bis er schließlich erschöpft niedersank.
Einen Moment lang verharrten sie beide reglos, gefangen in der Glut des Augenblicks. Wissend um das Pochen ihrer Herzen, das schier unbezähmbare Sehnen ihrer Lenden, die Grenzen, die sie beide im Begriff waren zu überschreiten.
Oder auch schon längst überschritten hatten.
Draco verlangte nach Harry mit solcher Macht, dass es ihm den Atem raubte. Hier auf Slytherin’s heiligem Boden wollte er ihn besiegen, ihn demütigen, ihm Unterwerfung diktieren. Sich an ihm laben wie ein Raubtier an seiner Beute, ein Eroberer an seinem Sklaven. Ihn ganz und gar in Besitz nehmen.
Du bist mein, Potter. Und wenn du mich dafür tötest, du bist mein.
Ohne noch länger zu zögern, warf er Harry herum, rollte ihn auf den Bauch, zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Muskeln nach, während er störende Kleidung aus dem Weg schob. Er grub ihm die Zähne in den Nacken, kostete den Salzgeschmack seiner Haut, als er sich auf ihm niederließ und sich erneut zwischen seinen Schenkeln versenkte. Weich und heiß rieben sie an seiner nackten Haut. Gierige Hände umfassten sein Becken, Fingernägel gruben sich in sein Fleisch. Schonungslos stießen seine Hüften nach vorne, wieder und immer wieder, bis ihm die Sinne schwanden und seine Schreie sich in wilder Verzückung mit denen seines Erzfeindes verbanden. Miteinander verschmolzen, wie es ihre beiden Körper schon längst getan hatten. In einer Feuersbrunst, einem Erdbeben, im Mittelpunkt des Sturms.
In der Dunkelheit einer mondlosen Nacht, im tiefsten Höllenschlund unter den Mauern von Hogwarts schrieben Draco Malfoy’s Berührungen einen immerwährenden Fluch in Harry Potter’s ganzes Sein. Erst Jahre später, an einem ähnlich finsteren Ort, sollte ihm bewusst werden, dass dieser Fluch nicht nur Harry’s Seele, sondern auch seine eigene auf ewig gebrandmarkt hatte.
Tsuzuku...
*
The sun is sleeping quietly
Once upon a century
Wistful oceans calm and red
Ardent caresses laid to rest
For my dreams I hold my life
For wishes I behold my nights
The truth at the end of time
Losing faith makes a crime
I wish for this night-time to last for a lifetime
The darkness around me - shores of a solar sea
Oh how I wish to go down with the sun
Sleeping
Weeping
With you
*
Ending Credits:
Quotes: Die Dialogzitate stammen diesmal aus dem dritten und vierten Band HP und der Gefangene von Azkaban und HP und der Feuerkelch, wobei ich wieder die englischen Bücher als Vorlage verwendet habe. Deshalb weicht der Dialog von der deutschen Ausgabe ab. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Szenen aus Draco’s Erinnerung erzählt wurden und er sieht manches vielleicht anders als Harry, dessen Perspektive wir in den Büchern haben.
Diesmal hab’ ich auch ausnahmsweise mal ein Zitat aus einer absolut genialen TV-Serie geklaut. “Zähl mal bis zehn, weil ich ’ne halbe Stunde Ruhe brauche,“ stammt von Alex aus: Mein Leben und ich. Erwähnen sollte ich vielleicht auch noch "Du bist mein, Potter. Und wenn du mich dafür tötest, du bist mein.", da ich gestern beim Fernsehen festgestellt habe, dass Mummy Fortuna fast die selben Worte zur Harpie sagt. So leicht verwendet man Zitate, ohne es zu merken. *seufz*
Jetzt zum leidigen Thema Songlyrics: Verloren ist von Subway to Sally und ich verwende den Song nur in denjenigen FF-Archiven, die fremde Songlyrics auch tatsächlich erlauben. Sleeping Sun ist von Nightwish. Da der Song nur in der Kurzfassung (eine Strophe und ein Refrain) verwendet wird, fällt er rechtlich gesehen noch unter Zitate. Die Lyrics von Pureblood Victory stammen von mir. Die Lyrics von Seelenfeuer sind ebenfalls von mir, nur die dazu passende Melodie stammt von dem Song Cadence of Her Last Breath von Nightwish.
