Schrecken ohne Ende [Angst: "Ich kann nicht mehr" - Für mich]

Jul 15, 2019 19:33

Titel: Schrecken ohne Ende
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Angst: "Ich kann nicht mehr" - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: P16/Mature
Genre: Slash, Angst, Drama, hurt/no comfort
Warnungen: Domestic Violence!
Zusammenfassung: Klaus konfrontiert Alex wegen dessen Steroidmissbrauchs...
Wörter: ~1400
Anmerkungen: Ich betreibe mal wieder ein bisschen Headcanon-Erforschung, dieses Mal zu "Von unerwarteter Seite". Ich habe dafür eine nicht chronologische Erzählstruktur geplant, deswegen spiele ich gerade ein bisschen mit verschiedenen Szenen herum. Schaue, wie sie besser wirken, welche wichtig sind, welche eher nicht, etc. Von daher kann es sein, dass das eine oder andere etwas redundant wirkt. Ich hoffe das stört nicht zu sehr.

Gehört zur Serie "Von unerwarteter Seite", genauso wie "Blaue Flecken", "Zuhause", "Widerspruchslos", "Die Anzeichen waren da...", "Zerbrochen", "Halten", "Böse Überraschung", "Dichtung und Wahrheit", "Ende und Anfang", "Versprochen", "Ungut", "I will always love you", "Augen auf und durch", "Zähne zusammenbeißen" und "Nach Hause".


Schrecken ohne Ende

Klaus saß im Wohnzimmer im Fernsehsessel und wartete auf Alex. Er hatte die Wohnungstür genau im Blick. Es war dunkel. Der Fernseher war aus, das Licht auch. Nur die Straßenlaternen unter dem Fenster und die vorbeifahrenden Autos warfen ein fahles unruhiges Dämmerlicht herein. Alex kam in letzter Zeit selten vor zehn Uhr nach Hause. Vorlesungen, Seminare, Forschung für sein neues Buch, Vorträge, Colloquien, irgendwas war immer. Und wenn nicht, dann war er noch im Fitnessstudio. Trainieren, fit werden, gesund bleiben, spritzen.

Klaus drehte die leere Spritze zwischen den Fingern. Er hatte sie heute früh im Bad gefunden. Beim Putzen. In der Ecke unter dem Badezimmerschrank. Und im Mülleimer lagen noch mehr. Es war noch nicht ganz zwei Wochen her, dass sie darüber gesprochen hatten. Das Gespräch endete mit einer Platzwunde und ein paar üblen blauen Flecken für ihn, aber Alex hatte ihm versprochen, dass er dieses Teufelszeug aufgeben würde. Für ihn, für sie beide, für ihre Zukunft. Er hatte geglaubt, Alex endlich erreicht zu haben.

Ein Irrtum, wie er jetzt wusste. Natürlich waren da Verdachtsmomente gewesen. Alex war so gereizt, kam nur noch zum Schlafen nach Hause, schloss sich plötzlich im Bad ein, obwohl er doch sonst immer darauf beharrt hatte, dass man sowas in einer Beziehung nicht macht. Klaus hatte nichts gesagt. Hatte ihm geglaubt, ihm glauben wollen. ‚Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils‘, daran glaubte er. Er war schließlich Polizist. Unter dem Fenster fuhr ein Auto vorbei. Die Nadel blitzte auf im hereinfallenden Scheinwerferlicht. Da hatte er den Beweis.

„Warum sitzt du im Dunkeln?“

Eine Sporttasche knallte auf den Boden. Klaus zuckte zusammen. Die Nadel streifte seinen Unterarm. Es brannte. Das Herz hämmerte in seiner Brust.

Alex stand in der Wohnzimmertür, die Arme vor der Brust verschränkt. Eine massige schwarze Silhouette gegen das Licht der Flurbeleuchtung. Klaus nahm einen zittrigen Atemzug, versuchte sich zu beruhigen. Das war nur Alex. Sein Freund.

„Ich warte auf dich.“

„Jetzt bin ich ja hier.“ Alex zuckte mit den Schultern. Dann drehte er sich um, kickte die Tasche in Richtung Badezimmertür - Klaus würde sie später ausräumen und alles waschen - und ging. „Komm ins Bett, ich bin müde“, sagte er noch über die Schulter hinweg.

„Du bist spät. Ich hab’ mir Sorgen gemacht.“

Klaus hielt den Atem an. Er wusste, dass er damit eine Grenze überschritten hatte. Er hatte den Elefanten angesprochen, der da seit Tagen mitten im Raum saß. Ein scharfes Kribbeln kroch durch seinen Nacken, seine Finger zitterten. Die Spritze glitt ihm aus der Hand, fiel auf das Laminat. Das Geräusch war kaum hörbar, aber Alex hatte schon immer ein gutes Gehör.

„Was war das?“

„Nichts. Klaus bückte sich schnell, tastete im Dunkeln nach der Spritze, erwischte schließlich die Nadel, packt zu, versuchte das Corpus Delicti in seiner Hand zu verbergen. „Mir ist nur…“

Eine Hand schloss sich um sein Handgelenk, er wurde hochgerissen, stand mit einem Mal Brust an Brust mit Alex. Er hatte keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist. Die Hand drückte zu, ein Daumen bohrte sich in sein Handgelenk. Er biss die Zähne zusammen, hielt dagegen. Die Nadel stach in seine Handfläche. Der Schmerz zog bis hoch in den Ellbogen. Tränen traten ihm in die Augen.

„Alex, bitte, du tust mir weh.“

„Was hast du da in der Hand?“

Der Druck wurde stärker. Klaus gab auf, öffnete die Hand. Die Nadel steckte tief in seinem Handballen. Alex riss sie heraus, schleuderte sie zu Boden, zertrat sie unter seinem Absatz. Klaus wurde beim Revers gepackt, nach vorn gerissen. Ein paar Blutstropfen liefen über seine Handfläche.

„Wo hast du die her?“

Sein Gesicht war zu einer Fratze verzogen, die Augen so weit aufgerissen, dass das Weiße sichtbar wurde, der Mund wutverzerrt. Speicheltröpfchen schossen bei jedem Wort aus seinem Mund, trafen Klaus im Gesicht. Alex schüttelte ihn. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert, seine Zähne schlugen aufeinander.

„Gefunden. Im Bad unter dem Schrank“, presste Klaus hervor.

„Spionierst du mir etwa hinterher?“

Alex’ Stimme war nur noch ein Zischen. Klaus schüttelte den Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Ich würde doch niemals…“ Alex zog die Augenbrauen zusammen. Er glaubte ihm nicht. Oh Gott, er glaubte ihm nicht. Er dachte wirklich… Klaus schüttelte wieder den Kopf, wieder und wieder. Panik stieg in ihm auf, schnürte ihm die Kehle zu. Er musste Alex klar machen, worum es wirklich ging. Er machte sich doch nur Sorgen, er liebte Alex doch.

„Ich … ich wollte wirklich … ich hab’s versucht … für dich… ich… ich liebe dich doch… “ Seine Stimme brach, war kaum noch mehr als ein ersticktes Wispern. Tränen rannen seine Wangen hinab. Er war so pathetisch. „Hör’ auf damit! Bitte! Für uns… ich… ich kann nicht mehr.“

Er wurde herumgerissen und krachte rücklings gegen die Wand, bevor er überhaupt wirklich begriffen hatte, was eigentlich passiert war. Sein Hinterkopf kollidierte mit der Wand, ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Kopf bis in die Augen. Sterne tanzten vor seinen Augen. Er stöhnte.

„Du kannst nicht mehr?“ Ein Arm lag quer über seiner Brust, presste ihn mit viel zu viel Druck gegen die Wand. Das Atmen fiel ihm schwer. Jeder Atemzug eine Kraftanstrengung und nie bekam er genug Luft in die Lungen. Die Sterne wurden mehr.