Und nun folgt ein kleiner Ausflug in Lucius’ Bibliothek: “Kenne deinen Feind wie dich selbst“ ist wieder ein Zitat aus The Art of War von General Sun Tzu. “Was dich nicht tötet, macht dich stärker“ stammt von Friedrich Nietsche und “Eine Verteidigung ist nur dann gut, sicher und von Dauer, wenn sie nur auf dir selbst und deinen eigenen Fähigkeiten beruht“ ist aus Il Principe von Niccolo Machiavelli. “Schwachheit, dein Name ist Weib“ ist aus... na... na? Hamlet, natürlich. Und wer das geschrieben hat, brauch’ ich wohl gar nicht erst zu fragen. Slatko war gestern, Shakespeare ist ewig.
Acknowledgements: Die Idee, einen Teil der Story rückwärts zu erzählen, stammt aus dem Film Memento. Draco’s Tagebucheinträge wurden inspiriert von The Secret Diary of Adrian Mole aged 13/4 von Sue Townsend und dieses Mal auch ein wenig von Mein Leben und ich
Die in der Geschichte verwendeten Rituale sind allesamt frei erfunden und haben rein gar nichts mit echten religiösen oder mystischen Ritualen zu tun. Auch wenn ich gern mal das eine oder andere Element aus Mythologie und Religion ausleihe, will ich damit keine Glaubensrichtungen angreifen oder gar ins Lächerliche ziehen.
Thanks: Diesmal geht mein Dank an meinen Harry, der mir einige Szenen betagelesen hat und mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Und natürlich an all die tapferen Leser, die meine lange und verworrene Story auch nach Jahren des Bangens und Wartens noch nicht aufgegeben haben.
Amicus Draconis wird weitergehen. Das ist kein Versprechen, sondern eine Drohung.
* * *
January 1999, Gegenwart
Ich hätte mich nie auf dich einlassen dürfen...
Ich war zu schwach. Ich war viel zu schwach. Wenn ich von Beginn an meinem verräterischen Herzen Einhalt geboten und deinem grausamen Spiel widerstanden hätte, dann hätte ich auch niemals so viele Menschen ins Unglück gestürzt. Es ist meine Schuld. Ganz allein meine.
Niemals hätte ich das tun dürfen, niemals...
Ich verfluche dich, du verdammter Bastard, und ich verfluche meine eigene Dummheit. Ich war eine leichte Beute für deine Lügen. Du hast mir Gefühle vorgegaukelt, die du niemals hattest und ich, der jahrelang ohne Zuwendung leben musste, der sich danach sehnte wie ein Verdurstender nach dem Wasser, bin darauf hereingefallen.
Meine Liebe und dein Verrat haben den Tod über unsere Welt gebracht.
Eine Stimme in meinem Inneren hat mich immer gewarnt, aber ich habe nicht auf sie gehört. Ich wollte nicht mehr hören, ich wollte einfach nur fühlen. Deine Küsse auf meinen Lippen, die Wärme deines Körpers, wenn du mich im Arm hieltst, die Leidenschaft, die in uns beiden brannte, wenn wir einander nahe waren.
Die Welt verlangt von mir, dass ich ein Auserwählter bin, ein Held, ein Kämpfer für das Licht. Dinge, die ich nicht sein möchte, in die ich mich aber letztendlich gefügt habe. Für meine Freunde und alle, die auf meine Hilfe vertrauen.
Alles, was ich für mich selbst wollte, war ein kleines bisschen Glück. Aber das war zuviel verlangt.
Ich bin nicht auf diese Welt gekommen, um zu lieben und glücklich zu sein. Ich bin auf diese Welt gekommen, um mein Schicksal zu erfüllen.
Denn ich hab’ dich geliebt, Draco Malfoy, bei allem, was gut und heilig ist, ich hab’ dich wirklich geliebt.
Und genau deshalb kann ich dir niemals vergeben, was du getan hast.
Genauso wenig wie ich mir selbst vergeben kann...
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Amicus Draconis - 2nd Cycle: Cycle of the Snake - Part 16: That I Must Love a Loathéd Enemy Coming January 2010
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Si ruber leo dracoque viridis conjuncti erunt, porta aeternitatis aperietur.