„Alex…“, japste er. „Bitte…“

Er griff nach Alex Arm, versuchte ihn wegzudrücken - mit beiden Händen. Er hatte keine Chance. Alex lehnte sich mit einem Ruck nach vorn. Klaus’ Rippen knackten, alle Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. In seinen Ohren rauschte das Blut, sein Gesichtsfeld trübte sich ein, mehr und mehr verschwand aus seinem Fokus, bis nur noch Alex’ wutverzerrtes Gesicht sah.

„Du kannst nicht mehr, ja? Du, ausgerechnet du? Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Du sitzt da mit deinem netten sicheren Beamtenjob und musst dir keine Gedanken machen, wie es weitergeht. Du weißt doch gar nicht, wie das ist, jedes Jahr wieder um seine Lehraufträge fürchten zu müssen, für einen Hungerlohn zu schuften. Studenten betreuen, Seminare geben, forschen, veröffentlichen und bloß immer da zu sein, damit man sich an dein Gesicht erinnert, wenn dann doch mal eine Stelle zu vergeben ist. Immer gute Miene zum bösen Spiel machen. Aber du kannst nicht mehr! Schöner Witz!“

Klaus machte den Mund auf, wollte etwas sagen, doch er kam nicht mehr dazu. Alex riss ihn herum, stieß ihn mit aller Kraft von sich. Klaus stolperte zwei Schritte rückwärts, stolperte über eine Teppichkante, schlug der Länge nach auf den Boden. Seine ganze Seite explodierte in Schmerz, im ersten Augenblick wusste er kaum, wo oben und unten war. Er stöhnte, krümmte sich zusammen. Etwas traf ihn an der Hüfte, riss ihn herum. Dann an der Schulter, an der Brust, am Kopf.

„Du schubst mich nicht herum! Du nicht!“

Alex! Er war wütend! Schläge und Tritte hagelten auf Klaus herunter. Die Schmerzen schwammen ineinander. Er konnte kaum mehr sagen, was da wehtat. Er rollte sich zusammen, barg den Kopf in den Armen, versuchte sich zu schützen, irgendwie.
Es half nichts. Ein Tritt traf ihn genau zwischen die Beine. Der Schmerz schoss durch seinen Unterleib, überdeckte alles andere. Die Sterne explodierten vor seinen Augen, ihm war übel. Galle stieg aus seinem Magen herauf. Er stemmte den Oberkörper hoch, schluckte gegen den Würgereiz. Der nächste Tritt traf seine Schläfe. Er kippte nach hinten. Die Sterne vor seinen Augen erloschen und alles wurde schwarz.

* * *

Eine Hand, die sanft durch seine Haare fuhr und ein warmer Körper, der sich gegen seinen Rücken presste, waren das erste, was Klaus wahrnahm, als er wieder zu sich kam. Wie lange war er weg gewesen? Minuten, Sekunden, nur einen Augenblick? Er konnte es nicht sagen. Sein Körper war steif und taub, als gehöre er gar nicht mehr zu ihm. Seine Schläfen pochten, er schmeckte Blut und Galle. Da war ein Wispern in seinem Ohr, wie ein Rauschen, das langsam näherkam, deutlicher wurde. Eine leise Stimme.

„Oh Gott, Klaus… es tut mir so leid. Das wollte ich doch nicht. Ich liebe dich doch. Ich will dir doch nicht wehtun. Du… du … was du gesagt hast… ich war plötzlich so wütend und dann… oh Gott, verzeih mir. Bitte! Ich brauche dich doch. Ich schaffe das nicht allein. Ich kann nicht mehr. Hilf mir. Bitte! Ich liebe dich doch.“

„Ich liebe dich doch auch“, nuschelte Klaus.

Es war die einzige Antwort, die ihm einfiel. Alex liebte ihn. Er brauchte seine Hilfe. Was wäre er denn für ein Partner, wenn er ihn jetzt allein ließe?

Kräftige Arme schlangen sich um seinen Oberkörper, pressten ihn fest gegen eine breite Brust. Wie tausend Messer zwischen die Rippen. Dankbar ließ Klaus sich wieder in die schwarze Finsternis fallen.

sk kölsch, inspiration, thots tochter, team: weiß

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